Im Jahr 2014 lag der Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch der Europäischen Union (EU) bei 16 Prozent. Das ist fast doppelt so viel wie 2004 - damals waren es 8,5 Prozent. Das gab die Pressestelle der Europäischen Union jetzt bekannt. Der Ausbau erneuerbarer Energien gehört zur europäischen 2020-Strategie, die dann einen Regenerativanteil von 20 Prozent vorsieht. Inzwischen haben sich die EU-Staaten auch auf ein Ausbauziel von 27 Prozent für 2030 geeinigt.
Wie haben die Staaten im Einzelnen bisher abgeschnitten? Insgesamt ist der Regenerativanteil 2014 in 24 von 28 Mitgliedsstaaten gestiegen. Den höchsten Regenerativanteil hatte Schweden 2014 mit 52,6 Prozent. Lettland und Finland folgen mit je 38,7 Prozent, Österreich kommt auf 33,1 Prozent und Dänemark auf 29,2 Prozent. Auf die kleinsten Regenerativanteile kommen (4,5 Prozent), Malta (4,7 Prozent), Niederlande (5,5 Prozent) und Großbritannien (7 Prozent).
Deutschland befindet sich mit 13,8 Prozent unterhalb des EU-Durchschnitts. Wie hat sich Deutschland entwickelt? 2004 waren es 5,8 Prozent, 2011 schon 11,4 Prozent, dann ging es weniger rasant voran. 2012 mit 12,1 Prozent, ein Jahr später 12,4 Prozent. Erreichen muss Deutschland bis 2020 immerhin 18 Prozent.
Jedes Land hat seine individuell festgelegten Regenerativziele für 2020 - die sich unter anderem auch aus Regenerativzahlen beim Start, wirtschaftlicher Lage und den im Land vorhandenen Ressourcen ergeben. So hat Österreich bereits durch die entsprechende Landschaft einen hohen Wasserkraftanteil. Entsprechend anspruchsvoller sind die Zielvorgaben. Frankreich, die Niederland und die Briten sind am weitesten von ihren Ausbauzielen für 2020 entfernt. Derweil hat ein Drittel der EU-Mitgliedstaaten bereits sein Ausbauziel erreicht - Bulgarien, Tschechische Republik, Estland Kroatien, Italien, Litauen, Rumänien, Finnland und Schweden. Dänemark und Schweden sind weniger als ein Prozent von ihrem Ziel entfernt. Frankreich ist dagegen ganz 8,7 Prozent vom 2020-Ziel entfernt, die Niederlande müssen noch 8,5 Prozent schaffen, Irland muss 7,4 Prozent zulegen.
Warum liegt Deutschland als Vorreiter der Energiewende unterhalb des EU-Durchschnitts? Der Anteil erneuerbarer Energien betrug im Jahr 2014 immerhin 27,4 Prozent am Bruttostromverbrauch, nur 12,2 Prozent an der Wärmebereitstellung und gerade mal 5,6 Prozent am Kraftstoffverbrauch. Der Endenergieverbrauch spiegelt nicht nur den Stromverbrauch, sondern auch Verkehrssektor und Wärme. Während wir uns in den vergangenen Jahren viele Gedanken um sauberen Strom gemacht haben, wurden die anderen Sektoren vernachlässigt. Das muss sich dringend ändern, damit Deutschland nicht den Anschluss verliert und seine Regenerativziele erreicht.
Der Wandel der Stromwirtschaft hin zu inzwischen sogar 33 Prozent erneuerbaren Energien ist eine gute Basis, um auch in den anderen Sektoren den CO2-Ausstoß zu senken. Denn: Regenerativstrom kann sowohl für Wärme als auch für Mobilität ein wichtiger Energielieferant werden. Erneuebare Energien wie Windkraft und Solar können den Sprit für die E-Mobilität liefern. Überschüssiger Strom aus Erneuerbaren kann in Wärme umgewandelt werden - nicht nur in Stromheizungen, sondern auch zum Beispiel in industrieller Warmwasserbereitstellung.
Berücksichtigt man den regenerativen Strombedarf auf diesen Gebieten, wird schnell deutlich, dass der deutsche Regenerativausbaupfad ambitionierter aussehen muss. Das Fraunhofer IWES hat berechnet, dass Deutschland zum Erreichen der Klimaziele 2050 (80 bis 100 Prozent CO2-frei) mehr Regenerativstrom braucht. Ein entsprechend CO2-armer Transport- und Wärmesektor benötigen rund 20 Prozent zusätzlichen Strom zu der bisher für 2050 für den Stromsektor prognostizierten Strommenge. Statt der derzeitigen 545 Terawattstunden werden es dann etwa 620 Terawattstunden sein. Das heißt, die Regenerativausbauziele von bisher 2,4 bis 2,6 Gigawatt pro Jahr müssen dringend aufgestockt werden. (Nicole Weinhold)