"Wir marschieren auf die 40 angeschlossene Windenergieanlagen zu", sagt Bard-Pressesprecher Axel Bahr zu ERNEUERBARE ENERGIEN. "Die speisen auch alle ein." Bald werde Bard den Anschluss der Hälfte aller für den 400-MW-Windpark vorgesehenen Fünf-MW-Turbinen bekanntgeben, da diese 40 Anlagen einen Benchmark, eine öffentlich gut darstellbare Zwischenzielmarke, darstellten.
Bei der Bemessung des Baufortschritts im Offshore-Park von Bard herrscht auch unter den Statistikern mitunter Verwirrung. Zählt etwa EWEA grundsätzlich nur die tatsächlich ans Netz angeschlossene Windturbinenleistung, weist das Deutsche Windenergie-Institut (DEWI) auch sämtliche vollständig errichteten und anschlussfähigen Windräder aus, die zumeist kurz vor der Einspeisung stehen. Allerdings errichtet Bard nicht eine Windenergieanlage nach der anderen so, dass die Installateure zuerst das Fundament einer Turbineneinheit, dann deren Stützkreuz, deren zwei Turmsegmente, Gondel und Rotor montieren, die Gesamtanlage anschließen und danach mit den Errichterschiffen zum nächsten Turbinenstandort vorrücken. Vielmehr war Bard 2012 dazu übergegangen, zunächst einen Großteil der Fundamente mit Gründungspfählen und Stützkreuzen aufzustellen. Wesentlich langsamer rückte Bard beim Aufsetzen der eigentlichen Windturbinen voran. Und die vollständig errichteten Anlagen schloss das Unternehmen zunächst nicht an. Über die Gründe für die solchermaßen verzögerten Anschlüsse schwiegen sich die Emder zudem aus.
Vier Errichterschiffe treiben Bau voran
Auch EWEA hatte zwei Tage vor der jetzigen Präsentation der Offshore-Zahlen bereits Zahlen zum Bard-Windpark präsentiert, die der Verband bereits korrigieren musste. Dennoch geht auch aus den endgültigen EWEA-Zahlen nicht hervor, ob Ende des Jahres 32 oder 36 Bard-Turbinen einspeisten. Auch beim Netzbetreiber Tennet gab es vorerst keine eindeutige Antwort: "Wir haben die Umspannplattform des Windparks komplett an unsere Plattform zur Stromübertragung an Land übertragen", sagte Tennet-Pressesprecherin Ulrike Hörchens. Wie viel Bard aktuell einspeise, müsse sie erst eruieren. Das Unternehmen stelle nicht immer gleich die Verbindung der fertig montierten Anlagen mit der Umspannstation im Windpark her.
Gesichert ist der stetig wachsende Einsatz des Turbinenherstellers beim Errichten des um zwei Jahre hinter dem Zeitplan zurückliegenden Windparks. Derzeit hat Bard die drei Errichterschiffe Jack-Up Barge JB 115 und JB 117 sowie die unternehmenseigene Windlift im Einsatz. Die noch vor Irland liegende Platform Windcarrier des Spezialschiffebetreibers Fred Ohlsen soll im März als dann vierte Jack-up Barge hinzu stoßen. Von Schleppern gezogene Pontons liefern die Bauteile für die Fundamente an, die geleasten Schiffe holen derweil die Rotorsterne, Gondeln und Turmelemente aus dem Hafen von Eemshaven selbst ab.
Viel Betrieb im Windfeld, kaum mehr in der Fertigung
Ohne die Kabellegeteams mitzurechnen zählt Bard-Sprecher Bahr je nach Baufortschritt 150 bis 350 Arbeiter in dem Nordsee-Windfeld im regelmäßigen Einsatz. Mitgezählt sind hier auch alle Techniker, die die einspeisenden Turbinen zur Wartung anfahren. Die Rotorblattfertigung des Emder Unternehmens ist dagegen eingestellt. Die Fundamentebautochter CSC bedient derzeit nur noch Aufträge anderer Auftraggeber, fertigt oder repariert laut Bard aber nur kleinere Einzelbauteile von Offshore-Windradfundamenten. Die 80 Fundamente für Bard-Offshore 1 sind hingegen schon vollständig produziert. Die Gondelfertigung habe noch bis "weit in den Sommer hinein" zu tun, sagte Bahr. Folgeaufträge für weitere Windparks fehlen. Die Bard-eigenen Vorhaben liegen auf Eis, weil Bard das Kapital für die Projekte fehlt. Die Suche nach einem kapitalkräftigen Investor dauert allerdings schon rund zwei Jahre.
(Tilman Weber)