Tilman Weber
Beim offiziellen Rathausempfang der Stadt Husum für die Windenergiemesse HUSUM Wind hat Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht angekündigt, das Bundesland werde sich nun schnell bei der Bundesregierung für die Energiewende so einsetzen, „dass dieser Strukturwandel nicht unter die Räder kommt“.
Energiepolitische Fehlanreize
Schleunigst müsse die Bundespolitik nun dafür sorgen, dass die Windbranche wieder in einem echten Wettbewerb mit der herkömmlichen Energiewirtschaft ihren Ausbau vorantreiben könne. Stattdessen prägten noch klimapolitische und energiepolitische Fehlanreize die Branche, die derzeit kaum noch neue Windparks in Deutschland installieren kann. Vor der Ansprache Albrechts hatte Husums Bürgermeister Uwe Schmitz in einer Rede sein Unverständnis erklärt, dass nach der Atomkraftwerks-Havarie im japanischen Fukushima vor rund neun Jahren die „Energiewende ohne Wenn und Aber“ nur sehr kurz von der Bundesregierung unterstützt worden sei.
Zwischen Rede und den Empfang abrundendem Feuerwerk um 21 Uhr nutzten die Teilnehmer die Zeit für zwanglosen Austausch bei Häppchen und Getränk. In der Menge der Besucher waren unterschiedliche Stimmungen zu vernehmen: Der Chefmanager des Schweizer Finanzdienstleisters Greenmatch, Matthias Stettler, beobachtet eine Hinwendung der Branche mehr zur Wirtschaftlichkeit im Betrieb und zu Vermarktungschancen – weg von reiner Steigerung der Erträge durch unmittelbare Einspeisung. „Wir haben vorausgesagt, dass es so kommt.“
Interesse am Ausland
Der Gutachter für den technischen Zustand von Windparks, Heiko Voss, verzeichnet auf der Messe nun mehr Interesse an Aufträgen aus dem Ausland und intensivere Gespräche. Und einer, der beim Windkraft-Krisengipfel des Bundeswirtschaftsminsteriums am 5. September dabei war, hat Hoffnung auf leichte politische Fortschritte: Wirtschaftsminister Altmaier habe zugesagt, binnen zwei bis drei Wochen aus neu eingereichten Forderungen der Windkraftverbände einen Plan zu erarbeiten. Für Irritation habe sorgen können, dass der mittelstandspolitische Sprecher der CDU im Bundestag, Carsten Linnemann, sich beim Krisengipfel negativ über den Windkraftausbau geäußert habe. Linnemann ist auch Mitglied in der AG Akzeptanz der Bundesregierung, die Interessenkonflikte zwischen Windkraft und vom Ausbau betroffenen Gruppen durch neue Regelungen beheben soll.
Der Bürgermeister war es allerdings auch, der gleich zu Beginn mit einer Anekdotensammlung der Branche eine langfristige Perspektive empfohlen hatte: 2012 habe er die Hamburger Messe dafür kritisiert, Husum die Windmesse zu rauben. 2015 habe er den Hanseaten nach deren Gewinn der Windmesse eine gute Zusammenarbeit attestiert. 2017 habe er das Ende der Produktion bei Turbinenbauer Senvion in Husum kritisiert. 2019 sei gemäß diesem Wechsel von Gutem und Schlechtem eine gute Nachricht dran, die in der Windkraft immer zu finden sei.