Greenpeace - Briefkasten AtomausstiegUmweltaktivisten füllen den großen Greenpeace-Briefkasten vor dem Bundeskanzleramt mit knapp 263.000 Unterschriften und der Forderung, bis 2015 aus der Kernenergie auszusteigen.Foto: Mike Schmidt / Greenpeace
Mehr als eine Viertelmillion Deutsche fordern von Bundesregierung und Bundestag den Atomausstieg bis 2015 und einen beschleunigten Ausbau erneuerbarer Energien. Seit dem 29. Juni füllen Greenpeace-Aktivisten in Berlin vor dem Bundeskanzleramt einen 2,50 Meter hohen und breiten Briefkasten mit den knapp 263.000 Karten einer Unterschriftenaktion. In ihren Schreiben fordern die Unterzeichner außerdem, schrittweise aus der klimaschädlichen Kohle auszusteigen und den CO2-Ausstoß in Europa bis 2020 um mindestens 30 Prozent zu reduzieren. Am 30. Juni werden die Postkarten und Unterstützeradressen im Kanzleramt während der zweiten und dritten Bundestagslesung der Energiegesetze übergeben.
„Gerade nach Fukushima wollen die Menschen in Deutschland das Risiko der Atomkraft nicht mehr länger tragen als irgend notwendig“, sagt Dietmar Kress, Leiter der Mobilisierungskampagne von Greenpeace. Das Interesse und die Beteiligung der Öffentlichkeit an Diskussionen zu Atomkraft und Energiewende seien in den letzten Wochen enorm gewesen. Auch bei Mitmachaktionen von Greenpeace war die Bürgerbeteiligung so groß wie lange nicht, teilte die Umweltorganisation mit.
Greenpeace: Volkswirtschaftlich verkraftbarer Atomausstieg bis 2015 möglich
Greenpeace hat in seinem Szenario „Der Plan – Deutschland ist erneuerbar“ vorgerechnet, wie ein Atomausstieg bis 2015 sicher und ohne volkswirtschaftlichen Schaden möglich sei. Auch die von der Regierung eigens eingesetzte Ethikkommission und das Umweltbundesamt halten einen früheren Ausstieg aus der Atomkraft für machbar. Kommt der Atomausstieg wie geplant erst 2022, werden nach Meinung der Umweltschutzorganisation die Risiken eines Super-GAUs länger als nötig in Kauf genommen und künftige Generationen mit zusätzlichen Hunderten Tonnen hochradioaktivem Müll belastet.
Wissenschaftler und Prominente unterstützen den Appell
Flankiert wird die Unterschriftenaktion mit einem an die Bundeskanzlerin gerichteten Offenen Brief. Den Appell mit dem Titel „Jeder Tag Atomkraft ist einer zu viel“ unterstützen unter anderem Prominente wie Harry Rowohlt, Roger Willemsen, Konstantin Wecker, Lisa Fitz, Bela B., Tobias Schlegl, Eva Mattes, Stefanie Hertel, Stefan Mross und die Mitglieder von Revolverheld. Zudem haben sich 1300 Wissenschaftler öffentlich für den Ausstieg aus der Kernenergie ausgesprochen, davon etwa 1000 Professoren.
(Andreas Haude)