Wie das französische Wasserstoff-Projektentwicklungsunternehmen Lhyfe mitteilte, nahm das Unternehmen die ein Megawatt (MW) leistende Elektrolyse-Anlage Sealhyfe in einem Hafenareal der französischen Seestadt Saint Nazaire an der Loire-Mündung in Betrieb. Die schwimmende Plattform trägt eine Anlage, die 18 Monate lang die Erzeugung grünen Wasserstoffs direkt im Offshore-Windpark erproben soll. Genau 12 Monate davon wird Sealhyfe gemäß der Planung an der schwimmenden Pilotwindenergieanlage Floatgen andockt.
Floatgen ist in dem nahe gelegenen Meeresareal SEM-REV seit 2018 installiert. Das mit einer Messinfrastruktur ausgestattete Offshore-Windkraft-Testfeld betreibt ein Konsortium aus Unternehmen und Organisationen der Industrie und der Forschung. Die schwimmende Zwei-MW-Windenergieanlage soll nun dem Lhyfe-Elektrolyseur direkt den Strom zuliefern. Lhyfe wird in den Testläufen ausloten, wie der Elektrolyseur sich nutzen lässt. Beispielweise könnte dieser nur die Stromerzeugungsspitzen kappen, um eine regelmäßigere Einspeisung von Offshore-Windstrom ins Stromnetz zu ermöglichen. Dies erhöht die technologischen Anforderungen an den Elektrolyseur im Vergleich zu einer ebenfalls möglichen gleichmäßigen Wasserstofferzeugung. Auch die Erprobung der Logistik zur Versorgung der Wasserstofferzeugung mit Frischwasser und beispielweise zur Instandhaltung des Elektrolyseurs stehen auf dem Prüfprogramm, ebenso die Widerstandsfähigkeit des Anlagenmaterials gegen die rauen Seebedingungen.
Der schwimmende Wasserstoffelektrolyseur werde der erste weltweit sein, der damit Meerwasser zur Erzeugung des emissionsfreien Energieträgers nutze und sich direkt aus einem Offshore-Windpark liefern lassen werde. So stellte Lhyfe die von dem Entwicklungsunternehmen gewünschte Bedeutung des Projekts heraus. Elektrolyseure spalten Wasser durch Einleitung von Elektrizität durch zwei verschiedenpolige, Anode und Kathode genannte Elektronenleiter. Die Nutzung von Salzwasser galt dabei bisher allerdings als Herausforderung, weil herkömmliche Elektrolyseure noch eine Entsalzung vorab verlangen. In Deutschland bereiten mehrere Firmen und Wissenschaftler aktuell die Erzeugung grünen Wasserstoffs in Offshore-Windparks im Forschungsprojekt H2Mare vor. Die entsprechende Pilotanlage soll 2025 entstehen.
Lhyfe kündigte an, das Unternehmen plane die Errichtung einer Elektrolysekapazität in Meereswindparks von 100 Megawatt (MW). Insgesamt wollen die Franzosen bis 2030 drei Gigawatt (GW) Elektrolysekapazität zur Erzeugung von Wasserstoff aus grünem Strom von Erneuerbare-Energien-Anlagen – überwiegend an Land – installieren.
Der Elektrolyse-Stapellauf der schwimmenden Wasserstofferzeugungsplattform fand allerdings im Schatten eines anderen Offshore-Windkraft-Ereignisses statt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron persönlich sorgte dafür, dass das Schlaglicht auf die Offshore-Windpark-Baustelle Saint Nazaire gerichtet war. Macron war am Donnerstag zu einem Besuch des Baufelds an die Loire-Mündung gereist. Der Offshore-Windpark Saint Nazaire soll noch Ende 2022 als erster kommerzieller Offshore-Windpark Frankreichs vollständig ins Stromnetz einspeisen. In dem 12 bis 20 Kilometer von der Küste bei Saint Nazaire entfernten Windkraftfeld sind seit Anfang September alle 80 Windenergieanlagen installiert. Die Einspeisung aus ersten Anlagen hat bereits begonnen, doch die Bau-Teams arbeiten nun noch an den Netzanschlüssen aller weiteren Windturbinen mit dem Ziel der kompletten Inbetriebnahme noch in diesem Jahr. Die Windturbinen sind Anlagen vom GE-Typ Haliade mit jeweils 6 MW Nennleistung. Der Windpark wird so 480 MW Erzeugungskapazität ans Netz bringen.
Die Macron-Regierung setzt auf einen Ausbau insbesondere der Offshore-Windkraft – und auf eine große Stromerzeugungskapazität der Atomkraftwerke. Die Verstetigung der wetterabhängigen Stromerzeugung aus Grünstromanlagen steht damit in Frankreich weniger im Fokus der Politik, weil die Atomkraft noch auf viele Jahre hinaus nach den Worten Macrons für die Stabilität der Stromversorgung sorgen sollen.
Wollen Sie die Entwicklung der Offshore-Windkraft in Europa im Blick behalten? Dann abonnieren Sie einfach den kostenlosen Newsletter von ERNEUERBARE ENERGIEN!