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Wirtschaftskrise, Stromimporte und etwas mehr Grünstrom bessern CO2-Bilanz

Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind im vergangenen Jahr um rund 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr beziehungsweise zurückgegangen. Unterm Strich weist die Klimabilanz für 2023 im Vergleich zu 2022 einen Rückgang um 73 Megatonnen CO2-Äquivalente aus, wie die Berliner Denkfabrik Agora Energiewende nun bilanzierte. Das war so gering oder auch so gut wie zuletzt vor 70 Jahren. Mit noch 673 Millionen Tonnen an Treibhausgasemissionen von überwiegend Kohlendioxid (CO2) aber auch von anderen in CO2-Äquivalente umgerechneten Treibhausgasen wie Methan oder Lachgas reduzierte das Land seinen Klimagasausstoß auf diese Weise seit dem Referenzjahr 1990 um 46 Prozent. Der so kalkulierte CO2-Ausstoß übererfüllte auch das vom Klimaschutzgesetz abgeleitete Jahresziel von 722 Megatonnen durch im Vergleich dazu 49 Millionen Tonnen weniger Treibhausgasausstoß.

Die Agora-Energiewende-Jahresauswertung verdeutlicht dabei allerdings, dass nur 15 Prozent der im vergangenen Jahr erzielten Besserung beim Klimagase-Verursachen sich als langfristige Einsparungen verbuchen lassen. Nur sechs Megatonnen CO2 sparte die zunehmende Erzeugung durch Erneuerbare-Energien-Anlagen ein. Drei Megatonnen CO2-Emissionen waren außerdem die Folge weiterer langfristiger Emissionsminderungen. Ebenfalls drei Megatonnen brachte das Energiesparen in den Haushalten ein, aber auch die mildere Witterung. Dabei ist das Energiesparen in Privathaushalten möglicherweise gleichermaßen eine Folge besserer Energieeffizienz, aber eben auch der Inflation und daher des ungewollten Zwangs zu sparen. Dasselbe gilt auch für den um ebenfalls drei Megatonnen reduzierten CO2-Ausstoß infolge eines geringeren Stromverbrauchs in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen außerhalb der Industrie. Eine Verringerung der Tierbestände brachte zudem eine Minderung um zusätzlich immerhin noch eine Megatonne CO2-Äquivalente ein.

Dagegen weist Agora Energiewende die weitere Ersparnis von 17 Megatonnen CO2 direkt und alleine dem krisenbedingten Produktionsrückgang zu, acht Megatonnen dem geringeren Stromverbrauch der Industrie, 26 Megatonnen sogar dem EU-Stromhandel und nochmals drei Megatonnen dem durch wirtschaftlichen Rückgang ebenfalls beeinflussbaren LKW-Verkehr. Die gesamtwirtschaftliche Leistung war 2023 in Deutschland um 0,3 Prozent geschrumpft.

Den größten Einzeleffekt erzielte 2023 der Rückgang der Kohleverstromung mit einem positiven Effekt bei den CO2-Äquivalenten von 44 Megatonnen. Der CO2-Ausstoß von Gebäuden und Verkehr bliebt dagegen nahezu unverändert. Und vermehrte Stromimporte aus den Nachbarländern mit einem Überschuss an Stromimporten erstmals seit vielen Jahren im Vergleich zu den Stromexporten trug ebenfalls auf womöglich nicht nachhaltige Art und Weise zur womöglich also nur vorläufig hohen CO2-Minderung stark bei: Die Hälfte des Stromimportvolumens rechnet Agora Energiewende ausländischen Erneuerbare-Energien-Anlagen zu, aber ein weiteres Viertel auch der nicht CO2-emittierenden und nicht zuletzt aufgrund des ungeklärten Problems der Entsorgung radioaktiven Mülls keineswegs nachhaltigen Atomkraft.

Agora Energiewende warnt zudem, dass die Versäumnisse bei den Klimazielen im Verkehr und bei den Haushalten 2024 zu Kosten für die Bundesrepublik führen können. So müsste Deutschland bei einer Zielverfehlung entweder Emissionsrechte von anderen Ländern in der Europäischen Union nachkaufen, oder es drohten Strafzahlungen.

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