Die Vermarktungsoffensive Windkraft im Wald in Baden-Württemberg hat Zuschläge für die Verpachtung weiterer Flächen im Staatsforst vergeben. Insgesamt waren in der vierten Tranche 3.000 Hektar mit neun Standorten, teilte die Forstverwaltung mit. Damit sei dies die größte bislang ausgeschriebene Fläche.
Drei der Teilflächen mit einer Gesamtausdehnung von 790 Hektar gehen an den Projektentwickler Iberdrola, wie dieser in einer Presseinformation schreibt. Dort sei Platz für insgesamt 25 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 170 bis 200 MW, hieß es weiter.
Insgesamt wurden sieben Flächen vergeben, für zwei weitere ist das Verfahren noch nicht abgeschlossen. Neben Iberdrola erhielten laut Forst Baden-Württemberg (Forst BW) auch die Juwi AG, RES Deutschland und die Stadtwerke Heidelberg den Zuschlag für einen Pachtvertrag.
Fast 15.000 Hektar seit 2012 vergeben
Wind im Staatsforst hat in Baden-Württemberg große Bedeutung: Laut der Website von Forst BW seien bereits zwischen 2012 und 2021 rund 8.000 Hektar Potenzialflächen verpachtet worden. Auf einem Teil davon seien 103 Windenergieanlagen errichtet worden, weitere Parks befänden sich in der Genehmigungsphase.
Mit der 2021 gestarteten Vermarktungsoffensive Windkraft im Wald möchte das Land den lahmenden Ausbau der Windenergie in Schwung bringen und dafür weiteren Staatswald zur Verfügung stellen. In den ersten drei Tranchen sind seitdem weitere rund 4.000 Hektar Flächen vergeben worden. Forst BW rechnet für diese Fläche mit rund 130 neuen Windenergieanlagen. Jetzt kamen 3.000 Hektar der vierten Tranche hinzu. Noch bis Ende November läuft zudem eine gemeinsame Flächenvergabe mit den Gemeinden Ehrenkirchen und Münstertal.
Insgesamt, so steht es im 2021 geschlossenen Koalitionsvertrag, will die grün-schwarze Landesregierung Platz für 1.000 neue Windenergieanlagen schaffen, für mindestens die Hälfte von ihnen sollen bis 2025 über die Vermarktungsoffensive Flächen bereitgestellt werden.
Der Ausbau im „Ländle“ kommt nicht in Schwung
Werden alle Anlagen gebaut, wird dies tatsächlich ein starker Anschub für die Windenergie im „Ländle“. Denn noch geht wenig voran: Allein die von Iberdrola geplanten Anlagen verfügen fast vier Mal so viel Leistung, wie Baden-Württemberg bis Ende September in diesem Jahr überhaupt errichtet hat – laut Zahlen der Fachagentur Wind an Land waren es 51,6 MW. Zum Stichtag 30. Juni drehten sich laut Auswertung der Deutschen Windguard gerade mal 783 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 1.774 MW im Südwesten.
Allerdings könnte der Ausbauschub noch ein bisschen auf sich warten lassen. Ein Sprecher von Iberdrola sagte auf Anfrage, man befinde sich noch in einem sehr frühen Planungsstadium. Mit einer Inbetriebnahme der Anlagen rechne Iberdrola eher gegen Ende des Jahrzehnts. (kw)
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