Die Bundesregierung hat den Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts vorgelegt. Im Mittelpunkt stehen dabei die Endkundenmärkte, der Netzausbau und die Netzregulierung. Ein zentraler Bestandteil ist, dass die Solaranlagen stärker in die Regulierung von Netzengpässen einbezogen werden sollen. In den Entwurf sind alle Vorhaben der Wachstumsinitiative des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) bezüglich der Begrenzung von Solarstrom eingeflossen.
Pflicht zur Direktvermarktung wird ausgeweitet
So sollen in Zukunft auch Betreiber von Anlagen mit einer Leistung von weniger als 100 Kilowatt ihren Strom direkt vermarkten müssen. In drei jährlichen Stufen soll diese Grenze auf 25 Kilowatt sinken.
Einspeisevergütung steht zur Debatte
Zusätzlich plant die Bundesregierung die Aussetzung der Einspeisevergütung für Solaranlagen, wenn die Preise an der Strombörse negativ sind. Nur kleine Anlagen, die nicht steuerbar sind, sollen davon ausgenommen werden. Damit wolle man den Anreiz erhöhen, Strom vor allem in den Zeiten vor Ort zu verbrauchen, wenn viel Sonnenstrom ins Netz fließt.
Kleinanlagen sollen gedrosselt werden
Eine dritte wichtige Änderung betrifft Anlagen mit einer Leistung zwischen zwei und 25 Kilowatt. Hier soll die Einspeiseleistung grundsätzlich auf 50 Prozent der Nennleistung der Anlage gedrosselt werden, so lange diese nicht über ein Smart Meter Gateway verfügen, um sie zu steuern.
Zubau sorgt für mehr Solarstrom
Für den Solarenergie-Förderverein Deutschland (SFV) ist dieses Ansinnen ein Frontalangriff auf den Ausbau der Solarenergie in Deutschland. „Einer der Gründe für die wachsende Anzahl von Zeiträumen, in denen der Strompreis an der Strombörse negativ wird, ist der erfreuliche Zubau von Photovoltaik in Deutschland, der in den letzten zwei Jahren durch konstruktive Gesetzgebung des BMWK motiviert wurde“, erklärt Susanne Jung, Geschäftsführerin des SFV.
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Viele Maßnahmen betreffen kleine Anlagen
In Zeiten guter Sonneneinstrahlung produzieren die Anlagen inzwischen mehr Strom, als gleichzeitig verbraucht werden kann“, betont die SFV-Chefin. „Dem Ministerium fällt hierzu nichts anderes ein, als den dezentralen Ausbau der Solarenergie wieder zu drosseln – obwohl immer noch mehr als ein Drittel der gesamten Stromerzeugung in Deutschland aus klimaschädlichen Fossil-Kraftwerken stammen, zunehmend aus dem besonders schädlichen LNG-Gas“, kritisiert sie das Ansinnen der Bundesregierung. „Die meisten Maßnahmen betreffen zudem kleine Anlagen. Das ist wirtschaftspolitisch besonders empörend.“
Speicher und Flexibilitäten aktivieren
Der SFV schlägt statt weiterer Hürden für die Solarenergie vor, den Ausbau von Stromspeicherkapazitäten endlich massiver auszubauen. Zudem sollten die vorhandenen Hausspeicher mittels flexibler Stromtarife endlich für die netzdienlichen Ein- und Ausspeisung von Strom genutzt werden. Dies gilt auch für Elektroautos. Hier sollte sich die Bundesregierung auf die Förderung des bidirektionalen Ladens der E-Auto-Flotte konzentrieren. Außerdem können die negativen Strompreise auch über ein optimiertes Lastmanagement verhindert werden, statt die Einspeisung von Sonnenstrom zu behindern. Dies geht einher mit einer stärkeren Förderung der Sektorenkopplung, wie der SFV in seiner Stellungnahme zu Gesetzentwurf an das BMWK schreibt.
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Mehr Möglichkeiten für Verbrauch vor Ort schaffen
Auch die anderen Energietechnologien könnten besser in die Flexibilisierung des Energiesystems einbezogen werden. Der SFV hat hier vor allen die bestehenden Biogas- und künftige Geothermieanlagen im Blick. Diese sollten ihre Stärken der bedarfsorientierten Produktion ausspielen können. Dazu müssen entsprechende Marktmechanismen geschaffen werden, die einen solchen bedarfsgerechten Einsatz wirtschaftlich ermöglichen. Auch verbesserte Regelungen für den Sonnenstromverbrauch vor Ort sind besser als dessen Einspeisung zu behindern. Entsprechend sollten netzdienliche Modelle des Energy Sharing und quartiersbasierter Energielösungen stärker gefördert werden. Außerdem plädiert der SFV für die Abschaltung unflexibler Kohlekraftwerke, die das Netz verstopfen und keinen Platz für zusätzlichen Solarstrom lassen
Die komplette Stellungnahme finden Sie auf der Internetseite des SFV. Weitere Details zur Wachstumsinitiative der Bundesregierung lesen Sie ebenfalls auf der Webseite des Verbandes (su)