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Fachaufsatz

Strategien für mehr Akzeptanz in der Windkraft

Der direkte persönliche Kontakt ist ein zentraler Schlüssel für eine bessere Verständigung. Wie können Mitarbeiter eines Projektierers in Konflikten mit Bürgern besser verhandeln? Ein Beispiel, wie es im Alltag vorkommen kann und bei uns trainiert wird: Herr Müller ist Mitarbeiter des Projektierers, Herr Paul ist Flächeneigentümer. Sein Grundstück ist die letzte Fläche in einem Eignungsgebiet des Projektierers. Das setzt Müller unter Druck.

Das Gespräch zwischen Müller und Paul verläuft zunächst ganz normal. Als es auf die Fläche kommt, mauert Paul. Er braucht kein Geld, er will seine Ruhe haben. Müller fühlt sich unwohl. Er beginnt, angespannt seine Hände zu kneten. Er argumentiert und will überzeugen. Die Verhärtung nimmt zu, es entsteht ein Pingpong der Argumente.
Was kann der Mitarbeiter tun?
• Die eigene Anspannung bewusster wahrnehmen und kontrollieren.
Das Gegenteil tun: sich zurücklehnen und dem Eigentümer richtig zuhören. Genau verstehen, was die Bedürfnisse des Eigentümers sind. Frühestens, wenn er wieder in einem guten Kontakt mit dem Eigentümer ist, einen konkreten Vorschlag machen. Für erfolgreiches Verhandeln sind vielfältige Lösungsoptionen das A und O. Wer selber unter Druck kommt, findet schwerer kreative Lösungen. Der eigene Tunnelblick erzeugt noch mehr Druck. Der wiederum erzeugt mehr schlechte Gefühle beim Eigentümer und die bewirken mehr Zweifel. Also, wer möchte bei jemand unterschreiben, der schlechte Gefühle erzeugt?

Persönlicher Kontakt

Vieles lässt sich im persönlichen, direkten Kontakt lösen. Parallel dazu ist es immer wichtig, für einen äußeren Rahmen zu sorgen, der Konflikte reduziert. Denn: Wenn Projektentwickler und Bürger­initiativen mit ihren Interessen zusammenprallen – wer steht dazwischen, um ein besseres Miteinander zu ermöglichen?
Das Zauberwort heißt Pufferakteur.
Pufferakteure sind Dienstleister im System der Energieprojekte, die eine Servicefunktion für alle Akteure übernehmen. Sie zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:
• Sie stehen zwischen „parteiischen“ Akteuren und übernehmen eine vermittelnde Schnitt­stellenfunktion.
• Sie beeinflussen durch Regeln beziehungsweise Normen das Verhalten der zugehörigen Akteure.
Beispiel 1: Der Moderator einer öffentlichen Versammlung steht zwischen den Akteuren und sorgt durch allparteiliche Verhaltensprinzipien für eine bessere Kommunikation. Für einen Moderator gilt: Er sollte die Materie Windenergie kennen. Er sollte zudem mit seiner Haltung einer besseren Kommunikation dienen.

Eskalation vermeiden

Der Moderator ist kein Allheilmittel. Oft kann ein sehr guter Planer durch seine kommunikative Haltung eine Veranstaltung konstruktiv gestalten.
Ebenso kann bei sehr hoher Eskalation der Verzicht auf eine öffentliche Veranstaltung ratsam sein.
Beispiel 2: die Servicestelle Windenergie, Teil der Thüringer Energie- und Greentech-Agentur (ThEGA). Sie berät für die Landesregierung Bürger, Genossenschaften, Kommunen und Projektierer unabhängig und kostenfrei zu allen Fragen der Windenergieplanung.

Leitlinien für faire Windenergie

Die Servicestelle Windenergie vergibt seit 2016 das Siegel „Leitlinien für eine faire Windenergie“. Die Projektierer erhalten das Siegel für eine Selbstverpflichtung u. a. für einen „transparenten Umgang mit projektrelevanten Informationen“ und eine „faire Teilhabe aller Betroffenen und Anwohner“.

Die Umsetzung der Leitlinien durch die Projektierer soll eine stärkere Einbindung der Bürger und damit konfliktärmere Windenergie-Projekte erzeugen. Bereits heute wird die Servicestelle Windenergie als Schnittstelle vielfältig genutzt, so Ramona Notroff von der Servicestelle Wind­energie. So melden sich immer wieder Eigentümer, wenn Projektentwickler in der Flächenakquise vor Ort aktiv werden. Die Servicestelle kann zum einen Kontakt mit dem Bürgermeister aufnehmen und zum anderen bei den in der Fläche tätigen Projektentwicklern auf ein möglichst koordiniertes Vorgehen hinwirken.

Mehr Transparenz

Pufferakteure sollten bei Veränderungsprojekten in der Windenergie insgesamt ein Mehr an Transparenz und ein Weniger an Kontrollverlust auf Bürgerseite bewirken. Dies sollte dazu beitragen, dass Widerstände in Windenergieprojekten milder ausfallen.

Windenergieprojekte sind für viele Betroffene ein Veränderungsprojekt. Veränderung erzeugt immer einen gewissen Widerstand. Die Reduzierung von Konflikten in den Projekten erfolgt auf mehreren Ebenen, so im direkten Kontakt durch angemessene Kommunikation, Verhandlung und Deeskalation wie auch auf einer strukturellen Ebene durch den hier beschriebenen Einsatz von Pufferakteuren.  
Autor: Christian Semmler, Alternative Energien Wachsen. Holen Sie sich jetzt das Jahresabo ERNEUERBARE ENERGIEN - und Sie erhalten das Magazin als Print und E-Paper. Der BWE veranstaltet vom 03.05.2016 - 04.05.2016 in Berlin ein Seminar zu dem Thema: Seminar: Zusammenarbeit mit Kommunen bei der Windparkplanung