Im Sommer 2015 war das Kohlekraftwerk mit zunächst dem ersten und im November 2015 mit dem zweiten der beiden 800-Megawatt-Blöcke am Elbe-Südufer offiziell in Betrieb gegangen. Nun, nur gut fünf Jahre später, schaltete Betreiber Vattenfall den Betrieb der Großanlage ab. Weil der schwedische Energiekonzern das Kraftwerk Moorburg als nicht mehr rentabel genug bewertet, hatte er die 1,6 Gigawatt im Herbst in der ersten Ausschreibung der Bundesnetzagentur (BNetzA) für Stilllegungen von Steinkohlekraft-Kapazitäten eingebracht. Die BNetzA hatte Anfang Dezember Moorburg als eine der für die angebotene Stilllegung mit einer Entschädigung bezuschlagten Anlagen bekannt gegeben. Über die Höhe der bei der Ausschreibung für Moorburg erreichten Entschädigung machten Vattenfall und BNetzA keine Angaben. Er dürfte einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag ausmachen. Laut der Agentur lag der durchschnittliche Zuschlagswert bei 66.259 Euro pro MW.
Blöcke bleiben bis Sommer in Reserve
Bis Sommer sollen die Zwillingsblöcke vorerst noch in Reserve bleiben, um notfalls bei einem großflächigen Ausfall alternativer Stromerzeugung zum Beispiel in norddeutschen Windparks und regionalen Solaranlagen einzuspringen. Zeigt sich die Stromversorgung bis dann auch ohne die Moorburg-Reserve als stabil, soll das Kraftwerk ganz vom Netz gehen.
Umstrittenes Kraftwerk: Kapazität für gesamten Hamburger Strombedarf
Der Bau des Kraftwerks war umstritten, weil die Anlage mit einer Erzeugungskapazität für eine jährliche Stromproduktion von bis zu elf Terawattstunden (TWh) nahezu den gesamten Jahresbedarf Hamburgs abdecken kann. Allerdings konnte das Umweltschutzwahlbündnis Grün-Alternative Liste (GAL) als damalige regionale Organisation der Partei Bündnis 90/Die Grünen die Wahlkampfversprechen gegen Moorburg aus dem Jahresanfang 2008 nicht einhalten. Ihre Umweltsenatorin Anja Hajduk gab zur Rettung der anschließenden Hamburger Koalition aus GAL und CDU klein bei und genehmigte damals Moorburg.
Unwirtschaftlich: Stromerzeugung ging seit 2019 dramatisch zurück
Nur galten seither Umweltschutzauflagen etwa mit Rücksicht auf Niedrigwassersituationen in der Elbe, die Hajduk durchgesetzt hatte und die den Betrieb einschränkten. Inzwischen stark gefallene Stromhandelspreise sowie künftig stetig steigende Preise für die Emissionsrechte beim Klimakiller CO2 machten den Betrieb zusätzlich unwirtschaftlich. Auch in seinen erfolgreichsten Jahren 2017 und 2018 hatte Moorburg nur deutlich unter acht TWh eingespeist. Schon 2019 fiel die Einspeisekurve wieder auf knapp sechs TWh ab. Und 2020 musste das Steinkohlekraftwerk die Erzeugung sogar dramatisch weiter reduzieren – so stellte es jedenfalls zuletzt der Hamburger Energietisch fest, ein bürgerschaftliches Gremium zur Unterstützung der Energiewende der Hansestadt.
Starker Windkraftausbau erwartet
Ursprünglich war der Betrieb des Steinkohlekraftwerks bis 2038 vorgesehen, dem Abschlussjahr des vom Bundestag verabschiedeten Kohlekraftausstiegs. Das vorzeitige Betriebsende für Moorburg fällt zusammen mit der Ende Dezember erfolgten Verabschiedung der Windenergie-Regionalplanung in Schleswig-Holstein, die dem starken Windkraftausbau nördlich Hamburgs schon 2021 kräftig Aufschwung geben dürfte.
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