Es war die erwartete Nullrunde: Im vergangenen Jahr ist keine einzige neue Windenergieanlage vor den deutschen Küsten errichtet worden. Lediglich eine Leistungserhöhung von 24 MW in der Oststee konnte Anna-Kathrin Wallasch von der Deutschen Windguard bei der Vorstellung der Ausbauzahlen für 2021 vermelden. Somit waren zum Stichtag 31. Dezember 2021 in Deutschland 1.501 Offshore-Windenergieanlagen (OWEA) mit einer Leistung von 7,8 GW in Betrieb.
Schwaches Windjahr, weniger Strom
Zudem sank die Stromproduktion. Wegen des eher schwachen Windjahres 2021 speisten die Offshore-Windparks nach Angaben des Übertragungsnetzbetreibers Tennet weniger Windstrom ins Netz: 24 Terawattstunden (TWh) und damit 3 TWh weniger als noch 2020. Der Löwenanteil entfiel entsprechend der installierten Leistung (6,7 GW) mit 20,3 TWh auf die Nordsee. 1,9 GW in der Ostsee lieferten 3,7 TWh.
Positiv hingegen erscheinen die Zukunftsaussichten angesichts der nach gestiegenen Ausbauziele von 30 GW bis 2030, 40 GW bis 2035 und 80 GW bis 2045. Doch erkennbar ist auch: Die neuen Ziele reißen Lücken. Die Ausschreibungen bis 2025 und die bereits erfolgten Zuschläge orientieren sich an den alten Ausbauzielen und umfassen laut Deutscher Windguard knapp 13 GW.
Branche drängt auf Tempo
Schon bis 2030 fehlen daher 10 GW, bis 2045 sind es Stand jetzt fast 50 GW. Zwar ist der Flächennutzungsplan bereits in der Überarbeitung, doch die Branche drängt auf größere Ausschreibungsmengen, um die Ziele auch tatsächlich erreichen zu können. Außerdem brauche es die schnellere Ausweisung von Flächen, eine höheres Tempo bei den Genehmigungen, auch was den Netzausbau betrifft, und eine bessere Verfügbarkeit von Ressourcen, seien es Rohstoffe, Schiffe, Infrastruktur oder Personal. „Mittlerweile haben sich alle europäischen Länder mit nennenswerter Küste sowie die USA, China, Japan und Taiwan Ausbauziele für Offshore-Wind gesetzt“, sagte Karina Würtz, Geschäftsführerin der Stiftung Offshore-Windenergie. „Wir werden mit ihnen konkurrieren.“
Verlässlichkeit jetzt wichitg
„Entscheidend ist jetzt, den Ausbau zu beschleunigen und zu verstetigen, um einen Ausbau-Stau am Ende des Jahrzehnts zu vermeiden, der zu Engpässen in der Lieferkette führen könnte“, sagte Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer des VDMA Power Systems.
Umso wichtiger sei jetzt die Unterstützung durch die Politik. „Große Infrastrukturprojekte brauchen Verlässlichkeit, damit Investitionen planbar sein“, betonte Würtz. Schließlich sollten von der zu erwartenden Wertschöpfung auch deutsche Unternehmen und Häfen profitieren, um so auch die Akzeptanz für den Ausbau zu steigern.
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