München will bis 2035 klimaneutral werden. Das ist das Ziel, das die Regierung der Stadt anvisiert. Bis dahin muss der Ausbau der Photovoltaik mehr als verzehnfacht werden. Derzeit sind in der bayerischen Landeshauptstadt Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 75 Megawatt installiert. Um die klimaneutrale Versorgung im Jahr 2035 abdecken zu können, sind aber mindestens 800 Megawatt notwendig. Dazu kommt noch die Stromgewinnung aus Biogas und Biomasse, die ebenfalls weiter ausgebaut werden müssen. Dies ist ein Ergebnis einer Studie, die das Ökoinstitut, Hamburg Institut und Intraplan im Auftrag der Landeshauptstadt München erstellt hat.
Ökostrom im Umland erzeugen
Das Fachgutachten Klimaneutralität ist eine umfassende Studie, in der die Autoren über 250 Maßnahmen analysiert haben, wie München die angestrebte Klimaneutralität rechtzeitig erreicht. Hierbei spielt der Ausbau der erneuerbaren Stromversorgung eine entscheidende Rolle. Neben dem prognostizierten Bedarf des Ökostromausbaus muss die Stadt möglichst auch im Umland regenerativen Strom produzieren. Nur so kann sie bis 2035 rechnerisch und bilanziell den Strombedarf mit erneuerbaren Energien decken. Die Stadtwerke München planen bereits entsprechende Investitionen in Ökostromanlagen außerhalb des Stadtgebiets.
Sanierungsquote anheben und solarelektrisch heizen
Der Ökostromausbau ist entscheidend, um vor allem auch den Gebäude- und Verkehrssektor klimaneutral zu bekommen. So bauen die Empfehlungen im Wärmesektor auf einer bereits existierenden Wärmestudie der Stadtwerke auf. Neben der schnellen Verbesserung der Energieeffizienz und der Anhebung der Sanierungsquote auf mindestens zwei Prozent und der Anbindung von Gebäuden an die Fernwärme ist ein Instrument die Versorgung der übrigen Gebäude mit erneuerbaren Energiequellen. Hier spielen solarelektrisch angetriebene Wärmepumpen eine zentrale Rolle. „Angesichts der künftig voraussichtlich stark ansteigenden Preise für fossile Energieträger sind eine gute Wärmedämmung und klimaneutrale Heiztechnik nicht nur für das Klimaziel wichtig, sie schützen zugleich Mieter vor kräftigen Steigerungen der Heizkosten“, beschreibt Christof Timpe vom Ökoinstitut einen weiteren Vorteil.
Weniger Autoverkehr
Im Verkehr sollte München neben der Verlagerung auf klimafreundlichere Verkehrsmittel im Umweltverbund auch auf eine Verlagerung des Verkehrs setzen. Das verbleibende Verkehrsaufkommen sollte dann weniger klimaschädlich abgewickelt werden als bisher mit dem Verbrennungsmotor. „Trotz vieler vorhandener guter Ansätze ist dies ein langwieriger Prozess, der erhebliche Investitionen in die Infrastrukturen des öffentlichen Verkehrs erfordert“, sagt Alexandra Rudolf, Verkehrsplanerin bei Intraplan. „Gerade wegen der langen Umsetzungszeiten der Maßnahmen ist es umso wichtiger, unverzüglich und mit ausreichenden Ressourcen die Planung der entsprechenden Projekte voranzutreiben. Selbst eine Stadt wie München ist dabei auf die rechtliche und finanzielle Unterstützung des Freistaats und des Bundes angewiesen.“
Fossile Heizungen beschränken
Zudem sollte die Stadtverwaltung auch alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. „So kann der Stadtrat in Bebauungsplänen die Verbrennung von Heizöl und Erdgas in neuen Heizungen Schritt für Schritt beschränken“, erklärt Christian Maaß, Geschäftsführer des Hamburg Instituts. Er betont, dass diese Maßnahme sogar Pioniercharakter hätte, an der sich andere Städte und Kommunen orientieren könnten „München könnte somit die erste deutsche Großstadt werden, die konsequent für den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf klimaneutrale Fernwärme und dezentrale erneuerbare Wärme sorgt“, sagt Maaß.
Das Fachgutachten „Klimaneutrales München“ und die Studie „Klimaneutrale Wärme München 2035“ finden Sie auf der Internetseite des Ökoinstituts zum kostenlosen Download.
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