Bei den europäischen Installationszahlen lag Deutschland mit 2,4 GW vor UK mit 1,9 GW und Italy mit 1,3 GW. Die gesamte Windkraftkapazität liegt damit bei 105,6 GW in Europa. “Die Zahlen für das Jahr 2012 gehen auf Aufträge zurück, die vor der Welle politischer Unsicherheit erteilt wurden, die ab 2011 über Europa schwappte und sich fatal auf den Windenergiesektor auswirkte”, so Christian Kjaer, Geschäftsführer des Europäischen Windenergieverbandes. “Wir gehen davon aus, dass sich diese Instabilität weitaus deutlicher in den Neuinstallationsraten der Jahre 2013 und 2014 zeigen wird.”
Zu den Verlierern im Markt gehört unter anderem die spanische Windbranche, die derzeit eine Klage gegen ihre Regierung anstrebt. Diese hat Ende vergangener Woche in einem Hau-Ruck-Verfahren das von 80 Prozent des Marktes genutzte Bonus-Modell rückwirkend abgeschafft. Alle Anlagen werden künftig nur noch per Einspeisetarif vergütet, der als alternatives Tarifmodell bereits in der Vergangenheit bestand, aber weniger attraktiv war. Nun ist der Tarif zusätzlich auch noch abgesenkt worden von 83,7 auf 81,24 Euro pro Megawattstunde.
Kostenreduktion ist angesichts der Krise nach wie vor bei den Herstellern ein wichtiges Thema. "Wir versuchen jährlich unsere Effizienz zu verbessern", so Alstom-Chef Alfonso Faubel. Dafür müsse man unter anderem die Turbine günstiger bauen, die Servicekosten senken und einen größeren Rotordurchmesser anbieten, damit gleichzeitig die Erträge steigen.
Nach Ansicht von Nordex-CCO Lars Bono Krogsgaard sind die Zeiten vertikaler Integartion beendet. "Wir müssen mehr mit Zulieferern machen und unsere Ressourcen flexibel gestalten", erklärte er auf einem EWEA-CEO-Panel. Auf diese Weise lasse sich eine schlankere Struktur aufbauen. Lokale Wertschöpfung sei dagegen ein Kostentreiber, so Krogsgaard. Durch die Vorgabe sei man nicht selten gezwungen auf teurere Produkte zuzugreifen, die vor Ort angeboten werden. Alfonso Faubel merkte an, sein Unternehmen nutze viele Synergien im Öl- und Gas-Bereich.
Beim Stichwort Synergien kam das Thema auf die Automobilindustrie als Vorbild für die Windkraft. Stephan Ritter von GE stellte in diesem Zusammenhang heraus, dass seit sieben oder acht Jahren bereits die Automobilindustrie als Vorbild für die Windbranche beim Thema Automation fungiert.
Einer, der schon zahlreiche Krisen und Höhenflüge in der Windbranche mitgemacht hat, ist Arthouros Zervos, der seit 2001 das Amt des EWEA-Präsidenten ausfüllt. Vizepräsident Klaus Rave überreichte ihm im Rahmen der EWEA-Konferenz den Poul La Cour Preis unter anderem für sein Engagement als Dozent und Wissenschaftler in der Windkraft. Zervos unterrichtet bereits seit 1982 Windkraft, unter anderem an der Technischen Universität in Athen. (Nicole Weinhold)