Die weltweiten CO2-Emissionen sind im vergangenen Jahr wieder gestiegen und so hoch wie noch nie. Die Internationale Energieagentur nennt einen Anstieg um 1,4 Prozent auf etwa 32,5 Milliarden Tonnen. Seit Anfang der 1990er Jahre, als man das Thema auf die internationale Agenda setzte, ist der weltweite Ausstoß von Treibhausgasen wie Kohlendioxid damit um rund 50 Prozent gestiegen. Die Erfolge sind also bisher mäßig. Wie man an den Grafiken sieht, gibt es regionale Verschiebungen: in den USA ist der Ausstoß gesunken, in Asien außerhalb Chinas gestiegen - auch weil Industrienproduktionen entsprechend verlagert wurden.
Auch Deutschland ist weit davon entfernt, seine Klimaziele zu erreichen. 2017 hatte Deutschland nach Zahlen des Umweltbundesamts insgesamt 904,7 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen - 0,5 Prozent weniger als 2016. In der Energiewirtschaft sanken die Treibhausgasemissionen um 4,1 Prozent, weil mehr Windkraft ans Netz gegangen ist und weniger Steinkohle verstromt wurde. Im Verkehrssektor dagegen gingen mehr PKW und LKW auf die Straßen, den CO2-Ausstoß um 2,3 Prozent steigen ließ. Die Industrie kam auf 2,5 Prozent mehr Treibhausgas.
In diesem Jahr darf Deutschland 217 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen, wenn es die Pariser Klimaziele einhalten will. Nun ist der Wert für dieses Jahr einer Studie zufolge bereits erreicht worden. Bis Ende März wurden demnach bereits 217 Millionen Tonnen umweltschädliches Kohlendioxid ausgestoßen. Aber es sind nicht nur Verkehr und Industrie, die zulegen beim Stromverbrauch. Wie das Öko-Institut festgestellt hat, gehören Haushalte, deren Photovoltaikanlage so groß ist, dass sie den jährlichen Stromverbrauch rein rechnerisch decken könnte, zu den großen Stromverbrauchern. Im Jahr 2016 verbrauchten 30 Prozent der Haushalte, die sich einen Solarstromspeicher zulegten, 4.000 bis 6.000 Kilowattstunden, weitere 20 Prozent kamen auf 6.000 bis 8.000 kWh, über zehn Prozent auf 8.000 bis 10.000 kWh. Durchschnittlich verbrauchten die Haushalte, die einen Speicher kauften, 7.300 Kilowattstunden im Jahr - auch weil landwirtschaftliche Betriebe und sonstiges Gewerbe mitgezählt werden. Aber das rechtfertigt die doppelte Verbrauchsmenge zu gewöhnlichen Haushalten (3.500 kWh) nicht. Dieser Rebound-Effekt verhagelt uns die CO2-Bilanz. Ein neuer A+++-Kühlschrank, der dreimal so groß ist wie das alte Gerät, nützt wenig.
Dabei wäre eine Kehrwende dringend erforderlich. Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK erklärt, eine schnelle Reduktion der Treibhausgasemissionen sei notwendig, wenn Regierungen die Kosten der Klimastabilisierung begrenzen wollen. Und wenn sie die Menge des CO2 möglichst klein halten wollen, das mit viel technischem Aufwand nachträglich aus der Atmosphäre wieder herausgeholt werden soll. Dazu müssten die Emissionen im Jahr 2030 mindestens 20 Prozent unter dem liegen, was die Länder im Rahmen des Pariser Klimaabkommens zugesagt haben, so eine neue Studie – eine Erkenntnis, die für die beim UN-Klimagipfel in Polen geplante globale Bestandsaufnahme Ende des Jahres unmittelbar relevant ist. Die Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre durch technische Verfahren wie Kohlenstoffabscheidung und unterirdische Speicherung (CCS) oder die verstärkte Nutzung von Pflanzen zum Absaugen von CO2 ist mit einer Reihe von Risiken und Unsicherheiten verbunden.
Das PIK weist noch auf ein weiteres Phänomen hin, das für den anthropogenen Klimawandel eine Rolle spielt: Der Klimawandel könnte Bodenpreise und damit auch Wohnkosten erhöhen. "Der Klimawandel wird wahrscheinlich Grund und Boden verteuern. Entweder wird die ungebremste globale Erwärmung durch die Treibhausgase aus fossilen Brennstoffen viel Land dem Risiko von Dürren und Überschwemmungen aussetzen", sagt Max Franks vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). "Oder aber es wird mehr Land für Biomasseplantagen oder Windparks genutzt, nämlich wenn die Entscheider in der Politik den Klimawandel begrenzen wollen. In beiden Fällen wird Land knapper und damit teurer - und Bodenspekulation durch Investoren treibt die Immobilienpreise noch weiter in die Höhe.“ Franks ist Hauptautor einer Studie, die zu dem Schluss kommt, dass ein Politikpaket aus Steuern auf Landbesitz und Erbschaften nötig ist, um die zunehmend ungleiche Verteilung von Vermögen in Industriegesellschaften zu verringern.
Eine Bodenwertsteuer hätte laut Franks zwei wesentliche Wirkungen. Erstens wäre es ein Anreiz, Geld in produktives Kapital wie etwa die Industrie zu investieren, während Investitionen in Landbesitz weniger rentabel wären. Der Anstieg der produktiven Investitionen würde die Wirtschaftsleistung direkt erhöhen. Zweitens würden Bodenwertsteuern - die nur auf dem Wert von Grundstücken beruhen und den Wert von Gebäuden außer Acht lassen - zu einer effizienteren Landnutzung führen. Das Leerstehen von ungenutzten Grundstücken würde durch die Bodenwertbesteuerung dazu führen, dass der Eigentümer Geld verliert. Damit würde der Bau von Wohnungen attraktiver, was zur Linderung der Wohnungsnot beitragen könnte. (Nicole Weinhold)