Gemäß den am Mittwoch veröffentlichten Daten des US-amerikanischen Branchenberatungsunternehmens Navigant hat Vestas mit 13 Prozent Weltmarktanteil die im Vorjahr an den amerikanischen Turbinenbauer GE erstmals verlorene Spitzenstellung zurückerobert. Navigant ermittelte eine Gesamtkapazität von 37,478 Gigawatt (GW), die 2013 weltweit aus den Werken rollten. Vor einem Jahr hatten die Analysten den dänischen Hersteller Vestas noch mit 14 Prozent Geschäftsanteil am Windenergie-Weltmarkt gesehen. GE hingegen hatten sie dank eines exorbitanten Installationsbooms im Heimatmarkt USA von 13 GW sogar 15,5 Prozent zugerechnet. Nun, nach einem Einbruch des US-Windenergiegeschäfts auf ein GW auf nur noch etwas mehr als ein Gigawatt, erreichten die US-Turbinenbauer gerade noch 6,6 Prozent. Dass es dennoch so viel war, verdankte GE einem einigermaßen guten Geschäft in Europa. Hierhin verschifften die Amerikaner 2013 nach eigenen Angaben schon 60 Prozent oder knapp 1,5 GW ihrer ausgelieferten Anlagen.
Allerdings darf die Vestas-Führungsposition dennoch als Konstante gelten, da sich die verschiedenen Anbieter von Marktanalysen über die zwischenzeitlich verlorene Führungsrolle der Dänen im Vorjahr ohnehin nicht einig sind. Denn während Navigant die ausgelieferten Turbinen berechnet, zählt das dänische Institut Make Consulting nur die auch ans Netz angeschlossenen Turbinen. So hatte Make Vestas auch i2012 noch mit 14,6 Prozent Weltmarktanteil deutlich vor GE mit damals 13,7 Prozent gesehen.
Einziger markanter Unterschied beider Studien bleibt indes auch für 2013 just die Bedeutung von GE: Navigant spricht dem US-Marktführer Platz Platz fünf im Weltmarkt zu. Unumstritten dürfte GE den US-Rumpfmarkt mit über 80 Prozent dominiert haben. Auf den Weltmarkt bezogen platzierte Make Consulting GE aber mit nur 4,9 Prozent an 34,5 GW weltweiten Installationen - und damit nun auf Platz sechs.
Chinesische Hersteller erobern Dominanz zurück
Fast allen Herstellern aus den traditionellen Windkraftindustrieregionen USA und Europa gemeinsam ist, dass sie weniger ausliefern oder aufstellen konnten. Das war die Folge des Einbruchs am US-Markt und der zeitgleichen Stagnation in Europa mit rund zwölf GW neu installierter Leistung (2012: rund acht Prozent mehr). Diese Turbulenzen auf einem insgesamt rückläufigen Weltmarkt trieb die Auslieferungen und Installationen bei den meisten westlichen Herstellern zurück. Die chinesischen Turbinenbauer hingegen eroberten sich aufgrund des wieder gewachsenen Ausbaugeschäfts in ihrem Heimatmarkt, dem größten Windmarkt der Welt, acht der Top-15-Plätze unter den größten Turbinenbauern. Das bedeutet nach einem Jahr relativer Schwäche eine Rückkehr einiger Hersteller in die Top 15. Chinas Windparkinstallationen waren 2013 wieder auf 16 GW angewachsen, den die chinesischen Firmen weitgehend alleine bestückten. So rückte Goldwind mit elf Prozent beziehungsweise laut Make 10,3 Prozent als Vorjahressiebter ganz weit auf - vor auf Rang zwei. United Power und Ming Yang schafften es mit 4,0 und 3,5 Prozent (Make: 3,9 und 3,7 Prozent) auf Rang acht und neun. Auf den Plätzen 11 bis 15 folgen XEMC, Envision, DEC, Sinovel und Sewind, so jedenfalls hielt es Make schon Mitte März fest – bei Anteilen zwischen noch 3,2 und 2,2 Prozent.
