BayWa r.e. hat in der vergangenen Zeit viele schwimmende Solaranlagen und Projekte im Landwirtschaftsbereich, der Agri-PV, umgesetzt. Wie entwickelt sich hier die Nachfrage und die Projektpipeline?
Stefanie Wimmer: Mit den drei Anlagen in Sellingen mit 41,1 Megawatt, Uivermeertjes mit 29,8 Megawatt und Bomhofsplas mit 27,4 Megawatt hat BayWa r.e. in den Niederlanden die drei größten Floating-PV-Anlagen außerhalb Asiens errichtet. Sie erzeugen zusammen Strom für mehr als 20.000 Haushalte. Mit derzeit zwölf Floating-PV-Projekten in Europa mit einer Gesamtleistung von fast 200 Megawatt und mehr als 300.000 schwimmenden Solarpaneelen ist BayWa r.e. Marktführer in Europa und gehört zu den erfahrensten Anbietern im noch jungen Markt.
Und wie sieht es in der Agri-PV aus?
Stefanie Wimmer: Auch im Bereich Agri-PV sind wir Vorreiter in Europa. In den Niederlanden haben wir bereits sehr erfolgreich professionellen Beerenanbau unter Agri-PV realisiert und profitieren dabei von vielversprechenden Synergien zwischen Landwirtschaft und Solarstromgewinnung. Für unsere innovative Fruitvoltaic-Anlage in Babberich wurden wir dieses Jahr mit dem Smarter E AWARD in der Kategorie Outstanding Projects ausgezeichnet.
Die Niederlande war sozusagen der Stadtpunkt und jetzt kommt auch die Markt in Deutschland in Schwung?
Stefanie Wimmer: In Deutschland haben wir in diesem Jahr gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und weiteren Forschungspartnern auf dem Bio-Obsthof Nachtwey in Gelsdorf in Rheinland-Pfalz die erste Agri-PV-Forschungsanlage für Äpfel und Spalierobst errichtet. Wir arbeiten an einer Reihe von weiteren Agri-PV-Projekten, die zeigen, dass Agri-PV die Landwirtschaft dabei unterstützt, sich an den Klimawandel anzupassen und gleichzeitig zur Dekarbonisierung und zum Klimaschutz beizutragen. Die Projekte unterstreichen zudem, dass sich die Qualität der Früchte verbessern und die Produktionskosten senken lassen. Eine Win-win-Situation für die Landwirtschaft und die Erneuerbare-Energien-Branche.
Was erwarten Sie von der Politik – also von der neuen Bundesregierung – damit Floating PV und Agri-PV vorankommen? Da ist ja schon Einiges angekündigt.
Daniel Hölder: Im Ampelkoalitionsvertrag soll innovative Solarenergie wie Agri- und Floating-PV gestärkt und die Doppelnutzung der Fläche für Photovoltaik und Landwirtschaft ermöglicht werden. Leider sind diese Zielsetzungen reichlich vage. Mit Blick auf die Ausschreibungen für besondere Solaranlagen, also Agri- und Floating-PV, wird sich BayWa r.e. weiterhin für notwendige Verbesserungen einsetzen.
Bisher sind es auch Flächenrestriktionen, die vor allem die Agri-PV behindern. Haben Sie hierfür auch Vorschläge?
Daniel Hölder: Wir setzen uns hier dafür ein, Landwirtschaft und Freiflächenphotovoltaik zusammenzubringen und erarbeiten hierfür konkrete Vorschläge. So sollte aus unserer Sicht im Baurecht eine eigene Flächenkategorie beispielsweise ‚landwirtschaftliche Nutzfläche mit integrierter Solarstromerzeugung‘ für Agri-PV-Anlagen und biodiversitätsfördernde Photovoltaikfreiflächenanlagen etabliert werden, damit die Flächen im Rahmen der Bauleitplanung nicht als Sondergebiet der Siedlungsfläche zugeordnet wird, sondern Teil des landwirtschaftlichen Außenbereichs bleibt. Außerdem fordern wir, dass für die Errichtung von gut geplanten Freiflächen- sowie Agri-PV-Anlagen keine Ausgleichsflächen notwendig sein sollten. Vielmehr sollten sie anderen Vorhaben als Ausgleichsmaßnahme für deren Eingriffe zur Verfügung stehen.
Die Fragen stellte Sven Ullrich
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