So meldete der schwedische Stromversorger Vattenfall fürs erste Quartal 2023 ein sattes Plus um mehr als die Hälfte jeweils bei Umsatz und Gewinn im Vergleich zum Vorjahr. RWE schrieb sogar im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Jahres 2022 ein Vielfaches als Gewinn aus dem normalen Geschäft auf. Bei diesem sogenannten bereinigten Ebitda sind rein unternehmensbedingte Sondereffekte im Zeitraum Januar bis März 2023 herausgerechnet.
Vattenfall setzte demnach im ersten Quartal 2023 umgerechnet rund 8,5 Milliarden Euro um, was ein Plus von 62 Prozent im Vergleich zum ersten Vorjahresquartal bedeutete. Das Plus ist allerdings auch merklichen Verschiebungen im Währungskurs zwischen Schwedischer Krone und dem Euro zuzurechnen. Auch nach einer Bereinigung des Umsatzbetrages um diesen Währungseffekt zugunsten der Schwedischen Krone bleibt noch ein Umsatzsprung bei Vattenfall im vergangenen Quartal von 53 Prozent. Ihren Quartalsgewinn beziffern die Schweden auf umgerechnet eine Milliarde Euro, was ohne Währungsbereinigung sogar 93 Prozent mehr als ein Jahr zuvor wäre. RWE wiederum vervier- bis verfünffachte den Gewinn gemessen am bereinigten Ebitda auf nun 2,8 Milliarden Euro.
Beide Unternehmen legen zumindest indirekt einen Zusammenhang ihrer verbesserten Geschäftsdaten mit dem Umbau der Konzerngeschäfte hin zur Energiewende nahe. Vattenfall verweist im jetzigen Quartalsbericht bei den Erklärungen auf das kontinuierliche Investment der Schweden in fossil-freie Projekte. Auch RWE deutet an, mit dem Ergebnis auf einer guten Spur zu sein: „Kontinuierlicher Zubau regenerativer Erzeugungsanlagen und die Übernahme des erneuerbaren Geschäfts in den USA stärken Ergebnisentwicklung“, hebt das nordrhein-westfälische Unternehmen vorneweg als einen von drei wesentlichen Gründen für das gute Abschneiden hervor.
Allerdings lassen beim genauen Hinsehen beide Akteure erkennen, dass ihre guten Jahresanfangs-Zahlen, wenn überhaupt, nur zu einem kleinen Teil dem Geschäft mit der grünen Energie zu verdanken sind. Auch die positive Entwicklung der internationalen Stromerzeugung mit Wasserkraft, Biomasse und Gas mit einem bereinigten Ebitda von 1,2 Milliarden Euro sei für das gute Ergebnis verantwortlich, lässt der deutsche Energiekonzern wissen. RWE verweist hierbei auf seinen Geschäftsbereich, der mit Erdgas einen fossilen Energieträger einbezieht. Die bei Wasserkraft, Biomasse und Gas erzielten Mehreinnahmen im Vergleich zu Anfang 2022 von rund 900 Millionen Euro seien „vor allem auf höhere Erträge aus dem kurzfristigen Kraftwerkseinsatz des internationalen Erzeugungsportfolios und höhere Erzeugungsmargen zurückzuführen“. Ein Teil des relativen Mehrgewinns bei RWE brachte auch der Energiehandel ein, in dem im ersten Quartal 2022 anders als jetzt noch Wertberichtungen aufgrund von Sanktionen auf Kohlelieferungen aus Russland negativ zu Buche geschlagen hatten. Dieser Effekt machte demnach 700 Millionen Euro zugunsten des neuen Quartals aus. Das bereinigte Ebitda für das RWE-Geschäftsfeld mit Braunkohle und Atomkraft legte außerdem um 290 Millionen auf 496 Millionen Euro zu. Dagegen erbrachten die für den Ausbau der Grünstrom-Erzeugungskapazitäten wichtigen Wind- und Photovoltaikparks für den nordrhein-westfälischen Konzern im Vergleich zum Vorjahr nur eine rote Wachstumsnull. Denn das Ebitda aus der Offshore-Windkraft legte im Vergleich zum Vorjahr zwar um 53 Millionen Euro auf 473 Millionen Euro leicht zu. Der Überschuss aus dem Wind-Onshore- und Solargeschäft dagegen – bereinigtes Ebitda: 247 Millionen Euro – war um 71 Millionen Euro rückläufig. Dabei habe sich die Übernahme des US-Erneuerbaren-Unternehmens Con Edison Clean Energy Businesses eigentlich positiv ausgewirkt, ebenso die Inbetriebnahme der neuen Offshore-Erzeugungskapazitäten des Nordseewindparks Kaskasi.
Vattenfall hat derweil die Trennung des Konzerns von zwei Altlasten fossiler Stromerzeugung auf der Habenseite: So schlugen die Anfang 2023 abgeschlossenen Verkäufe des Kohlekraftwerks Moorburg in Hamburg und des Gaskraftwerkes Magnum in den Niederlanden zu Buche. Zugleich kaufte Vattenfall das Nahwärmenetz der südwestenglischen Seestadt Bristol, um sein Geschäft mit nachhaltiger Abwärmeverteilung weiter auszubauen. Dennoch muss Vattenfall erklären, dass die Steigerung des Profits „hauptsächlich auf ein verbessertes Finanzierungsnetz“ zurückzuführen sei, das eine höhere Rückzahlung aus dem Schwedischen Fonds für nuklearen Abfall beinhalte. Tatsächlich kommt die Nachzahlung des Fonds, mit der schwedische Atomkraftwerksbetreiber die Entsorgung der ausgenutzten radioaktiven Brennstäbe refinanzieren, dem Gewinnplus gleich und übertrifft es sogar noch. Die Rückzahlung aus dem Nuklearabfallfonds betrug nämlich umgerechnet 130 Millionen Euro, nachdem Vattenfall im Jahr davor noch 250 Millionen Euro eingezahlt hatte. Daraus folgt eine finanzielle Besserstellung der Schweden im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um 380 Millionen Euro. Der operative Gewinn des Konzerns betrug hingegen im ersten Quartal 2023 rund 310 Millionen Euro.
Das Umsatzplus kam bei dem schwedischen Staatsunternehmen fast ausschließlich aus zwei Geschäftsbereichen: aus dem Geschäftsbereich für Kundenbeziehungen und Dienstleistungen sowie aus dem Geschäftsbereich für Energieerzeugung und Energiehandel, der die Vattenfall-eigenen Atom- und Wasserkraftwerke betrifft. Umsätze aus Windstrom-Erzeugung und -Vertrieb gingen dagegen leicht zurück, auch weil die Windstrom-Erzeugung in den ersten drei Monaten dieses Jahres schwächer ausgefallen war.