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Innovation

Biomasse und Klärschlamm als Wasserstofflieferanten

Klärschlamm ist in vielen Kommunen ein Problem. Eine neuer Prozess zur Erzeugung von Wasserstoff aus ebendiesem Rest aus der Kläranlage könnte jetzt eine neue Nutzung bedeuten - meinen Wissenschaftler des Fraunhofer ISI sowie an der TH Bingen. Sie haben den vom Unternehmen BYHO in einer Testanlage entwickelten Prozess verfahrenstechnisch begutachtet. Das Ergebnis: Mit dem Verfahren lassen sich aus einer Tonne Biomasse bis zu 100 Kilogramm Wasserstoff herstellen – aus Abfällen aus der Landschaftspflege, dem Inhalt brauner Tonnen oder sogar aus kommunalem Klärschlamm.

Der patentierte Prozess basiert auf einer hybriden Reformierungstechnologie, bei der aus Biogas direkt Wasserstoff gewonnen wird, ohne den Umweg über Strom zu gehen.  Ein Gutachten bescheinigte dem Prozess einen sehr guter Kaltgaswirkungsgrad, heißt es in einer Information des Fraunhofer ISI.

Geringerer Fußabdruck fossilen Kohlenstoffdioxids

Zudem weist die CO2-Bilanz für die Wasserstoffherstellung einen um ein Vielfaches geringeren Fußabdruck fossilen Kohlenstoffdioxids im Vergleich zur klassischen Herstellung aus Erdgas auf. Die geplante Weiterentwicklungsstrategie entspreche den hohen Standards der Prozessindustrie, um eine erfolgreiche Markteinführung zu gewährleisten, urteilten die Wissenschaftler.

„Im Rahmen der Entwicklung hin zu einer wasserstoffbasierten Gesellschaft müssen sämtliche Möglichkeiten zur H2-Erzeugung genutzt werden. Auf kommunalen Abfallströmen basierte Prozesse wie der von BHYO vorgeschlagene werden hierzu einen wichtigen Beitrag leisten. Basierend auf den Ergebnissen unserer Studie ist der Prozess verfahrenstechnisch als höchst innovativ einzustufen“, betont  Prof. Dr. Bernhard Seyfang, Professor für Chemische Verfahrenstechnik an der TH Bingen.

Analyse zur Systemintegration erstellt

Im Rahmen der Studie wurde neben der verfahrenstechnischen Bewertung auch eine Analyse zur Systemintegration durchgeführt. Hierbei wurde geprüft, wie sich der Prozess in vorhandene Systeme integrieren lässt. In der Analyse wurde zum einen eine anschauliche Anwendung entwickelt, welches eine mögliche Implementierung in ein kommunales System veranschaulicht. Zum anderen bietet die Analyse die Option, die Systemintegration des BHYO-Prozesses unter verschiedenen Ausgangskonfigurationen und verschiedenen Standorten zu prüfen.

„Innovative, neue Prozesse müssen immer im Kontext der Systemintegration betrachtet werden. Dies bedeutet, dass die neue Technologie effizient in vorhandene Infrastrukturen von Kommunen und Unternehmen integriert werden kann. Der untersuchte Prozess bietet vor allem in der kommunalen Anwendung viele Möglichkeiten, zum Beispiel in der Strom- und Wärmeversorgung, aber vor allem auch in der Möglichkeit, den erzeugten Wasserstoff für kommunale Fahrzeuge wie Linienbusse oder Entsorgungsfahrzeuge zu nutzen“, erläutert Prof. Dr. Martin Pudlik, Professor für Regenerative Energiewirtschaft an der TH Bingen und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer ISI. (kw)

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