Trotz des harten Wettbewerbs und der Absatzschwierigkeiten am Anfang dieses Jahres erhöhen die Solarfirmen ihre Produktionskapazitäten in Deutschland. Das betrifft alle Glieder der Wertschöpfungskette. Allein die Kapazität zur Herstellung von Solarzellen und Modulen wächst in diesem Jahr um etwa 600 Megawatt. Insgesamt sind die Hersteller in der Lage, Module mit einer Gesamtleistung von 4,5 Gigawatt jährlich zu produzieren. „Die Unternehmen haben in die Produktion am Standort Deutschland investiert mit dem Ziel, Wertschöpfung und Know-how hier vor Ort zu sichern“, sagt Günther Cramer, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar).
Produktion im Osten der Republik
Die meisten neuen Produktionsstätten entstehen im Osten Deutschlands. So erweiterte unter anderem der Modulhersteller Solar World im Mai dieses Jahres seine Fertigungskapazität im sächsischen Freiberg um 250 Megawatt. Bis zum Jahresende soll das neue Werk „Solar Factory III“ sogar in der Lage sein, 500 Megawatt jährlich zu produzieren. Solar World investiert dafür 350 Millionen Euro.
Auch der thüringische Produzent von Solarzellen und Modulen Masdar PV baut seine Produktionskapazität in Ichtershausen im Ilmkreis von 65 Megawatt um mehr als das Doppelte aus. Die Thüringer steckten 120 Millionen Euro in die zweite Produktionslinie des Werkes. Fast verdoppelt hat First Solar seine jährliche Produktionskapazität in Frankfurt an der Oder. Das neue Werk kostete rund 170 Millionen Euro und produziert jedes Jahr Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 250 Megawatt. Derzeit baut auch Centrosolar im mecklenburgischen Wismar ein zweites Modulproduktionswerk. Es soll Ende des Jahres die Produktion aufnehmen und hat eine Kapazität von 150 Megawatt.
In Forschung, Entwicklung und Ausbildung investiert
Aber auch andere Unternehmen in der Photovoltaikbranche haben erheblich investiert. So ließ sich der bayerische Siliziumhersteller Wacker Chemie den Bau eines neuen Werkes im sächsischen Nünchritz 900 Millionen Euro kosten. Wacker stellt dort polykristallines Reinstsilizium für Solarzellen her. Vor allem in die Forschung hat Bosch Solar Energy investiert. Im thüringischen Arnstadt entstand für 530 Millionen Euro ein Kompetenzzentrum für Photovoltaik. Dort stellt Bosch nicht nur Solarzellen und Module her, sonder siedelte auch die Forschung und Entwicklung sowie ein Ausbildungszentrum an.
Mit der Erweiterung der Produktionskapazitäten erreichen die Produzenten aber noch längst nicht die für den Ausbau von Solarstrom in Deutschland benötigten Mengen. Der BSW-Solar geht von einem Zubau von etwa fünf Gigawatt in diesem Jahr aus. Auch bleibt China der weltweit größte Produzent von Solarmodulen. Im Reich der Mitte ist die Produktionskapazität mit 10,6 Gigawatt schon jetzt mehr als doppelt so hoch. Mit Blick auf die jüngsten Vorwürfe us-amerikanischer Hersteller gegen ihre chinesischen Konkurrenten fordert Cramer die weltweite Einhaltung fairer Wettbewerbsbedingungen. (Sven Ullrich)