Für viele Probleme beim Onshore-Windausbau gibt es technische Lösungen. Einige wurden während der Online-Konferenz Windwert den 74 Teilnehmer:innen vorgestellt, der jährlichem Onshore-Windenergie-Konferenz der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH). EE.SH-Projektmanager Holger Arntzen.
Bürgerenergieprojekte, Wertschöpfung aus Windenergie und Akzeptanz für die erneuerbaren Energien sind weiterhin wichtige Themen. In dem Zusammenhang ist das Bündnis Wind-Rat interessant, ein Zusammenschluss verschiedener Akteure der Windbranche, initiiert von der Umweltorganisation Protect the Planet. Aktuell sind knapp 20 Unternehmen und Organisationen Mitglieder des überparteilichen und unabhängigen Bündnisses, das sich auf gesellschaftlicher, politischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene dafür engagiert, dass sich der Windenergie-Zubau vervielfacht. „Im vergangenen Jahr wurden deutschlandweit 1,4 Gigawatt Windenergie-Leistung neu gebaut – wir brauchen mindestens 7,5 Gigawatt pro Jahr, um die Klimaziele zu erreichen“, betont Martin Köppel vom Bündnis Wind-Rat.
Eine Zubau-Lücke sieht auch Jürgen Quentin von der Fachagentur Windenergie an Land (FA Wind) aus Berlin. In seinem Vortrag präsentierte er, wie viel Windenergie-Leistung seit 2017 (seit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 2017 gilt die Ausschreibungspflicht) ausgeschrieben, bezuschlagt und bislang tatsächlich gebaut wurde. Von insgesamt auktionierten 15.800 MW konnten nur 11.500 MW Leistung eine Vergütungszusage erteilt werden. In Betrieb genommen wurden bis dato 3.800 MW. In Schleswig-Holstein liegt die Realisierungs-Quote der in den vergangenen fünf Jahren bezuschlagten Leistung aktuell bei 23%.
Ab dem 1. Oktober 2021 sind alle Energie-Anlagen ab 100 kW installierter Leistung sowie alle Verteilnetzbetreiber verpflichtet, am Netzengpass-Management oder Redispatch teilzunehmen. Unter dem Titel „Redispatch 2.0“ übernimmt die Firma iTerra GmbH für das zeitgemäße Einspeise-Management die Rolle des Betreibers der technischen Ressource (BTR), um Echtzeit-Daten bereit zu stellen, und die Marktkommunikation zwischen dem Anlagenbetreiber und dem Netzbetreiber zur Prüfung und Berechnung der Ausfallenergie.
Das kamerabasierte Vogelerkennungssystem Aves von der Firma Bioconsult SH aus Husum erkennt windkraftsensible Vogelarten. Unterschreiten sie bei der Annäherung einen festgelegten Mindestabstand, erfolgt eine Signalübertragung an die Windkraftanlage, und diese schaltet in eine Betriebsregulierung. Damit wird das Tötungsrisiko durch Kollision vermieden. Das Verfahren dient dem Schutz von Seeadlern, Rotmilanen und anderen Großvögeln. Damit löst es einen wichtigen artenschutzrechtlichen Konflikt bei der Genehmigung von Windenergieanlagen.
Zur Akzeptanz eines neuen Windparks könnte auch beitragen, bei einer Anwohner-Informationsveranstaltung auf einer Fotomontage zeigen zu können, wie er sich in die Landschaft einpasst. Bei Denkmalschutz-Gutachten wird eine solche Visualisierung grundsätzlich gefordert. Einen Leitfaden zur Visualisierung hat die Hamburger Unternehmensberatung Ramboll entwickelt. Demnach ist es wichtig, eine Brennweite von 50 mm zu wählen, denn ein Zoom lässt Objekte in der Umgebung näher und größer, ein Weitwinkel weiter entfernt erscheinen.
„Wir haben viele innovativen Lösungen und Beispiele aus der Praxis gesehen, mit denen die Energiewende und Wertschöpfung aus Windenergie im Norden weiter vorangetrieben werden“, sagte EE.SH-Projektmanager Holger Arntzen abschließend. Die nächste Windwert findet am 30. August 2022 statt, voraussichtlich als Präsenz-Veranstaltung in Kiel. Weitere Informationen unter www.ee-sh.de. (nw)
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