Im vergangenen Jahr haben die Photovoltaik- und Windkraftanlagen weniger Strom erzeugt als noch ein Jahr zuvor. In Deutschland beispielsweise ist der Anteil der erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im vergangenen Jahr auf gut 42 Prozent gesunken – von 46 Prozent im Jahr 2020.
Dies liegt zum einen an einem unterdurchschnittlichen Produktionsjahr der Photovoltaik. Schon im Januar 2021 zeigte sich die Sonne seltener, so dass die prognostizierten Produktionsziele nur zu 94 Prozent erreicht wurden. Selbst in Italien blieb die Solarstromerzeugung sieben Prozent hinter den Erwartungen zurück. In Spanien hingegen wurden zwölf Prozent mehr produziert als erwartet. Außerdem konnte der Rückgang in den Wintermonaten durch die sonnigen Sommermonate wieder ausgeglichen werden. Insgesamt über das gesamte Jahr 2021 hinweg blieb die Solarstromproduktion nur knapp unter der des Jahrs zuvor.
Portfolio diversifizieren
Auch die Windkraft blieb hinter den Prognosen zurück – was vor allem an den fehlenden Wintersturmphasen lag, die es 2019 und 2020 gab. Insgesamt lieferten die Anlagen 19 Prozent weniger Strom als 2020. Nicht zuletzt spielt aber auch noch der Coronaeffekt eine Rolle. Denn der Stromverbrauch ist insgesamt im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 wieder gestiegen.
Aus Investorenperspektive sieht die Welt allerdings viel besser aus. „Höhere Strompreise konnten die Produktionsrückgänge mehr als ausgleichen“, weiß Markus W. Voigt, Geschäftsführer der Aream Group, einem Investment- und Assetmanager mit Schwerpunkt auf erneuerbare Energien. Insgesamt lagen die Erlöse für Wind und Solar 2021 nach Angabe von Aream zwei Prozent über dem Soll. „Die Zahlen zeigen einmal mehr, dass es sich für Anleger lohnt, ihre Investments über verschiedene Standorte und Energieformen zu verteilen, um die Erträge mittelfristig zu stabilisieren“, betont Voigt.
Preissteigerungen im vergangenen Jahr
Ob dieser Effekt in diesem Jahr wieder eintritt, ist genauso wenig klar, wie die Produktionsergebnisse der Ökostromanlagen. Doch am Markt werden die ersten Anzeichen deutlich, dass die Preise für Ökostrom wieder sinken. So sind die Marktwerte sowohl für die Windkraft als auch die Photovoltaik im Herbst des vergangenen Jahres regelrecht explodiert und haben im Dezember ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. So ist der Spotmarktpreis im Januar von 22,1 auf knapp 16,8 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Auch die Marktwerte in Deutschland sind entsprechend zurückgegangen. Lag der Marktwert für Solaranlagen im Dezember 2021 noch bei 27,1 Cent pro Kilowattstunde, sank er im Januar 2022 bei nur noch 17,8 Cent pro Kilowattstunde. Das ist aber immer noch mehr als das Dreifache des Marktwertes aus dem Januar 2021.
Marktwerte sinken wieder
Weniger Preisbewegung allgemein ist bei der Windkraft an Land zu verzeichnen. Im Januar 2022 sank der Marktwert von 16,1 auf 12,9 Cent pro Kilowattstunde. Damit liegt er aber immer noch 2,8 Mal höher als noch im Januar des vergangenen Jahres. Der Marktwert für Offshore-Windstrom ist Anfang dieses Jahres von 18,4 auf 14,5 Cent pro Kilowattstunde gesunken. Er beträgt aber immer noch mehr als das Dreifache des Marktwertes aus dem Januar 2021.
Sturmtief sorgt für Optimismus
Es muss sich jetzt zeigen, ob diese Werte weiter zurückgehen oder sich stabilisieren oder sogar wieder angesichts der Russlandkrise und eventueller Unterbrechungen von Gaslieferungen wieder steigen. Außerdem muss sich auch erst noch zeigen, wie die Entwicklung der Stromproduktion der einzelnen Erzeugungsanlagen läuft. Immerhin jagt schon im Februar ein Sturmtief nach dem anderen über Nordeuropa hinweg, so dass dort sicherlich gute Erträge zu erwarten sind, wenn der Rest des Jahres so weiterläuft wie bisher.
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