Für die E-Mobilität hat es in den vergangenen Tagen einige positive Entwicklungen gegeben. Wir nennen hier sechs dieser Highlights für die grüne Verkehrswende.
1. Wirtschaftlichkeit
Laut einer Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) wollen knapp zwei Drittel der Verbraucher*innen ihr E-Auto zu Hause mit Strom betanken. Im Mai kostet Haushaltsstrom in Deutschland durchschnittlich 30,37 Cent pro kWh. Nimmt man den durchschnittlichen Stromverbrauch aktueller E-Autos laut dem ADAC Ecotest als Grundlage, ergeben sich Kosten von rund 6,30 Euro pro 100 Kilometer. Rechnet man mit dem durchschnittlichen Benzinverbrauch in Deutschland und dem aktuellen Preis für Superbenzin (Mineralölwirtschaftsverband e. V.), ergibt das Kosten von 11,88 Euro pro 100 Kilometer – ein Plus von 89 Prozent gegenüber Wagen mit E-Antrieb. Eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag von CHECK24 ergab, dass 23 Prozent der Befragten die Stromkosten für höher halten im Vergleich zu Benzin. 21 Prozent schätzen, die Kosten liegen etwa gleich hoch. 29 Prozent beurteilen das Verhältnis korrekt und halten Autostrom für günstiger als Benzin. Das bedeutet, dass 44 Prozent der Verbraucher*innen die Stromkosten für E-Autos falsch einschätzen.
2. Eine Milliarde staatliche Förderung
Die Bundesregierung will die Entwicklung von E-Autos beschleunigen und diesen Prozess finanziell unterstützen. Der Staat hilft nun der Automobilindustrie mit einem Fonds, der mit einer Milliarde Euro ausgestattet ist. Ein Expertenausschuss zum Zukunftsfonds Automobilindustrie hat gerade beim 6. Spitzentreffen Konzertierte Aktion Mobilität (KAM) Empfehlungen für die Ausgestaltung des Zukunftsfonds Automobilindustrie mit einem Volumen von 1 Milliarde Euro für die Jahre 2021 bis 2025 vorgestellt.
In den zurückliegenden Monaten hat der Expertenrat in einem Arbeitsgruppenprozess Empfehlungen für die Verwendung der Fördergelder erarbeitet. Diese wurde heute gebündelt vorgestellt. Die Empfehlungen des Expertenausschusses benennen drei Förderschwerpunkte: 1. Regionale Kooperationen unter Einbeziehung aller relevanten Akteure zur Entwicklung und Umsetzung von Transformationsstrategien vor Ort sollen als Teil eines Transfer-Gesamtkonzeptes deutschlandweit gefördert werden. 2. Digitalisierung der Automobilindustrie - sie ist existenziell für deren Zukunft und geht weit über das automatisierte und vernetzte Fahren hinaus. 3. Die Fertigungstechnik für die Mobilität der Zukunft soll gefördert werden. Produkt und Prozess müssen als Erfolgsgaranten ineinandergreifen.
3. Nio: 1.000 km Reichweite
Diese Luxusschlitten sind zwar viel zu fett, um noch umweltfreundlich zu sein. Gleichwohl geben sie die Richtung für die E-Mobilität vor, was die Reichweite anbelangt. Der Nio ET7 übertrumpft dank Feststoffbatterie alle aktuellen Elektroautos. Es gibt ihn erst 2022 – und zunächst nicht in Deutschland. Erste Daten und Infos zur unfassbaren Reichweite: Elektroantrieb mit 648 PS und 850 Nm Drehmoment. Bis zu 1.000 Kilometer Reichweite dank neuartiger Feststoffbatterie. Der Nio ES6 und der Nio ES8, leider zwei SUV verschiedener Größen- und Preisklassen, sind für das Jahr 2022 angekündigt.
Das neue Modell kann schon vorbestellt werden, hört auf den Namen ET7 und ist kein SUV, sondern eine 5,10 Meter lange Elektrolimousine. Mit diesem Antrieb soll der Nio ET7 in 3,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 rauschen. Und anders als bei den SUV dürfte auch bei 200 km/h noch nicht Schluss sein. Eine deutliche Kampfansage an Tesla. Die Batterietechnologie macht den ET7 zum neuen Maßstab unter Elektroautos. Denn neben Lithium-Ionen-Paketen mit 70 kWh für 500 Kilometer oder 100 kWh für 500 Kilometer bauen die Chinesen bald eine Feststoffbatterie ein: 150 kWh groß und mit einem Drittel mehr Energiedichte – 360 Wattstunden pro Kilogramm – soll sie Reichweiten von mehr als 1000 Kilometer ermöglichen.
Um den Boxenstopp auf das Niveau von Verbrennern zu drücken, hat Nio als einziger Hersteller bisher ein System für den Akku-Wechsel installiert: Statt die Akkus an der Säule stehend zu laden, rollen die Nio-Autos in eine Station, die kaum größer ist als eine Waschstraße und ähnlich automatisiert funktioniert. Dort werden binnen weniger Minuten die leeren Akkus ausgebaut und gegen volle ersetzt.
Die ersten paar Dutzend Stationen haben die Chinesen bereits an wichtigen Fernstraßen installiert, bis zum Ende dieses Jahres wollen sie mindestens 500 Wechselpunkte am Netz haben. In die meisten der neu installierten Wechselpunkte, die über 300 Akkupakete vorhalten können, fahren die Autos selbstständig hinein.
