Es ist eine Kaskadenschaltung. Die vier Motoren summieren sich auf eine Leistung, die rund 4.000 Megawattstunden (MWh) Wärme und 1.000 MWh Strom im Jahr erbringen. Laut Lieferant der Anlage, Stirling DK, handelt es sich um die größte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK), die je mit Stirlingmotoren für Biomasse bisher errichtet wurde. Das Kraftwerk versorgt das Kneipp- und Wellness-Ressort Tabbs in Tabarz in Thüringen. Die Stadt ist die Eigentümerin der Wellness-Oase. Betrieben wird der Stirlingmotor mit Holzhackgut/Holzpellets.
Zurückführen lässt sich diese Technologie auf den schottischen Geistlichen Robert Stirling. Er präsentierte 1816 erstmals eine solche Maschine. Antrieb für seinen Erfindungsgeist war das Elend, das er um sich herum wahrnahm. Es war seine Antwort auf die sich mehr und mehr verbreitenden Hochdruckdampfmaschinen, die in dieser Zeit aufgrund technischer Mängel reihenweise explodierten und dabei viele Seelen mitnahmen.
Im Stirling bewegt sich ein Kolben. Die Auf- und Abwärtsbewegung bewirkt ein Arbeitsgas, das über Erwärmung sich ausdehnt und dadurch den Kolben in Bewegung setzt. Die Wärmequelle ist dabei erst einmal vollkommen beliebig – sie kann folglich auch Holz sein. Im Arbeitsprozess gibt das Gas seine Energie ab und schrumpft. Bei der Kraft-Wärme-Kopplung treibt der Stirlingmotor einen Generator an und dient damit der Stromerzeugung.
Das Projekt in Thüringen ist auch interessant, weil sehr viele Hoffnungen zum Thema Kraft-Wärme-Kopplung im Bereich von einstelligen Kilowatt Leistung bis zu mehreren Hundert Kilowatt elektrische Leistung für Holz auf dem Markt kursieren. Doch es gibt kaum Langzeiterfahrungen mit KWK-Anlagen auf Basis von Holz in Form von Holzvergasern im kleinmaßstäblichen Bereich. Die Praxiserfahrungen sind noch rar gesät und es ist Vorsicht geboten (ERNEUERBARE ENERGIEN 3/2011). Basis eines jeden tragfähigen Konzepts ist eine ausreichende Wärmeabnahme. Nur auf dieser kann die Kalkulation basieren, sagt der Holz-BHKW-Experte Holger Roswandowicz (ERNEUERBARE ENERGIEN 3/2011).
Stirling DK sieht sich selbst als weltweit führend in der Entwicklung und als Anbieter von Stirlingmotoren für Biomasse. Roswandowicz bestätigt die Selbsteinschätzung der Dänen aus Lyngby aufgrund seiner Erfahrungen, die er mit Herstellern gemacht hat. Ein Maß für die Trefflichkeit der Aussagen der Dänen könnte auch sein, dass sich kein Unbekannter an ihrem Unternehmen beteiligt: Der Essener Energieversorger RWE ist über seine Tochter RWE Innogy GmbH Teilhaber an Stirling DK, und zwar über die RWE Innogy Venture Capital GmbH neben Vækstfonden Hauptgesellschafter von Stirling DK. Innogy Ventures forciert mit Risikokapital die Entwicklung und Kommerzialisierung von Innovationen im Bereich der Erneuerbaren Energien in Europa. (Dittmar Koop)