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Wärmewende: Potenzial vorhanden, es fehlt an der Umsetzung

Schon heute könnte fast der gesamte Wärmebedarf Deutschlands aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. Potenziale und Technologien seien vorhanden, es fehle nur an der Umsetzung, sagte Inga Moeck, Professorin für Angewandte Geothermik und Geohydraulik an der Georg-August Universität Göttingen bei der Auftakt-Pressekonferenz zu bundesweiten „Woche der Wärme“.

Derzeit liege der Wärmebedarf in Deutschland bei 772 Terawattstunden (TWh), bis 2045 soll er durch Effizienzsteigerungen auf 550 TWh sinken, erläuterte Moeck. Doch bereits heute böten die verschiedenen erneuerbaren Wärmequellen zusammen ein Potenzial von 695 TWh und seien somit fast in der Lage, den aktuellen Wärmebedarf zu decken. Wärmepumpen, Holzheizungen mit Pellets und Hackschnitzeln sowie Anlagen für die Biogas-, Solar und Geothermienutzung stünden bereit, um fossile Energieträger vollständig zu ersetzen.

Erneuerbare haben nur einen Anteil von 15 Prozent an der Wärmeversorgung

Den viel zitierten „schlafenden Riesen“ Wärmewende wachzuküssen ist deshalb eines der Ziele der Woche der Wärme. Umso dringlicher werden die Weckrufe, angesichts Zahlen, die Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energien (BEE) präsentierte: Der Bedarf an Wärme und Kälte macht 52,1 Prozent des Endenergieverbrauchs in Deutschland aus. Und während bei der Stromerzeugung bereits ein Erneuerbaren-Anteil von mehr als 45 Prozent realisiert werden konnte, dümpelt der Anteil bei der Wärmeversorgung bei 15 Prozent. Wegen des hohen Anteils an fossilen Brennstoffen werden über die Bereitstellung von Wärme jährlich Emissionen in Höhe von mehr als 300 Millionen Tonnen freigesetzt. „Im vergangenen Jahr verfehlte der Wärmesektor als einziger die Klimaziele“, kritisierte Peter.

Der BEE hat deshalb in einem Positionspapier „Legislatur der Wärme – Was jetzt zu tun ist“ die Kernforderungen an die neue Bundesregierung zur Beschleunigung der Wärmewende im Gebäudebereich und in Wärmenetzen vorgelegt. Darin verlangt der BEE

- eine deutliche Steigerung der erneuerbaren Wärmetechnologien durch eine den Klimazielen angepasste und faire CO2-Bepreisung,
- die Ein- und Fortführung effizienter Förderprogramme sowie ordnungsrechtlicher Instrumente,
- die ausreichende Bereitstellung von Flächen und zukunftsfähigen Infrastrukturen sowie
- die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften.

Auch in diesem Jahr könnte der Gebäudesektor das Klimaziel reißen

„In diesem Jahr droht erneut eine Zielverfehlung beim Klimaschutz im Gebäudesektor. Gleichzeitig explodieren die Gaspreise. Beides kommt Verbraucherinnen und Verbraucher teuer zu stehen“, beschrieb Peter die Situation. Eine umfassende Wärmewende sei deswegen nicht nur klimapolitisch überfällig, sondern böte gleichzeitig die Chance, heimische Wertschöpfung mit der Sicherung und Schaffung neuer Arbeitsplätze zu verbinden und teure Importe deutlich zu reduzieren. „Zusätzlich haben sich klimafreundliche Technologien in der Pandemie als besonders resilient gezeigt. Klimaschutzinvestitionen bieten also nicht nur ökonomische, ökologische und soziale Potenziale, sondern sind auch in unsicheren Zeiten krisenfest. Die neue Bundesregierung muss diese Chancen nutzen und die Wärmewende mit entsprechend ambitionierten Etappenzielen vorantreiben“, so Peter.

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