4. Innovativer Akku von Conti und Varta für Zweiräder
Continentals Entwicklungs- und Produktionsdienstleister Continental Engineering Services (CES) kooperiert mit dem Batterie-Spezialisten Varta. Ziel der Partnerschaft ist die Entwicklung neuer Technologien und Produkte, die vor allem für nachhaltige Lösungen im Bereich der Elektromobilität einen Fortschritt bringen. In einem ersten Pilotprojekt haben beide Partner nun gemeinsam ein innovatives Produkt für den Zweiradmarkt entwickelt: ein austauschbares 48-Volt-Akku-Pack für elektrisch angetriebene Zweiräder ab 10 kW Antriebsleistung. Solche Fahrzeuge sind in Motorstärke und Maximalgeschwindigkeit vergleichbar mit konventionell angetriebenen Rollern ab 125 ccm Hubraum. Das Akku-Pack besteht aus der auf Lithium-Ionen-Technologie basierenden Hochleistungszelle V4Drive von Varta, die sich durch eine hohe Leistung, Schnellladefähigkeit, Tieftemperaturfestigkeit sowie eine kompakte Bauweise auszeichnet. Ein speziell entwickeltes Batteriemanagementsystem von CES erlaubt nun den Einsatz dieser extrem leistungsfähigen Batteriezelle in Automotive-Zweiradanwendungen. Das Besondere: Der neun Kilogramm leichte Akku-Koffer ermöglicht 50 Kilometer Reichweite und eine Antriebsleistung von 10 kW. Dabei lässt er sich mit einem einfachen Handgriff vom Zweirad lösen und extern laden. Außerdem können beliebig viele Akku-Packs über die neue Batterie-Management-Elektronik zusammengeschlossen und gesteuert werden. So lässt sich die Reichweite eines E-Rollers mit dem Einsatz von zwei Akkus auf 100 Kilometer verdoppeln.
5. Europas größte Fabrik für Nutzfahrzeugbatterien
Die Nachfrage nach Batteriesystemen für die E-Mobilität steigt rasant, auch im Nutzfahrzeug-Sektor. Die Akasol AG hat große Pläne und will in der neuen hochmodernen Gigafactoy 1 vor allem leistungsstarke Lithium-Ionen Batterien und –systeme herstellen.
Die Serienproduktion von Batterien in der Gigafactory 1 hat Akasol bereits im Okober 2020 gestartet. Im Beisein von Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, und zahlreicher Vertreter aus Politik und Wirtschaft ist heute der offizielle Startschuss für Europas größte Fabrik für Nutzfahrzeug-Batteriesysteme eröffnet worden. In Darmstadt produziert die Alkasol AG in einer hochautomatisierten Produktionsstätte leistungsstarke Lithium-Ionen Batterien in Serie. In der ersten Ausbaustufe verfügt die Fabrik Gigafactory 1 über eine Produktionskapazität von bis zu 1 GWh, die mit der Inbetriebnahme weiterer Produktionslinien sukzessive auf 2,5 GWh bis Ende 2022 ausgebaut werden soll, teilte das Unternehmen mit. Je nach Kundenbedarf kann die Fabrik bis auf 5 GWh erweitert werden. Damit ist die neue Akasol Gigafactory 1 mit Abstand der größte Produktionsstandort für Lithium-Ionen Batteriesysteme in Nutzfahrzeuganwendungen in Europa und kann in der vollen Ausbaustufe pro Jahr mehr als 10.000 Nutzfahrzeuge mit Batteriesystemen ausstatten. Alkasol investiert an diesem Standort mehr als 100 Millionen Euro.
6. Elektro-Solar-Fähre
Nach erfolgreicher Testfahrt ist die neue Elektro-Solar-Fähre für die Insel Usedom gestern vom Stralsunder Hafen zur Überfahrt an das Stettiner Haff gestartet. Im Hafen Kamp auf der Festlandseite Ostvorpommerns wird die Fähre an die Oderhaff Reederei Peters GmbH & Co. KG übergeben, die den Neubau in Auftrag gegeben hatte. Gerade erfolgte mit der Schiffstaufe die offizielle Inbetriebnahme.
Gebaut wurde der nunmehr 12. und damit jüngsten Neubau eines vollelektrischen Schiffes von der Ostseestaal GmbH & Co. KG und der Ampereship GmbH aus Stralsund. Das 14,65 Meter lange Elektro-Solar-Schiff soll auf der vor allem bei Radwanderern beliebten Strecke zwischen Kamp und Karnin auf der Insel Usedom verkehren. Es kann pro Fahrt bis zu 20 Personen und 15 Fahrräder befördern. Das neue emissionsfreie Schiff ersetzt eine bis vor kurzem eingesetzte konventionelle Fähre. Dadurch werden ca. 20 Tonnen Kohlendioxid (CO2) jährlich eingespart. Solarmodule und Hochleistungsbatterien liefern den erforderlichen Strom für die Passage zwischen Festland und Usedom. Die Fähre wird mit einer Dienstgeschwindigkeit von 8 km/h unterwegs sein. Möglich ist eine maximale Geschwindigkeit von 15 km/h.
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