Erreichbar sei das Ziel „durch mehr Intraday-Handel, durch die Unterstützung des Demand Response, durch ein Ausbalancieren des Systems über eine weitere geographische Region“ nannte Dickson drei zentrale Voraussetzungen. Diese Voraussetzungen sind laut Dickson demnach erstens mehr kurzfristiger Spotmarkt-Handel binnen 24 Stunden auf europäischen Strombörsen, zweitens eine Stärkung der Reaktionsfähigkeit der Stromverbraucher, die ihre Stromabnahme der Menge des eingespeisten Stroms und damit den Preisen anpassen sowie drittens ein über Landesgrenzen hinweg geregeltes Stromnetz. Als weitere Voraussetzung müssten natürlich die Erneuerbaren dann in diesen Märkten auch teilnehmen dürfen, betonte Dickson.
Zugleich betonte der CEO des Windenergieverbands Wind Europe, in einem derartig optimierten Markt müsste die zunehmende Einspeisung aus Windkraft nicht mit einer immer größeren Kapazität von konventionellen, klimaunfreundlichen Kraftwerken ausbalanciert werden, um sie bei Windflauten einspringen zu lassen: „Flexibler Strom muss nicht um den Preis kommen, dass man die strukturellen Probleme des Strommarktes verfestigt wie zum Beispiel Überkapazitäten umweltverschmutzender und ineffizienter Kraftwerke.“ Natürlich benötige ein flexiblerer Strommarkt mit einem derart hohen Anteil an Windstrom dann aber auch Stromspeicher: Energiespeicherung werde hier mittel- bis langfristig ebenfalls eine Rolle spielen, sagte Dickson.
Dickson bestätigte damit das im November 2015 veröffentlichte Szenario des Windenergieverbandes, wonach die Windkraft im wahrscheinlichsten Szenario bis 2030 etwa 23 Prozent der Stromversorgung leisten könnte, im besten Szenario aber sogar 28 Prozent. Noch Ende 2014 hatte sie an der Stromversorgung des Kontinents laut Wind Europe einen Anteil von 10 Prozent bei 128,8 Gigawatt (GW) installierter Leistung. Als Voraussetzung für das 25-Prozent-Szenario erwartet Wind Europe einen weiteren Ausbau der installierten Leistung auf 392 GW.
Geäußert hat sich Dickson so nun auf der Konferenz „Flame“ der Gas-Branche in Amsterdam. Dort sprach er auf einem der Podien, auf denen verschiedene Vertreter der Gas-Industrie einschließlich der Flüssiggas-Unternehmen auftraten. Schon 2015 hatte der Windenergieverband sich dafür ausgesprochen, gemeinsam mit der Gasindustrie einen Umbau des Energieversorgungssystems einzuleiten, das nicht zuletzt auch zu mehr Unabhängigkeit der Energieversorgung von Gaslieferanten wie Russland führe und demzufolge auf Flüssiggasimporte setzt.
(Tilman Weber)
Hier können Sie auch das Szenario des europäischen Windenergieverbandes lesen.