Die Internationale Energieagentur IEA hebt vier neue Entwicklungen in ihrem World Energy Outlook 2017 hervor, die die langfristigen Entwicklungen verändern. Die fallenden Kosten für Erneuerbare, eine Elektrifizierung des Energiemarkts, China setzt verstärkt auf Erneuerbaren und in Nordamerika werden Teersande und Schiefergas längerfristig eine Rolle spielen. Hinzu kommt eine starke Entwicklung einiger Staaten wie Indien. Also viele positive Signale und einige negative.
Trotz besagter Entwicklung einiger Staaten wird der Energiebedarf nicht so schnell wachsen, wie IEA in der Vergangenheit prognostiziert hatte - aber immer noch bis 2040 um 30 Prozent gegenüber heute. Wie oben in der Grafik zu sehen ist, wächst der Bedarf vor allem in Indien und China. Indien wird 2040 fast elf Prozent des weltweiten Energiebedarfs für sich veranschlagen. Wie die nächste Grafik zeigt, wird die Volksrepublik allerdings ihren wachsenden Bedarf nicht mit fossilen Energie decken, sondern mit Erneuerbaren. Und an dieser Stelle sei schon drauf hingewiesen: Auch die immer wieder angekündigte Renaissance der Atomkraft bleibt. Im Vergleich zum Ausbau von Wind und Solar wächst die Atomkraft nur minimal in China. Diese positiven Entwicklungen hängen vor allem auch mit den rasant gesunkenen Kosten für Erneuerbare zusammen: Kohle und Atom sind schlicht die teureren Technologien.
Weltweit sieht man, dass die Erneuerbaren neben Gas zum bedeutendsten Energielieferanten werden. Während vom Jahr 2000 bis heute 900 Gigawatt Kohlekraft installiert wurden, werden es bis 2040 nur 400 GW sein. Das schnelle Wachstum der Photovoltaik in Indien und China hilft der sauberen Technologie, im Jahr 2040 die stärkste Energiequelle zu sein. In Europa werden Erneuerbaren schon 2030 beim jährliches Zubau einen Anteil von 80 Prozent haben. Wind on- und offshore wird dort die stärkste Quelle sein.
Was die Nachfrage nach Erdöl anbelangt, so gibt es ebenfalls viele Verschiebungen. Der Peak-Oil wird ab 2020 bereits für die USA und Nicht-OPEC-Staaten eine Reduzierung der Förderquoten bedeuten, was die Abhängigkeit vom Öl aus dem Nahen Osten erhöht. Gleichzeitig wird aber durch Regierungsvorgaben die Mobilitätswende für eine leichte Entlastung sorgen. 900 Millionen Elektroautos sollen weltweit 2040 unterwegs sein. Die Zahl könnte höher sein. Aber: Da der Ölpreis bis 2040 mit 50 bis 70 Dollar pro Barrel niedrig bleibt, werden zu wenig finanzielle Anreize gesetzt. Eine stärkere Entwicklung wäre nur möglich, wenn die Regierungen stärker lenken würden. Wie man in der Grafik unten sieht, werden der Gebäudesektor und der Autoverkehr ab 2030 auf Öl verzichten, im Flugverkehr bleibt der Bedarf hoch. (Nicole Weinhold)