Die baden-württembergische Landesregierung hat einen Praxisleitfaden Windenergie veröffentlicht. Er soll dabei helfen, die Genehmigungsverfahren schneller und effizienter zu realisieren. „Das ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, sagte Umwelt- und Energieministerin Thekla Walker. Der Praxisleitfaden sei als „Living Document“ zu verstehen, der durch aktuelle Praxiserfahrungen regelmäßig weiter optimiert werden kann und soll. Diesen Prozess begleiten zukünftig die Stabsstellen Energiewende, Windenergie und Klimaschutz (StEWK) bei den Regierungspräsidien.
Der Leitfaden, der sich an Behörden und Planer richtet, ist ein Ergebnis der seit Oktober 2021 eingesetzten „Task Force Erneuerbare Energien“. Sie habe die Projektdauer mit wirksamen Maßnahmen zwar schon von sieben auf vier Jahre verkürzt, doch das sei „viel zu lang“, so die Ministerin.
„Konzentrierte und zielorientierte Arbeit“
Neben dem Umweltministerium, Vertreterinnen und Vertretern der Regierungspräsidien und der Genehmigungsbehörden waren auch die Projektierer in die Erarbeitung eingebunden. „Die Arbeit in der Task Force war konzentriert und zielorientiert. Der Praxisleitfaden zeigt dies deutlich“, sagte Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie (BWE). Wenn alle 44 Genehmigungsbehörden im Land diesen nun zugrunde legen und die Projektträger ihn ebenso beachten, könne es zu einer neuen Verbindlichkeit in den Genehmigungsverfahren kommen. „Zusammen führen Projektmanagement, Termin- und Zeitkontrolle zu mehr Tempo, welches wir dringend benötigen“, fügte Axthelm hinzu. Gleichzeitig bleibe es bei der hohen Rechtssicherheit. Die Windenergie werde auch im Süden den entscheidenden Beitrag leisten, um die Energieabhängigkeit zu senken und Klimaneutralität zu erreichen. Axthelm betonte: „Der Praxisleitfaden kann ein Baustein sein, um den Zubau nun schnell zu dynamisieren.“
Bislang nur 1.717 MW Wind im „Ländle“
Bislang führt die Windenergie in Baden-Württemberg trotz jahrelanger grüner Regierungsverantwortung ein Schattendasein. Nach Angaben der Fachagentur Wind an Land gingen im ersten Halbjahr 2022 lediglich fünf Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 20 MW ans Netz. Neu genehmigt wurden im selben Zeitraum lediglich neun Anlagen mit 36 MW Gesamtleistung. Zum Stichtag 30. Juni drehten sich im „Ländle“ 767 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 1.717 MW. Damit legt das zweitgrößte Bundesland unter den Flächenländern vor dem Saarland auf dem zweitletzten Platz, was die absoluten Zahlen angeht. Bezogen auf die installierte Leistung pro Fläche liegt Baden-Württemberg mit 48 Kilowatt pro Quadratmeter vor Berlin und Bayern auf dem drittletzten Platz. (kw)
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