Die rasant steigende Anzahl von Photovoltaik-Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland hat nicht nur positive Auswirkungen. Während die Sonne die Solarzellen speist und grünen Strom erzeugt, sieht es mit der gerechten Verteilung und regionalen Nutzung dieses sauberen Energieträgers oft anders aus. Das kritisiert Roman Schönberger, Gesellschafter des Projektentwicklungsunternehmens Sonnenernte. Schönberger wirft großen Energieerzeugern und Stromversorgern vor, den erzeugten Solarstrom nicht in der Region zu belassen, sondern zentral einzuspeisen und teilweise über Hunderte von Kilometern zu vermarkten. Diese Praxis wirft Fragen zur regionalen Energiewende und Fairness auf.
Zentralisierte Vermarktung und ihre Probleme
Die zentralisierte Stromvermarktung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Deutschland hat einige problematische Folgen. Große Energieunternehmen und Stromversorger, die diese Anlagen errichten, fokussieren sich laut Schönberger auf die Maximierung ihrer Gewinne, indem sie den erzeugten Strom entweder direkt ins zentrale Netz einspeisen oder über Direktabnahmeverträge an weit entfernte Unternehmen verkaufen. Eine der herausragenden Konsequenzen dieser Praxis ist, dass es an sonnigen und windigen Tagen einen Überschuss an erneuerbarem Strom im deutschen Netz gibt. Das führt dazu, dass diese Überschüsse teilweise zu negativen Preisen ins Ausland exportiert werden müssen.
Ungerechte Verteilung und mangelnde Beteiligung
Schönberger kritisiert auch die mangelnde Beteiligung der Region an der sauberen Energieerzeugung vor Ort. „Der Flächeneigentümer, der bewirtschaftende Landwirt, die Gemeinde und die örtlichen Bürgerinnen und Bürger werden alle in die Planung neuer Photovoltaik-Freiflächenanlagen einbezogen, und dennoch profitieren sie nicht von der Stromverteilung“, betont er. Diese Situation sei unfair und untergrabe die Akzeptanz der regionalen Energiewende. Obwohl es Pachtzahlungen an die Eigentümer der Flächen gibt und kostspielige Agri-PV-Lösungen entwickelt wurden, um die Flächen weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen, profitieren Anwohner und Unternehmen in direkter Nachbarschaft der großen Solaranlagen in der Regel nicht davon.
Die Alternative: Strom aus der Region für die Region
Sonnenernte verfolgt einen anderen Ansatz. Das Unternehmen setzt auf das Konzept eines „echten Bürgerstroms“, bei dem der vor Ort erzeugte Strom auch in der Region verbraucht wird. Dieses Geschäftsmodell ist möglich, da Sonnenernte nicht nur bei der Planung und Errichtung der Photovoltaik-Freiflächenanlagen eng mit den Landwirten zusammenarbeitet, sondern diese auch selbst betreibt. Das Unternehmen reserviert dann einen Teil der produzierten Energie für die Nutzung durch die Bürger, Landwirte und regionale mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, einen Großteil der erzeugten Energie regional zu vermarkten und so die energetische Autarkie der Region zu erhöhen.
Fazit: Eine faire Lösung für die regionale Energiewende
Die Kritik von Roman Schönberger an der zentralisierten Stromvermarktung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen bringt wichtige Fragen zur regionalen Energiewende und Fairness in der Energieverteilung auf. Sonnenernte setzt auf ein Modell, bei dem der erzeugte Strom in der Region verbleibt, um die Akzeptanz für erneuerbare Energien zu erhöhen. Dieses Konzept könnte einen wichtigen Beitrag zur dezentralen Energiewende in Deutschland leisten und gleichzeitig die Interessen der Bürgerinnen und Bürger, Landwirte und Flächeneigentümer berücksichtigen. (nw)