Nicole Weinhold
Polen ist bei Wärme und Strom fast vollständig abhängig von der Kohle Die Smogbelastung ist in manchen Städten so hoch, dass ihre Bewohner in zwölf Monaten einer gesundheitliche Belastung ausgesetzt sind, als würden sie 25000 Zigaretten rauchen. Photovoltaik hat laut Polnischer Gesellschaft für Photovoltaik einen Anteil von unter einem Prozent am Energiemix. Das soll sich ändern.
Druck kommt vor allem von der EU, die mehr erneuerbare Energien und eine Abkehr von der Kohle als Energieträger fordert. 2017 bewilligte die Europäische Kommission ein etwa 9,3 Milliarden Euro großes Förderprogramm, das aus Umlagen, die Verbraucher über die Stromrechnung zahlen, finanziert wird. Bis 30. Juni 2021 sollen in diesem Rahmen Auktionen stattfinden, bei denen Betreiber Erneuerbarer-Energie-Anlagen ausgewählt werden. Die Polnische Gesellschaft für Photovoltaik schreibt im Juni 2018 in einer Stellungnahme zum polnischen PV-Markt : „Der polnische Markt ist in einer frühen Entwicklungsphase. Für 2018 wird eine installierte Gesamtleistung von 430 Megawatt erwartet. Bis Ende 2020 sollen in Polen 1,4 Gigawatt installiert werden, was einem Anteil von einem Prozent der polnischen Stromproduktion entsprechen würde.“
Die ersten Auktionen fanden Ende 2016 und Mitte 2017 statt. Dabei wurde die Vergabe für PV- und Windanlagen mit einer Kapazität von unter 1 MW zusammengelegt. In der ersten Runde erhielten 84 eingereichte Angebote den Zuschlag, in der zweiten 352. Bis Mitte Mai 2018 wurden auf Basis dieser Entscheide rund 40 PV-Anlagen installiert.
Was spricht für Photovoltaik in Polen?
Tatsächlich bietet Polen für Photovoltaik derzeit gute Voraussetzungen. Dafür gibt es einige gute Gründen:
1. Zum ersten Januar 2019 droht eine Strompreissteigerung, gemunkelt wird sogar von einer Verdoppelung der Kilowattstundenpreise.
2. Der aktuelle Strompreis in Polen liegt mit 0,69 Zloty, ca. 0,16 Euro, bereits über dem Gestehungspreis einer Kilowattstunde Strom aus einer Photovoltaikanlage.
3. Preissteigerungen machen Photovoltaik für Hausbesitzer und Unternehmen langfristig attraktiv, denn mit eigener Photovoltaik haben sowohl private, als auch gewerbliche Betreiber ihren Strompreis langfristig unter Kontrolle.
Ende 2018 hat Polen Details zu seinem Entwurf für eine Energiestrategie bis 2040 bekannt gegeben. Dort wurde zwar bei einer Kapazitätssteigerung von heute 43 auf 70 Gigawatt gesagt, dass der Kohleanteil von heute 80 auf 60 Prozent sinken soll. Wie das gehen soll, steht derweil noch nicht fest. Klar ist nur, dass das Ziel von angestrebten sieben Gigawatt Onshore-Windkraft 2025 nicht weiter verfolgt wird.