Die Mär geht so: Während den Menschen auf dem Land die Landschaft mit Windenergieanlagen zugestellt wird, nutzen die Städter den Ökostrom, ohne dass sich in ihrem Umfeld etwas ändert. Die Landbevölkerung trägt demnach die negativen Folgen der Energiewende, den Städtern dagegen fallen die Früchte in den Schoß. Kein Wunder also, dass gefühlt auf dem Land der Widerstand gegen Windenergie groß ist, während in der Stadt mangels Betroffenheit niemand ein Problem zu haben scheint.
Dichtung und Wahrheit
Doch das hat mit der Wahrheit nur wenig zu tun. Denn wäre es so, sollte doch die Akzeptanz der Windenergie auf dem Land deutlich niedriger sein als in der Stadt. Die aktuelle Umfrage der Fachagentur Wind an Land zeigt hingegen: Der Unterschied ist minimal. Zwar äußern die Menschen in ländlichen Räumen deutlich häufiger, dass sie zumindest große Bedenken hätten, falls erstmalig Windenergieanlagen in ihrem direkten Wohnumfeld errichtet würden (39 Prozent, in Städten 27 Prozent). Gleichzeitig zeigt die Befragung aber auch, dass eine deutliche Mehrheit der Menschen auf dem Land mit den jeweils vor Ort installierten Windenergieanlagen einverstanden ist (82 Prozent). In Städten sind es 78 Prozent.
Das Bild verfängt: Die anderen sind gegen Windenergie
Dass die Geschichte vom negativen Image der Windenergie verfängt, zeigt sich an einem anderen Punkt. Die Befragten sollten schätzen, wie viele von zehn Bürgern ihrer Gemeinde wohl Vorbehalte gegenüber der Windenergie haben. Das Ergebnis: Der Großteil der Befragten überschätzte den Anteil von Menschen, die Windenergieanlagen skeptisch oder kritisch gegenüberstehen. So schätzen die Befragten den Anteil ihrer Gemeindemitglieder, der deutliche Bedenken gegenüber der schon existierenden Windenergienutzung hat, mit 43 Prozent zweieinhalb so hoch ein wie er tatsächlich ist (17 Prozent). In Gemeinden ohne Windpark wurde die Gruppe der Kritischen auf 59 Prozent geschätzt, tatsächlich sind es 29 Prozent.
Gegner glauben vor allem anderen Gegnern
Problematisch könnte es allerdings werden, die kritischen Stimmen zur Windenergie zu überzeugen. Gefragt nach der Glaubwürdigkeit der Informationsquellen, gaben 72 Prozent derjenigen, die gegen Windenergieanlagen in ihrem Wohnumfeld demonstrieren würden, an, vor allem Bürgerinitiativen gegen Windenergie zu vertrauen. Anderen Organisationen – neben Projektentwicklern auch staatliche Behörden – sprachen diese Befragten die Glaubwürdigkeit überwiegend ab. Bei Befragten, die für die Energiewende demonstrieren würden, fallen die Ergebnisse gegenteilig aus: Hier nimmt ein Großteil der Befragten Wissenschaftseinrichtungen, Energieagenturen, Zeitungen und staatlichen Behörden als glaubwürdige Informationsquellen wahr.
Seit 2015 ist die Akzeptanz hoch
Insgesamt bleibt die Zustimmung zur Windenergie ungebrochen hoch: In der aktuellen Befragung bewerten 81 Prozent der Befragten die Nutzung und den Ausbau der Windenergie an Land im Rahmen der Energiewende als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. „Seit Beginn der Umfragereihe im Jahr 2015 bewegt sich die Akzeptanz der Windenergie an Land auf einem beeindruckend hohem Niveau“, so Dr. Peter Ahmels, Vorstandsvorsitzender der FA Wind. „Den Menschen ist bewusst, dass Windenergie ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung, die Versorgungssicherheit und für den Klimaschutz ist.“
Für sie Studie wurden 1.005 repräsentativ ausgewählte Menschen über 18 Jahre über ein digitales Onlinepanel mittels Onlinefragebogen befragt. (kw)