Das Haus der Statistik präsentiert sich den Einwohnern und Besuchern Berlins bisher als unansehnlicher Gebäudekomplex direkt am Alexanderplatz im Zentrum der Hauptstadt. Lange wurde diskutiert, was damit geschehen sollte. Denn eine Sanierung des Stahlbetonkomplexes aus den 1970er Jahren war ursprünglich nicht vorgesehen.
Nachnutzung ist geregelt
Inzwischen ist die Nachnutzung genauso klar wie die Tatsache, dass das Gebäude zum großen Teil saniert wird. So wird der höhere Teil des Komplexes erhalten bleiben und der flachere Teil wird durch einen Neubau mit mehr Stockwerken ersetzt. Darin sollen Kunsträume, Ateliers aber auch Wohnungen entstehen. Außerdem soll das Bezirksamt Mitte hier das neue Rathaus unterbringen. Denn der Mietvertrag für das bisherige Rathaus in unmittelbarer Nachbarschaft läuft 2028 aus
Mit der Sanierung wird das Gebäude aber auch energetisch und technisch auf den neusten Stand gebracht. So werden die Berliner Stadtwerke das Gebäude mit einem einem innovativen kalten Nahwärmenetz ausstatten. Darüber wird sowohl Heizwärme, Warmwasser und Kühlung für die Räume bereitgestellt.
Heizen und Kühlen gleichzeitig möglich
Dies geschieht über dezentrale Wärmepumpen, die mit Solarstrom vom Dach des Gebäudekomplexes betrieben werden. Die Wärmepumpen nutzen wiederum Abwasserwärme aus zwei Mischwasserkanälen als Quelle, um klimaschonende Wärme über ein kaltes Nahwärmenetz zur Verfügung zu stellen. Dabei liegt die Übertragungstemperatur zwischen neun und 25 Grad Celsius, was unterschiedlichen Nutzern zeitgleiches Heizen und Kühlen ermöglicht.
Wärmepumpen liefern auch Kälte
Um Wärme zur Verfügung zu stellen, heben die dezentralen Wärmepumpen die Abwassertemperatur auf die Heiztemperatur an, die im Gebäude angefordert wird. Im Sommer wiederum entziehen die Wärmepumpen dem Gebäude Wärme. Die Abwärme wird wiederum je nach Bedarf zur Warmwassererzeugung genutzt oder in den Mischwasserkanal ausgespeist und so effektiv aus der Stadt abgeleitet.
Nachhaltiges Projekt im Herzen von Berlin
Mit einer Entzugsleistung von 750 Kilowatt und einer Einspeiseleistung von 704 Kilowatt wird der Kanalwärmetauscher die größte Anlage dieser Art in Berlin darstellen. Mit der klimafreundlichen Wärme- und Kälteversorgung können allein für das Bestandsgebäude rund 446 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden, haben die Planer bei den Berliner Stadtwerken ausgerechnet. „Wir freuen uns sehr, das Haus der Statistik mit unserer innovativen Technik ein Stück weit mitgestalten zu können“, betont Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schmitz. „Bildet es doch mit der Weiternutzung des Baukörpers, dem ökologischen Ausbau und Betrieb sowie einer künftigen Nutzermischung, die der breiten Stadtgesellschaft entspricht, ein wahrhaft nachhaltiges Projekt ab.“
Baustart noch in diesem Jahr
Die ersten Baumaßnahmen für das kalte Nahwärmenetz beginnen mit der Verlegung des Leitungsnetzes im Innenhof des Quartiers noch im Sommer 2022. Wann es dann komplett in Betrieb gehen wird, steht noch nicht fest. Doch mit der Inbetriebnahme des runderneuerten Hauses der Statistik wird der Energiemix aus dem Nahwärmenetz zur Verfügung stehen. (su)