Im vergangenen Jahr ist viel Geld in die Photovoltaikbranche und die konzentrierte Solarthermie (CSP) geflossen. Insgesamt fast zehn Milliarden Dollar (7,34 Milliarden Euro) wurden in die Unternehmen investiert. Damit stiegen die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr um satte 25 Prozent. Das ist das zentrale Ergebnis des Jahresberichts über Finanzierungen, Fusionen und Übernahmen, den das Beratungsunternehmen Mercom Capital in Austin, Texas, vorgelegt hat.
Kredite bleiben größte Finanzierungsquelle
Mit 6,2 Milliarden Dollar (4,55 Milliarden Euro) ging zwar die Kreditfinanzierung der Investitionen leicht zurück, bleibt aber die die größte Finanzquelle weltweit. Der größte Kreditgeber für die Photovoltaikbranche bleibt dabei die Chinesische Entwicklungsbank, die fünf einheimische Solarunternehmen mit Krediten versorgte. Damit erreicht das gesamte Volumen der Kredite, die die Chinesischen Entwicklungsbank an die Photovoltaikunternehmen seit 2010 vergeben hat, 53,6 Milliarden Dollar (39,36 Milliarden Euro). Aber auch andere chinesische Banken liehen den Solarunternehmen viel Geld. Zumeist floss es ins Ausland, so dass erstmals seit 2010 die nicht-chinesischen Unternehmen ein höheres Kreditvolumen akquirieren konnten als die chinesischen Hersteller.
Beteiligungsfinanzierung geht zurück
Mit 2,8 Milliarden Dollar (2,06 Milliarden Euro) ist die zweitgrößte Finanzquelle der freie Markt. Immerhin konnten sich 39 Unternehmen dort ihr Geld für die Investitionen verschaffen. Außerdem verdreifachte sich im Vergleich zum Jahr 2012 das Geldvolumen, dass die Unternehmen über diese Investitionsform bekamen. Eine Milliarde Dollar (734 Millionen Euro) an Investitionsmitteln konnten die sieben Unternehmen einstreichen, die im vergangenen Jahr an die Börse gingen. Den geringsten Teil der Investitionssummen flossen den Unternehmen als Beteiligungskapital zu. Die Anzahl der Investitionen ging von 106 im Jahr 2012 auf 97 im vergangenen Jahr zurück. Die gesamte Beteiligungssumme sank noch stärker. Im Jahr 2012 brachten diese 106 Beteiligungen immerhin noch 992 Millionen Dollar (676,9 Millionen Euro). Über die 97 Beteiligungen im vergangenen Jahr flossen nur noch etwa 600 Millionen Dollar (440,65 Millionen Euro) in die Photovoltaik- und CSP-Branche. „Die Beteiligungen waren schwach, aber insgesamt wurde viel Geld beschafft, vor allem durch Finanzierungen am freien Markt“, fasst Raj Prabhu, Geschäftsführer von Mercom Capital, die Situation zusammen. „Höhere Bewertungen von Solarunternehmen haben die Kapitalmärkte erneut für die Geldbeschaffung zu attraktiven Konditionen geöffnet. Es gibt wieder Börsengänge.“
Mehr Fusionen und Übernahmen
Außerdem gab es im vergangenen Jahr insgesamt 81 Fusionen und Übernahmen von Solarstromunternehmen. Das Finanzvolumen dieser Transaktionen belief sich auf 12,7 Milliarden Dollar (9,33 Milliarden Euro). Das sind 59 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit 9,7 Milliarden Dollar (7,12 Milliarden Euro) war die Übernahme von Tokyo Electron durch Applied Materials der größte Deal des vergangenen Jahres. Aber auch die Übernahme des amerikanischen Wechselrichterherstellers Power One durch den schweizerischen Mischkonzern ABB hatte ein Finanzvolumen von gut einer Milliarde Dollar. Außerdem übernahm für fast eine halbe Milliarde Dollar der chinesische Modulhersteller Shunfeng den einstigen Primus der Modulbranche Suntech mit Sitz in Wuxi. Mercom Capital listet außerdem noch 28 Insolvenzen auf. Von diesen Unternehmen, die vom Markt verschwunden sind, waren 18 Modulhersteller. Europa hat es dabei am härtesten getroffen. „Die europäischen Unternehmen werden auch weiterhin mit Insolvenzen und Konkursen zu kämpfen haben“, befürchten die Autoren des Berichts.
Großes Interesse an Solarkraftwerken
Noch stärker als die Investitionen in die Unternehmen waren die Investitionen in große Photovoltaikprojekte. Immerhin 152 dieser Großprojekte konnten Investoren finden, die insgesamt 13,6 Milliarden Dollar (10 Milliarden Euro) für die Realisierung der Anlagen bereitstellten. Mit einer Milliarde Dollar finanzierte die MidAmerican über eine Anleihe im Juli 2013 die beiden Solar-Star-Projekte in Kalifornien. Die beiden Solarkraftwerke, die früher als Antelope Valley Solar Projekte bekannt waren, haben eine Gesamtleistung von 579 Megawatt. Aber auch die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gab 900 Millionen Dollar (661 Millionen Euro) in Form von Anleihen zur Finanzierung von zwei CSP-Projekten in Marokko. Die privaten und kommerziellen Dachanlagen werden immer häufiger über Leasingmodelle finanziert. Immerhin sind inzwischen 22 Unternehmen in diesem Segment der Finanzierung tätig und hatten im vergangenen Jahr ein Investitionsvolumen in neue Anlagen von 3,34 Milliarden Dollar (2,45 Milliarden Euro). Das sind 69 Prozent mehr als im Jahr 2012. Der größte Teil dieser Finanzierungen passiert aber in Amerika. In Europa steckt das Leasing von Solaranlagen als Geschäftsmodell noch in den Kinderschuhen. (Sven Ullrich)