Katharina Wolf
In Niedersachsen ist noch reichlich Platz für Windenergie. Wie eine Studie im Auftrag des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) ergab, dass im Offenland 10,25 Prozent der Flächen als Potenzialflächen für die Windenergienutzung zur Verfügung stehen könnten. Die „behutsame Öffnung“ des Waldes, der derzeit in Niedersachsen nicht genutzt werden darf, kämen weitere 3,69 Prozent hinzu.
„Wir haben das Potenzial, Klimaschutz voranzutreiben“, sagte die LEE-Vorsitzende Bärbel Heidebroek. Der LEE fordert ein verbindliches Flächenziel der Kommunen von 2,1 Prozent für die Ausweisung von Windenergieflächen und will dafür auch den Wald öffnen. Auf diese Ziele hatte sich auch der Runde Tisch zur Zukunft der Windenergie vor einem Jahr geeinigt.
Heidebroek betonte, niemand müsse Angst davor haben, dass gesunder Wald zerstört wird: „Wenn Windkraftanlagen errichtet werden, dann in den Nutzforsten, deren Ökosystem durch Windbruch und Borkenkäferplage momentan stark beeinträchtigt sind. Auch ist nicht von einer signifikanten Schädigung der Vogelpopulation auszugehen.“
Feste Abstandsregeln begrenzen Potenzial
Die Studie, die der Dienstleister Nefino erstellte, liefert zudem Erkenntnisse darüber, wie sich fixe Abstandsregeln auf das Flächenpotenzial auswirken und welche Landkreise noch über besonders viele mögliche Flächen verfügen. So verringere eine Erhöhung der Mindestabstände zur Wohnbebauung im Innenbereich Flächenpotenziale im Offenland erheblich: „Pro 100 Meter Pufferabstand entstehen circa 12 Prozent Potenzialverluste. Im Außenbereich verringern sich die Verluste sogar um bis zu 17 Prozent pro 100 Meter“, so Jan-Hendrik Piel, Gesellschafter der Nefino GmbH. Statt pauschaler Mindestabstände sollten die Vorgaben zur optisch bedrängenden Wirkung sowie die TA Lärm als Standortkriterium zugrunde gelegt werden, fordert der LEE.
Der LEE kritisiert zudem, dass sich einige Landkreise in Niedersachsen dem Ausbau der Windenergie verweigern, und sieht sich durch die Studie bestätigt. „Wie wollen wir wirksamen Klimaschutz betreiben, wenn unsere Landkreise nicht genügend Fläche für die Errichtung von Windenergieanlagen ausweisen?“, monierte Heidebroek. „Wir können uns beispielsweise nicht mit Flächenzielen von 0,44 Prozent der Landkreisfläche zufriedengeben, wenn deutlich mehr Flächenpotenzial zur Verfügung steht.“
Besonders viel Potenzial sieht die Studie in den nördlichen und östlichen Landkreisen wie Cuxhaven, Rotenburg (Wümme), Gifhorn, Wolfenbüttel oder Helmstedt. Uelzen, Celle, Gifhorn, Lüchow-Dannenberg und Lüneburg kommen hinzu, wenn auch Windenergienutzung im Wald zulässig wird.
Umweltminister: Brauchen Ausbau für Klimaziele
Derzeit ist in Niedersachsen ein neuer Windenergie-Erlass in Arbeit, der nach der Verabschiedung im Kabinett in die zweite Verbändeanhörung gehen wird.
Niedersachsen Umweltminister Olaf Lies (SPD) bekräftigte bei der Übergabe der Studie: Wenn die durch Atomausstieg bis 2022 und Kohleausstieg bis spätestens 2038 wegfallenden Strommengen ersetzt werden sollen, müsse der Windkraftausbau jetzt energisch vorangehen. So müssten in Niedersachsen, um die Klimaschutzziele umzusetzen, bis 2040 insgesamt 25 GW Wind an Land und 65 GW Photovoltaik errichtet sein. „Und dafür brauchen wir einen jährlichen Zubau von 1,5 bis 1,7 GW Windenergie pro Jahr“, so Lies.
Derzeit stockt der Ausbau der Windenergie in Niedersachsen. Laut Jahresbericht der Deutschen Windguard wurden 2020 lediglich 48 Windenergieanlagen mit einer Leistung von 187 MW neu errichtet. Da im selben Zeitraum 34 Anlagen mit 48 MW abgebaut wurden, bleibt ein Nettozubau vom 119 MW.
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