Ohne den Süden Deutschlands wären die 2.007 Megawatt (MW) neuninstallierter Windleistung nicht möglich gewesen. Laut der Ende Januar vom Deutschen Windenergie Institut (Dewi), dem Bundesverband Windenergie (BWE) und dem Maschinenbauverband VDMA veröffentlichten Zubauzahlen schafften zwei südliche Bundesländer 2011 sogar erstmals den Sprung in die Top fünf der Windregionen. An Fünfter Stelle: Bayern mit 164 Megawatt. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte sich der Freistaat um mehr als das Dreifache - und will auch künftig eine größere Rolle als Windland spielen: Bis zu 1.500 Windräder, so der Wille der Bayerischen Staatsregierung, sollen bis 2021 neu installiert werden.
Mehr Windnutzung im Süden - keine Eintagsfliege
Auch Rheinland-Pfalz, dass seine neuinstallierte Windleistung im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelte, zählt erstmals zu den Zugpferden des Windenergieausbaus und liegt mit 258 Megawatt auf dem dritten Platz im Ausbauranking. Ähnliche Positivmeldungen kamen aus Hessen, wo die Neuinstallationen mit 100 Megawatt gegenüber 2010 um etwa das Doppelte zunahmen. Auch Hessen hegt ambitionierte Windenergiepläne für die kommenden Jahre: 2012 soll laut Angaben des Landesumweltministeriums eine Änderung im Regionalplan wirksam werden, mit der künftig zwei Prozent der Landesfläche der Windenergie zur Verfügung stehen.
"In einigen süddeutschen Bundesländern vollzieht sich endlich ein Wandel in eine Politik pro Windenergie. Das war längst überfällig", urteilte Hermann Albers, Präsident des BWE schon zur diesjährigen Jahresumfrage von ERNEUERBARE ENERGIEN. Die Dewi-Statistik gibt ihm Recht. Einzig Baden-Württemberg, dass sich erst 2011 zur Windenergie bekannt hat, wird noch etwas mehr Zeit benötigen, bis die Ausbaupläne auch Früchte tragen.
Die Spitze der Neuinstallationen nahm wie gewohnt Niedersachsen ein - mit 431 zusätzlicher Windkapazität überschreitet das Land die Sieben-Gigawatt-Marke im Windportfolio. Im Aufwind war auch Schleswig-Holstein mit rund 300 Megawatt, während der Osten Deutschlands bei Errichtung neuer Anlagen etwas ins Hintertreffen geriet.
Repowering gewinnt an Gewicht
Wenig Veränderung offenbart hingegen der Blick auf die Herstelleranteile an den Zubauzahlen in Deutschland. Mit knapp 60 Prozent liegt Enercon weiterhin an der Spitze, während der dänische Hersteller Vestas seinen Anteil auf gut ein Fünftel steigern konnte. Da sorgte der Ersatz alter alter Windräder gegen neue Anlagen für mehr Aufsehen: "Das Repowering zieht endlich an", betont Hermann Albers. 238 Megawatt stammen in diesem Jahr aus 95 neuen Windturbinen, die im Austausch gegen 170 Altanlagen mit 123 MW, errichtet wurden. "Damit wird das Repowering zu einer relevanten Größe für die Neuinstallationen", sagt Albers.
Und auch auf See summieren sich langsam die Erfolgsmeldungen. 108 Megawatt lieferte die Offshore-Windenergie in diesem Jahr. Mit der Ostsee-Windfarm Baltic 1 lieferte im April der erste kommerzielle Windpark Deutschlands Strom und nach und nach bringt auch die Bard Gruppe ihre Fünf-Megawatt-Turbinen ans Netz - 16 von 80 geplanten lieferten Ende 2011 Strom. "Zum Ende des Jahres 2012 werden zehn Offshore-Windparks mit einer Leistung von 2.000 Gigawatt im Bau sein", kündigt VDMA-Geschäftsführer Thorsten Herdan an. Doch bis der Aufbau der Seewindleistung den an Land schlägt, werden noch einige Jahre vergehen.
Denny Gille