Über die Planung des Offshore-Windparks Arcadis Ost 1 berichtete Manfred Dittmer, Country Manager Germany bei Parkwind N.V., Leuven, Belgium, im Rahmen der Windforce Conference in Bremerhaven. Der Offshore-Park mit 257 MW Leistung soll im ersten Quartal 2023 fertiggestellt sein. Die Geschwindigkeit der Umsetzung sei maßgeblich, so Dittmer. Aktuell sind 5 von insgesamt 28 Fundamenten gesetzt. Das Besondere: Das Installationsschiff ist kein Jack-up-Barge, sondern installiert freischwimmend. Und noch etwas ist ungewöhnlich: die ersten 25 m Meeresboden sind nicht tragfähig. Die Monopiles werden deshalb bis auf 65 m versenkt – wobei die ersten 30 m laut Dittmer ohne Ramme von allein in dem weichen Boden versinken. Die Herstellung der XXL-Monopiles begann im August 2021 im Steelwind-Werk Nordenham. Der Monopile für das Umspannwerk, der als einer der ersten transportiert wird, wiegt knapp über 2.100 Tonnen, hat eine Länge von 110 m und einen Durchmesser von 9,6 m. Damit ist er einer der größten Monopiles in der Geschichte der Offshore-Windenergie und der größte in Europa. Die WEA-Monopiles sind mit 2.000 Tonnen, 100 m Länge und einem Durchmesser von 9,4 m etwas leichter und kleiner. Was die Schallreduzierung beim Rammen anbelangt, so wird mit mehreren Techniken gearbeitet: Doppelter Blasenschleier, Schalldämpfer Resonatorsystem, Pulssystem.
Der Windpark liegt nicht wie üblich in der AWZ, sondern in Küstennähe in der deutschen Ostsee ca. 19 Kilometer nordöstlich vor der Insel Rügen. Arcadis Ost 1 wurde vom belgischen Projektentwickler Parkwind unter Beteiligung von PMV und der Ostsee Wind Energie GmbH, einer Projektgesellschaft der drei Partner Oberhessische Versorgungsbetriebe AG, Stadtwerke Bad Vilbel und WV Energie AG, entwickelt. Der Windpark bekommt Vogel- und Fledermausmonitoring-Systeme.
Schiffe werden wieder zum Bottleneck
Als Location für die Windforce hatte sich die WAB als Veranstalter diesmal die Lloyd Werft in Bremerhaven ausgesucht. Sie wurde 1857 als Werkstatt der Reederei Norddeutscher Lloyd (NDL) gegründet, kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken und führte insbesondere Reparatur, Umbau sowie Verlängerungen von großen Schiffen durch. Nach dem Strategiewechsel im Jahr 2017 konzentriert sich die Lloyd Werft auf den Bau von Megayachten und Prototypen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 340 Personen (eigene Mitarbeiter) auf einem Gelände von 260.000 m² zwischen Verbindungshafen und Kaiserhafen III. Schiffe mit einem Tiefgang von maximal 11,5 m können gedockt werden. 2015 wurde die Werft von Genting Hong Kong übernommen, Anfang März 2022 an die Rönner-Zech-Gruppe verkauft.
Die Location war insofern passend ausgewählt, als dass sich bei den Offshore-Unternehmen ein Mangel an Spezialschiffen abzeichnet. Angesichts der erhöhten Ausbaupläne nicht der einzige Mangel – Personal, Komponenten und letztlich Rohstoffe sowieso. Gleichwohl, Nils Vetter, Geschäftsführer der Wind Multiplikator GmbH aus Bremen, sprach das Thema in seinem Vortrag zum Thema Großkomponententausch auf See an.
Laut Vetter sind derzeit für sein Unternehmen zwei Schiffe im Dauereinsatz, um Komponenten zu tauschen. Er sieht, dass es hier künftig einen Engpass geben könnte. „Wir haben permanent zwei Schiffseinheiten im Einsatz“, so Vetter. Er weist auch darauf hin, wie wichtig es ist, eine entsprechend große Halle zur Aufarbeitung von Großkomponenten zur Verfügung zu haben.