Hinzu kämen weitere 30 MW an durch EnBW-Tochtergesellschaften realisierter Windkraft, teilte der Konzern mit. Für das zum Trio der großen deutschen Atomstromerzeuger gehörende Unternehmen bedeutet der Zuwachs um diese 204 MW zu einem Plus der eigenen Windstromerzeugungs-Kapazität von 65 Prozent. Jetzt gehört EnBW ein Portfolio von 540 MW.
An Land allerdings verdoppelte EnBW jetzt seine Windturbinenflotte – und mehr als das: Rund 170 MW besitzen die Baden-Württemberger an den Ostsee-Meereswindparks Baltic 1 und 2. Beide Offshore-Projekte zusammen sind seit 2012 im Betrieb. Von der eigenen Erzeugungskapazität in diesem Jahr ausgehend verdreifachte EnBW seine Windstromkapazitäten inzwischen, schreibt der Konzern.
Vor der im Ländle eingetretenen Energiewende hatte die von der CDU dominierte Landespolitik den Windenergieausbau tatsächlich gänzlich aus dem südwestdeutschen Landstrich herausgehalten. Seit der Wahl des ersten und bisher einzigen Ministerpräsidenten aus den Reihen der Umweltschutzpartei Bündnis 90/Die Grünen im Jahr 2011 trieb die Landesregierung die Öffnung des Landes für Windenergieprojekte schrittweise voran. EnBW hatte zum Zeitpunkt der Regierungsübernahme durch den grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann noch kein nennenswertes Windparkportfolio an Land. Unter der Einflussnahme der neuen Landesregierung zog der Konzern auch mit eigenen Windparkplanungen nach. Der landesweite Windparkausbau auch durch andere Projektierer kam erstmals 2015 mit einem Zubau von 144 MW in Gang. 2016 betrug die in einem Jahr neu installierte Windenergieleistung landesweit 1.041 MW.
„Im vergangenen Jahr konnten wir nun erstmals in signifikanten Umfang die Früchte unserer eigenen Projektentwicklung ernten. Und wir wollen weiter wachsen: Auch für das Jahr 2018 ist unsere Projektpipeline gut gefüllt“, analysierte Dirk Güsewell die Entwicklung seines Unternehmens in Sachen Windkraft. Güsewell, bei EnBW der Leiter der Portfolioentwicklung Erzeugung, warnte allerdings auch vor den neuesten Auswirkungen durch das 2017 bundesweit eingeführte Ausschreibungssystem. Es gewährt Zuschläge für eine feste Vergütung nur an diejenigen Projektierer, die in den Ausschreibungsrunden die billigsten Angebote zur Stromeinspeisung abgaben. „Die aktuellen Entwicklungen im neuen Ausschreibungssystem betrachten wir allerdings weiterhin mit Sorge“, betonte Güsewell. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf.“
Hintergrund der Warnung mag das bisherige Abschneiden Baden-Württembergs bei den Ausschreibungen sein: In den vergangenen drei Tendern gingen Zuschläge für nicht mehr als eine Handvoll neuer Turbinen an Baden-Württemberg, während vor allem Projekte in Ostdeutschland, Niedersachsen und Schleswig-Holstein die Ausschreibungen gewannen. 2019 droht ein Loch: Dann werden anders als heute alle vor den Ausschreibungen geplanten Windparks gebaut sein müssen, wenn ihre Betreiber noch jede Kilowattstunde nach dem alten Vergütungssystem bezahlt bekommen wollen. Für Netzanschlüsse ab 2019 bekommen nur in Ausschreibungen siegreiche Windparks zum Zuge. Doch baden-württembergische Projekte haben in den Ausschreibungen bislang fast keine Chance mehr.
EnBW erklärte, der Energieversorger wolle weiterhin „die Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 zu einer der tragenden Säulen des Unternehmens und seines Konzernergebnisses“ auszubauen. Hierfür spiele die Windkraft eine „zentrale Rolle“. Seit 2014 betreibt EnBW fünf Projektentwicklungsbüros in Hamburg, Berlin, Erfurt, Trier und Stuttgart.
(Tilman Weber)