Das Land Baden-Württemberg hat ein ehrgeiziges Ziel: Bis zum Jahr 2020 soll zehn Prozent der Stromversorgung aus der Windenergie stammen. Das geht auf einen Beschluss der rot-grünen Landesregierung zurück. Um diese Vorgabe zu erreichen, müssen ab 2014 jährlich bis zu 140 Anlagen errichtet werden, die jeweils insgesamt rund 400 Megawatt produzieren. Die Frage ist allerdings, wo diese Anlagen stehen sollen, denn in der Vergangenheit wurden bislang kaum geeignete Flächen ausgewiesen, das Land bildete vielmehr jahrelang zusammen mit dem Saarland das Schlusslicht beim Zubau von Windkraft.
Als einer von insgesamt zwölf Regionalverbänden in Baden-Württemberg geht jetzt der Regionalverband Ostwürttemberg voran: In den vergangenen Monaten wurde dort die Suche nach geeigneten Flächen vorangetrieben und das Gespräch mit Bürgerschaften und Gemeinden geführt. Letztere sind seit dem 1. Januar ebenfalls berechtigt, Windparkflächen auszuweisen. Insgesamt wurden nun 20 Standorte mit insgesamt rund 3.500 Hektar Fläche für geeignet befunden, um dort bis zu 150 Windkraftanlagen zu bauen. Konflikte beispielsweise mit Anwohnern oder Naturschutzverbänden werden dort nicht erwartet.
Die Flächen befinden sich vor allem im Osten der Region und liegen überwiegend im Wald, der in Landes- oder Privatbesitz ist, teilweise aber auch Körperschaften gehört. Die ausgewiesenen Freilandflächen sind zumeist Gemeinden und ausschließlich privaten Anbietern zuzuordnen. „Über die genauen Besitzverhältnisse haben wir allerdings nur Kenntnis erlangt, wenn wir mit den Besitzern direkten Kontakt aufgenommen hatten", sagt Verbandsdirektor Thomas Eble.
Zwei-Prozent-Fläche weitgehend sicher
Noch vor der parlamentarischen Sommerpause soll die gesetzliche Anhörung über die geplante Ausweisung von Flächen starten, deren Frist dann bis Oktober liefe. Eble rechnet damit, dass es höchstens zu kleinen Änderungen bei den Flächenzuschnitten kommt, sodass ein Satzungsbeschluss noch in diesem Jahr erfolgen kann. Mit einigen möglichen Projektierern und Investoren, darunter auch Stadtwerke und kommunale Banken, wurde bereits gesprochen.
In den Gemeinden sollen auch Bürgerwindprojekte zum Zuge kommen, wie es von der Landesregierung und vom Regionalverband gewünscht wird. Doch ausgerechnet in den zahlreichen Flächen im Staatsforst, wo die Landesregierung ihrem Ziel eines hohen Anteils an Bürgerbeteiligung an den Windparkprojekten aus eigener Kraft zuarbeiten könnte, wird es wohl nichts mit der direkten Projekteinbindung der Anwohner: Da die Flächen im Staatsforst ausgeschrieben werden, geht Eble davon aus, dass dort eher finanzkräftigere Investoren zum Zuge kommen.
(Sebastian Hoff)