Nicole Weinhold
In der Region Hannover sind die CO2-Emissionen zwischen 2005 bis 2015 um 19 Prozent zurückgegangen, auf das Jahr 1990 bezogen reduzierte sich der Ausstoß um 27 Prozent. 8,2 Tonnen stießen die Hannoveraner 2015 im Durchschnitt aus - während Gesamtdeutschland bei 12,3 Tonnen lang. So das Ergebnis der Energie- und CO2-Bilanz der Region Hannover, in die Stadt und Region hineinspielen, die gerade vorgestellt wurde. Allerdings stammen die neuesten Zahlen der Studie von 2015, was bereits vier Jahre zurück liegt. Interessant wäre ein aktuellerer Blick auf die Region gewesen. Gleichwohl geben die Zahlen Aufschluss über die Entwicklungen in Sachen Klimaschutz. So zeigte sich, dass die meisten Treibhausgase in einer Gesamtmenge von 9,8 Millionen Tonnen mit 44 Prozent auf Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistung entfielen, gefolgt von 26 Prozent für die Haushalte und 24 Prozent für den Verkehrssektor. Land- und Abfallwirtschaft kommen zusammen auf sechs Prozent.
Größere Anstrengungen erforderlich
"Trotz der beim Klimaschutz erzielten Erfolge reichen unsere gemeinsamen Aktivitäten voraussichtlich nicht aus, um das für das Jahr 2020 gesetzte Zwischenziel von 40 Prozent weniger Treibhausgasen zu erreichen", fasst Christine Karasch, Dezernentin für Umwelt, Planung und Bauen der Region Hannover die Ergebnisse der Studie in einer ersten Stellungnahme zusammen. "Um die im 'Masterplan Stadt und Region – 100 Prozent für den Klimaschutz' beschlossene klimaneutrale Region bis 2050 zu realisieren, sind in allen Bereichen deutlich größere Anstrengungen als bisher notwendig", fügt Sabine Tegtmeyer-Dette an, Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Hannover.
Bevölkerungswachstum von sechs Prozent
Eine Ursache für den langsamen CO2-Rückgang sei die wachsende Bevölkerung in der Region Hannover, so Christine Karasch: "Die wohnberechtigte Bevölkerung ist im Zeitraum von 1990 bis 2015 um fast 73.000 auf rund 1,2 Millionen Einwohner in der Region angestiegen. Dies entspricht einem Bevölkerungswachstum von sechs Prozent". Sabine Tegtmeyer-Dette sieht Handlungsbedarf beim Energieverbrauch in den Haushalten und in der Wirtschaft. In beiden Sektoren müsse effizientere Technologie zum Tragen kommen, Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs müssten ergriffen werden. Unerlässlich seien zudem hohe energetische Standards bei der Gebäudesanierung und Neubauten. In Industrie und Gewerbe seien innovative Energiekonzepte erforderlich, um zum Beispiel bei Produktionsprozessen Energie und Kosten zu sparen.
Verkehr drittgrößter Emittent
Der Verkehr stellte mit 2,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten den drittgrößten Emittenten. Rund 85 Prozent davon entfielen auf den Straßenverkehr, ein Drittel der Verkehrsemissionen wurden in der Stadt Hannover verursacht. Die Anteile der Verursachergruppen ähneln sich in der Region und der Stadt Hannover. In der Region Hannover sind die Emissionen aus dem Verkehrssektor konstant geblieben, während für die Stadt Hannover ein Rückgang zu erkennen ist. "Wir müssen die Verkehrswende mit den Zielen 'Verkehr vermeiden, verlagern und umweltverträglich gestalten' weiter zielstrebig umsetzen", so Karasch.
Erneuerbarer Strom von 1 auf 16 Prozent gestiegen
Ein erfreuliches Ergebnis: Die erneuerbaren Energien sind seit 1990 in der Region Hannover stark ausgebaut worden. Der Anteil erneuerbarer Wärme ist bis 2015 von 1,3 auf 4 Prozent, der Anteil erneuerbaren Stroms ist von unter 1 auf 16 Prozent in 2015 gestiegen. Der lokale Strommix fällt gegenüber dem Deutschland-Strommix negativ aus, zumal er einen geringeren Regenerativanteil verzeichnet und einen relativ hohen Kohlestrom-Anteil. Zwar dominiert bei den Energieträgern für Haushalte Erdgas gefolgt von Fernwärme, die nur in Teilen des Stadtgebiets von Hannover verfügbar ist, weshalb der Verbrauchsanteil in der Region als
Ganzes geringer ist. Und der Heizölverbrauch ist seit 1990 stark zurückgegangen und beträgt in der Region nur noch sieben Prozent, in der Stadt Hannover sogar nur noch drei Prozent. Sonstige fossile Brennstoffe, insbesondere Kohle, spielen aber vor allem in der Industrie eine Rolle. Tegtmeyer-Dette fordert daher den "konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien, um fossile Energieträger wie die Kohle so schnell wie möglich zu ersetzen." Neben der Windkraft komme der Solarenergie hier eine führende Rolle zu.
Langfristige politische Beschlüsse auf EU- und Bundesebene nötig
Neben lokalen Aktivitäten sei maßgeblich, dass eine Bundes- und EU-Strategie zum Umsetzen der Energiewende die regionalen Ziele unterstützt. Erforderlich seien langfristige politische Beschlüsse zum Klimaschutz auf allen Ebenen. Stadt und Region Hannover wollen bis 2050 nahezu klimaneutral werden und den Energieverbrauch um mindestens 50 Prozent im Vergleich zu 1990 senken.
Aktuelle Diskussion und Entwicklung
Wie sehen die Klimaaktivitäten der jüngeren Zeit in Hannover aus? Aktuell fordern die Grünen die Abschaltung aller elf Kohlekraftwerke in Niedersachsen. Aus ihrer Sicht sollte zuerst das seit gut 40 Jahren laufende Kraftwerk in Mehrum (Landkreis Peine) vom Netz genommen werden. Es hat eine Nettoleistung von 690 Megawatt (Bruttoleistung: 750 MW), der heute noch in Betrieb befindliche Block 3 wurde 1979 fertiggestellt. Durch das Abschalten des Mehrumer Kraftwerks könnten jährlich 1,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid eingespart werden.
Laut Energiewendebericht 2018 des niedersächsischen Umweltministeriums kann Niedersachsen bereits 60 Prozent seines Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energieträgern decken. Viele Zahlen sind jedoch auch in diesem Bericht nur von 2015.