Ende 2016 sollen sich nach dem Willen der Planer entlang der A7 in Höhe Ellenberg zehn Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 25 Megawatt (MW) drehen. Mit den erzeugten 56 Millionen Kilowattstunden könnten rechnerisch 14.000 Haushalte jährlich mit Strom versorgt werden. Die beiden Projektpartner, die jeweils mit 50 Prozent an dem Windpark beteiligt sind, wollen insgesamt rund 45 Millionen Euro investieren.
„Autobahnen zu Windparks war ein Ziel, das mein langjähriger Freund Hermann Scheer visionär ausgegeben hat. Ich freue mich sehr, dass unsere Stadtwerke nun an einem Projekt mitwirken, dass daraus Wirklichkeit werden lässt. Ein Windpark dieser Größe ist in Baden-Württemberg wegen der langjährigen Verhinderungspolitik noch eine Seltenheit. Gut, dass wir bei der Energiewende jetzt kräftig vorankommen“, lobt der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer das Projekt. Trotz einer grün-roten Regierung kocht die Windenergie im „Ländle“ immer noch auf Sparflamme: Laut Bundesverband Windenergie (BWE) sind 2014 gerade einmal 18 MW Windleistung zugebaut worden, insgesamt stehen im Südwesten Deutschlands Windparks mit einer Leistung von 549 MW - etwa ein Zehntel der Leistung in Brandenburg.
BImSchG-Antrag im Frühsommer
Bereits 2013 hatten sich die beiden Unternehmen nach eigenen Angaben für die Flächen entlang der Autobahn beim Landesforst BW beworben und nach dem Zuschlag das Projektierungsverfahren begonnen. Windmessugen und artenschutzrechtliche Untersuchungen sind bereits abgeschlossen. Nach weitere Gutachten zu Schall- und Schattenwurf wollen swt und Wind Energien im Frühsommer den Antrag auf Genehmigung nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) stellen.
„Der Standort ist ideal für die Windkraftnutzung. Gleichzeitig bietet die geplante Aufstellung des Windparks entlang der A7 die besonders komfortable Situation, dass der Mindestabstand zum nächsten Wohnort mehr als gewahrt bleibt. Schwierigkeiten, wie sie an anderen Standorten mit Blick auf Sicht- und Immissionsschutz zu meistern sind, dürften hier bei den Planungen kaum auftreten“, so Robert Bajic, Projektleiter Erneuerbare Energien bei den swt. Er wünscht sich: „Dass der Standort entlang der Autobahn auch eine Art Schaufenster für die Windenergie in Baden-Württemberg werden kann.“
Vordenker für eine Projektinitiative entlang der A7 war Hermann Scheer. Der 1944 unweit des geplanten Windpark-Standorts in Wehrheim geborene und 2010 in Berlin verstorbene SPD-Politiker und Träger des Alternativen Nobelpreises, war einer der frühesten und führenden Verfechter des Ausbaus der Erneuerbaren Energien auf nationaler und internationaler Ebene.
1.251 Windenergieanlagen an der A7?
Scheer hatte mit seiner Projektinitiative „Energieallee A7“ die Vision, Windenergieanlagen, Solar- und Biomassekraftwerke entlang der A7 zu bauen. An der Autobahnstrecke sollten von Norden nach Süden an allen möglichen Standorten Windkraftanlagen mit jeweils 5 MW Leistung entstehen, insgesamt 1.251. Damit würde ein solcher Windpark über eine Gesamtleistung von 6.255 MW verfügen und könnte 13.500 Gigawattstunden Strom produzieren - 2,2 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs. 7,5 Milliarden Euro sollten in diesen weltweit größten Windpark investiert werden.
Nun soll ein kleiner Teil dieser Vision Wirklichkeit werden. (Katharina Wolf)