Als eine Folge der chinesischen Dominanz darf laut der Navigant-Statistik die fast gleich gebliebene eher niedrige durchschnittliche Leistungsgröße der 2013 gelieferten Anlagen gelten. Sie betrug 1,926 Megawatt (MW). Während in Europa und insbesondere in Deutschland Binnenlandturbinen mit besonders großen Rotoren und Leistungen zwischen 2,5 und 3,3 MW schon den Großteil der Neuinstallationen ausmachen, sind es im dominierenden asiatischen Markt weiterhin die Kleinen: Die 1,5-MW-Windenergieanlage von Goldwind war so das meistinstallierte Modell weltweit. Ebenfalls der chinesischen Dominanz zu verdanken ist der anhaltende Siegeszug der Direktantriebsturbinen. Mit einem Anteil von 28 Prozent war schon mehr als jede vierte Turbine eine getriebelose Anlage, nachdem 2012 noch jede fünfte Anlage dieser Technologie angehört hatte.
Enercon mit stabilisiertem Ergebnis schon Rang Drei
Allerdings hat auch Enercon einen ordentlichen Anteil hieran. Denn die Deutschlandmarktführer konnten als eine von drei Ausnahmen ihr bisheriges Volumen angeschlossener Windenergieanlagen von 3,5 GW halten. Damit liegen die ostfriesischen Anbieter elektrisch erregter Direktantriebsturbinen auf Platz drei der größten Anlagenlieferanten. Laut Navigant dürfte Enercon sogar 3,67 GW ausgeliefert haben. Nur Goldwind und Nordex hatten 2013 im Geschäft indes sogar noch zugelegt. Nordex erreichte mit einer ausgelieferten Kapazität von gut 1,2 GW Platz 10. Das bedeutet einen Weltmarktanteil von 3,3 Prozent.
Trend: Getriebelose und Triebstränge mit doppelt gespeiste Asynchrongeneratoren
Das Vordringen der Getriebelosen-Anlagen dürfte derweil noch weiter gehen. Darauf deutet die anhaltende Marktführerschaft von Siemens bei den weltweiten Offshore-Installationen hin. Die in Hamburg residierende Windturbinensparte des deutschen Konzerns hatte 2013 alle neu installierter Meereswindturbinen in Großbritannien errichtet. Dabei tätigte die Branche rings um die britische Insel schon 47 Prozent der auf 1,7 Gigawatt angewachsenen Offshore-Installationen. Die Siemens-Installationen beschränkten sich noch auf die Getriebeserie G4 mit 3,6 und künftig 4,0 MW Leistung pro Anlage. Künftig werden die Hamburger hre bereits fleißig verkaufte getriebelose 6,0-MW-Anlage ins Meer stellen. Aufgrund des Einbruchs am US-Markt fiel Siemens dennoch von Rang drei auf vier zurück, bei noch 7,4 bis acht Prozent Weltmarktanteil je nach Statistik.
Suzlon hielt gemäß der Einstufung von Make Consulting Rang fünf mit 6,3 Prozent Marktanteil. Bei Navigant fiel der indische Windkraftkonzern hingegen mit einem auf 5,3 Prozent gefallenen Weltmarktanteil auf den siebten Platz zurück. Dass die Inder noch so gut stehen dürfte dabei dem besonders erfolgreichen Ausbaujahr beim deutschen Tochterunternehmen Senvion zu verdanken sein. Gamesa hielt sich mit 5,5 (Navigant) beziehungsweise 4,9 Prozent (Make) auf Rang sechs. Die Spanier hatten wie Vestas deutliche Einbußen im Ausbauvolumen zu verzeichnen. Technologisch auffällig ist laut Navigant außerdem noch ein wieder wachsender Anteil an Turbinen mit doppelt gespeistem Asynchrongenerator. Die Technologie gilt als preisgünstig und inzwischen für moderne Netzeinspeisecodes beherrschbar. Diese Netzeinspeiseregeln galten noch vor drei Jahren als Hauptargument für Synchronanlagen mit Vollumrichter und Permanentmagneten. Sie gelten derzeit vielen Kunden aber offenbar als zu teuer.
(Tilman Weber)