Nicole Weinhold
Teil der Energiewende ist auch, dass sich Stadtwerke und Energieversorger umstellen auf neue regionale, nachhaltige Konzepte. Andreas Feicht, Bundeswirtschaftsminister Altmaiers neuer Staatssekretär, hat sich als Cheft der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) so seine Gedanken zu dem Thema gemacht. Das Angebot der Stadtwerke lässt Rückschlüsse ziehen, mit welcher Art Staatssekretär wir es zu tun haben. Hier haben wir fünf Punkte zusammengetragen, die unsere Leser im Zusammenhang mit Baake-Nachfolger Feicht wissen sollten.
1. Regionales Stromangebot mit Blockchain
Bisher war es oft so, dass der Ökostrom, den man in Deutschland beziehen kann, aus irgendwelchen Ecken des Landes kommt, aber nicht aus der Region. Angebote regionaler Stromanbieter gibt es bereits. Eines stammt von den Wuppertaler Stadtwerken (WSW), die Ende vorigen Jahre die Plattform Tal.Markt ins Leben riefen. Entstanden ist die Idee bei den Diskussionen über Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie. Tal.Markt funktioniert so, dass die Konsumenten sich auf der Plattform registrieren und sich – wie auf einem Markt – zunächst umsehen können. Wenn sie ein Stromangebot finden, das ihnen zusagt, schließen sie einen Liefervertrag mit den WSW, die auch Vertragspartner der Anbieter sind. Blockchain kommt zum Einsatz, um für die Kunden auf die Viertelstunde genau die Energiemenge zu deklarieren, die geliefert und verbraucht wurde.
2. Erneuerbare
Im Jahr 1989 haben die WSW begonnen, den Ausbau erneuerbarer Energien in Wuppertal und damit den Schutz der Umwelt aktiv zu fördern. WSW unterstützen finanziell die ersten Anlagen zur Wärmeerzeugung aus Sonnenenergie auf Wuppertaler Häuserdächern. Seit 1992 wird die Nutzung von Sonnenstrom gefördert. WSW sind mit 33,3 Prozent an der Binnenwind GmbH beteiligt, die Planung und Betrieb von Windenergieanlagenprojekten übernimmt. So wurde eine Vestas-Anlage V-126 im Windpark Kahlenberg Mitte 2017 gebaut. Sieben Anlagen produzieren für Tal.Markt, weitere sollen in Kürze dazukommen. Die WSW übernehmen alle Aufgaben des Energiemanagements und die Energielieferung, sollten die Erneuerbaren mal nicht produzieren: KWK-Strom aus der Wuppertaler Müllverbrennungsanlage. Derzeit sind noch alle Tal.Markt-Anlagen in der Direktvermarktung. Daher beruht der Preis des Angebots auch auf der EEG-Vergütung und ist von der WSW kalkuliert. Für mehr Bewegung könnten Anlagen sorgen, die nicht mehr oder gar nicht über das EEG vergütet werden.
3. Lösung für Weiterbetrieb
Neben der regionalen Komponente gibt es ein zweites großes Argument für eine Vermarktungsplattform. Wenn ab 2020 Möglichkeiten für einen rentablen Weiterbetrieb von PV- und Windenergieanlagen ohne EEG-Vergütung gesucht werden, könnten die Stadtwerke so eine wichtige Rolle spielen.
4. E-Mobilität
Alternative Antriebe und die Nutzung von Erdgas oder Strom als Treibstoff machen die Mobilität klimaschonender. Deshalb bezuschusst der WSW Klimafonds das Fahren mit Strom in Wuppertal. An allen Ladestationen der WSW erhält man hochwertigen Ökostrom, der zum Teil aus Wuppertal stammt. Er entspricht in Qualität und Eigenschaften WSW Strom Grün und ist mit dem Renewable Plus-Gütesiegel ausgezeichnet.
5. Saubere Wärme
Saubere, lokale Fernwärme wird zukünftig in dem Wuppertaler Heizkraftwerk Barmen sowie von der AWG Wuppertal produziert. Talwärme entsteht als Abwärme bei der Produktion von Strom (HKW Barmen) sowie bei der Verbrennung von Bio-Abfällen (AWG). Die aus diesem Verfahren zweifach genutzte Energie nennt sich Kraft-Wärme-Kopplung. Seit Mai 2018 ist daher das Heizkraftwerk Elberfeld testweise vom Netz genommen, um dann noch bis maximal zum März 2019 als Reserve zur Verfügung zu stehen.
Der Bundesverband Windenergie hat jedenfalls die Ernennung von Andreas Feicht zum Energiestaatssekretär offiziell begrüßt. „Andreas Feicht hat sich in den vergangenen Jahren stark für die Markt- und Systemintegration Erneuerbarer Energien sowie die Flexibilisierung von Angebot und Nachfrage engagiert. Sein starkes Plädoyer für eine CO2-Bepreisung u.a. auf der Stadtwerke Tagung 2018 stimmt uns zuversichtlich, dass auch dieses Thema zurück auf die politische Agenda kommt“, so Hermann Albers, Präsident Bundesverband Windenergie.
Einziger Unsicherheitsfaktor: Auch sein Vorgänger Rainer Baake, ein Grüner, hatte zunächst alle Hoffnungen der Regenerativbranche auf seiner Seite. Am Ende hat er nicht wirklich überzeugen können.