Nicole Weinhold
Der Ausbau der Windkraft stockt – unter anderem wegen vieler Klagen gegen geplante und bestehende Windräder. Dabei stört sich die große Mehrheit der Bundesbürger nicht an Windturbinen. Das zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).
Rund 80 Prozent der Befragten geben an, sich von Windkraftanlagen in ihrer Umgebung nicht gestört zu fühlen – so das Ergebnis der neuesten Umweltbewusstseinsstudie, für die das Umweltbundesamt und das Bundesumweltministerium im Jahr 2018 rund 2.000 Personen repräsentativ befragt haben. Eine IW-Auswertung zeigt, dass lediglich ein Achtel der Befragten mit Windrädern in ihrer Umgebung hadert.
Dabei gibt es nur minimale Unterschiede zwischen Befragten in der Stadt und auf dem Land, wo die Abstände der Windräder von Siedlungen tendenziell geringer ausfallen. Dies deckt sich mit bisherigen Erkenntnissen der Akzeptanzforschung, die keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen Abstand und Akzeptanz aufweisen. Von der Politik wird derzeit die Akzeptanz gegenüber Windkraft an Land durch pauschale Min-destabstände adressiert. Der Gesetzesvorschlag sieht nun einen Mindestabstand von 1000 Metern vor. Dieser würde nicht nur das verbleibende Windkraftpotential in Deutschland in etwa halbieren, sondern auch die Er-neuerung von Bestandsanlagen (Repowering) stark ein-schränken (UBA, 2019).
Nur 14 Prozent der Kläger sind Windkraftgegner
Zudem zeigen die IW-Auswertungen, dass sich bislang gerade einmal fünf Prozent der Befragten aktiv gegen den Ausbau von Windenergieanlagen oder Überland-Stromleitungen engagiert haben. Insgesamt geht für 80 Prozent aller Befragten die Energiewende eher zu langsam voran – sogar auch für einen großen Teil derjenigen, die sich von Windrädern belästigt fühlen.
Lediglich für einen kleinen Teil der Bevölkerung sind neue Windkrafträder ein rotes Tuch, dennoch gibt es bundesweit jahrelange Streitereien und Papierkriege. Auslöser sind aber nur selten die oft zitierten Bürgerinitiativen. Diese führen nur rund 14 Prozent aller Klagen – die große Mehrheit der Klagen, etwa 70 Prozent, stammen dagegen von Umweltschutzverbänden, die sich hauptsächlich auf den Artenschutz von Vögeln, Fledermäusen und Insekten berufen.
Bürger frühzeitig einbinden
"Pauschale Abstandsregelungen wie vom Bundeswirtschaftsministerium gefordert lösen die eigentlichen Probleme nicht", erklärt IW-Umweltexperte Roland Kube. Zudem gebe es bereits ausreichend Regelungen zu Mindestabständen für Windkraftanlagen. Dagegen könnten eine frühzeitige Bürgereinbindung beim Neubau und eine finanzielle Beteiligung die Akzeptanz vor Ort verbessern. Das IW empfiehlt deshalb schlanke und standardisierte Beteiligungs- und Entscheidungsverfahren. "Letztlich brauchen wir auch eine stärkere Rechtssicherheit für genehmigte Anlagen, um weitere Unsicherheiten und unnötige Verzögerungen bei der Realisierung neuer Projekte zu verhindern."