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Inselnetze

Fronius und Victron bauen in Spanien

Zwar hat die spanische Noch-Regierung und dem konservativen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy jüngst Ausschreibungen von Ökostromleistung angekündigt. Doch seit Jahren liegt das riesige Potenzial, das Spanien mit Blick auf die Solarenergie hat, weitgehend brach. Das Problem der Branche ist weniger die fehlende Förderung, sondern vielmehr die aktive Behinderung des Anschlusses von Solaranlagen ans Netz durch die Netzbetreiber. Schafft es ein Anlagenbetreiber einen Solargenerator ans Netz anzuschließen, hat er wiederum das Problem, dass Madrid eine Steuer auf den Eigenverbrauch erhebt. Damit ist der Anlagenbetreiber wieder auf eine Einspeisevergütung angewiesen, die es aber nicht gibt.

Inselanlagen von der Eigenverbrauchssteuer befreit

Um diesem Dilemma zu entgehen, setzen der niederländische Anbieter von Inselanlagen Victron Energy und der österreichische Wechselrichterhersteller Fronius auch in Spanien auf den Bau von Microgrid-Anlagen. Denn dann braucht der Anlagenbetreiber weder einen Netzanschluss noch muss er die Eigenverbrauchssteuer bezahlen. Die beiden Kooperationspartner haben schon einige solcher Anlagen nicht nur in Spanien mit ihrer Lösung errichtet. In der Nähe von Algerri in der Provinz Lleida nur gut eine Autostunde von Barcelona entfernt haben sie ein solches System für den Getreideproduzenten Cetosa – Cereals Torremorell. Weit ab vom Netz betreibt das Landwirtschaftsunternehmen zusätzlich eine Aufzuchtanlage für Ferkel. Der Strom für die gesamte Anlagentechnik wurde bisher von einem Dieselgenerator bereitgestellt, der jährlich etwa 1.700 Liter Treibstoff verbrannt hat. Jedes Jahr kostete das den Produzenten mehr als 11.600 Euro.

Bisher kaum Dieselverbrauch

Mit der jetzt installierten Anlage spart er sich den größten Teil des Diesels ein, den er bisher verbraucht hat. „In den Monaten, seit die Anlage installiert ist, lief der Dieselgenerator insgesamt zwei Stunde und 20 Minuten. Die ganze Zeit kam der gesamte Strom aus der Solaranlage,“, sagt Richard Ijzelendoorn, der für das Geschäft von Victron Energy im Mittelmeerraum verantwortlich ist. „Die Laufzeiten des Dieselgenerators sind dabei reine Wartungslaufzeiten gewesen, ergänzt Matthijs Vader, Geschäftsführer von Victron Energy. „Denn ein Diesel muss ab und zu laufen, damit auch sichergestellt ist, dass er funktioniert, wenn er wirklich mal gebraucht wird.“

Damit hat der Betreiber der Ferkelaufzuchtanlage über den gesamten Sommer hinweg kaum Dieselkraftstoff verbraucht. Wie viel Diesel tatsächlich über das gesamte Jahr hinweg verbraucht wird, wird sich in den nächsten Monaten zeigen, wenn auch in Spanien die Wintersonne etwas tiefer steht und mehr Wolken über den Himmel ziehen. Doch die Projektpartner gehen davon aus, dass sich die Anlage bei einem erwarteten Strompreis von 16 Cent pro Kilowattstunde innerhalb weniger Jahre amortisieren wird. Insgesamt 126.000 Euro hat Cetosa in das gesamte System investiert. Gegen diese Investition rechnet er aber nicht nur die Dieseleinsparung, sondern auch den vermiedenen Netzzugang, der immerhin satte 90.000 Euro gekostet hätte.

Gut aufeinander abgestimmt

Die gesamte Anlage besteht aus drei Teilen. Das gesamte Inselnetz wird gemeinsam von den Inverter-Chargern von Victron Energy und den Fronius-Wechslrichtern gebildet. Die Solaranlage mit einer Leistung von 82 Kilowatt liefert den Strom. Die Wechselrichter haben die Aufgabe, den Gleichstrom aus den Solarmodulen in Wechselstrom umzuwandeln und ihn in das Inselnetz einzuspeisen. Mit diesem Strom werden zunächst die Verbraucher versorgt. Jeder Überschuss wird in eine Batterie eingespeist, wobei 20 Kilowatt der Solaranlage auf direktem Weg mit der Batterie verbunden sind. Ist die Batterie voll und mehr Solarstrom vorhanden, als gebraucht wird, gibt der Inverter-Charger ein Signal an die Wechselrichter, die ihrerseits dann entsprechend die Einspeiseleistung reduzieren. „In diesem Fall sorgt die Frequenzstatik des Inverter-Chargers sowie des Wechselrichters für optimale Leistungssollwerte“, erklärt David Hanek, Produktmanager bei Fronius. Über diese Frequenzstatik wird auch das gesamte Inselnetz stabil gehalten. Zusätzlich kann aber die Leistung auch spannungsabhängig geregelt werden. Die Wechselrichter verfügen außerdem über verschiedene Blindleistungsregelungsfunktionen, die bei Bedarf aktiviert werden können.

Diesel bleibt nur das Backup

In der Nacht, wenn kein Solarstrom zur Verfügung steht, rechte bisher der Strom in der Batterie aus, um die gesamten Anlagen in der Aufzuchtanlage zu betreiben. Sollte doch der Strom nicht ausreichen, weil nicht genügend Sonnenenergie über den Tag hinweg zur Verfügung stand, schaltet sich der Dieselgenerator zu und speist seinen Strom über die Inverster-Charger ein. Auf diese Weise bekommt Cetosa eine stabile Stromversorgung weit ab von einem Stromnetz und zudem noch fast ohne Dieselverbrauch. (Sven Ullrich)