In der kanadischen Bay of Fundy wird die BELUGA 9-Turbine erstmals zur Stromproduktion eingesetzt. DieTurbine ist extra konzipiert worden für Stellen mit hohen Gezeitenströungen von 4,5m pro Sekunde bzw. 9 Knoten, wie sie beispielsweise vor der französischen Küste der Normandie, der Bretagne oder vor England herrschen. Der französische Konzern errichtet dort auch - auf der Ile de Nantes - ein Zentrum für Gezeiten- und Strömungskraftwerke.
Die BELUGA 9 ist Alstoms erste eigene Turbine und beeindruckt mit einem Durchmesser von 13 Metern und einer Höhe über alles von rund 20 Metern, was einem sechsstöckigen Haus entspricht. Sie soll zunächst den britischen Boom für Erneuerbare Energien bedienen und in Tiefen unter 30 Metern an der englischen Küste installiert werden - man schätzt, dass 20% des britischen Strom per Strömung produziert werden können. Das Team auf der Ile de Nantes soll ein kleineres Modell für größere Tiefen planen, da weiter unten im Meer weniger starke Strömungen herrschen.
Alstom ist sich sicher, dass man bei Ausnutzen aller geeigneten Stellen in Westeuropa rund 100TWh jährlich mit den Meeresströmungen erzielen könnte, was rund 20 Millionen Haushalte mit Energie beliefern würde. Das Prinzip, Windenergieanlagen auf den Grund des Meeres zu verbannen, erscheint sehr atttraktiv, rein aus Erwägungen der Effizienz, da Wasser eine deutliche höhere Dichte hat und kleinere Rotoren deutlich mehr Strom produzieren.
Die Probleme rund um den Naturschutz, vor allem den Schutz der dort umherschwimmenden Fauna, ist ungewiss. Denn das Thema ist bisher kaum im öffentlichen Fokus und wenig bis gar nicht erforscht, da es bisher wenige Strömunsgkraftwerke gibt. Am bekanntesten ist das Projekt Seaflow in der Nähe der britischen Stadt Bristol. Aber auch in Norwegen bei Hammerfest, in der Straße von Messina, vor Nordirland sowie an der amerikanischen Ostküste gibt es erste Projekte. Der unschätzbare Vorteil dieser "Windenergieanlagen" unter Wasser ist die Tatsache, dass sie kaum von meteorologischen Unwägbarkeiten beeinflusst sind und permanent Strom produzieren. RWE Innogy will bis 2012 vor der walisischen Küste eine 10MW-Anlage mit Voith Wasserturbinen installieren.
Die bisherigen Projekte zeigen, dass durch die Veränderungen der Strömungsgeschwindigkeiten durch die Rotoren einige Fischarten angezogen werden, viel Sediment aufgewirbelt werden kann sowie unter Wasser Lärm erzeugt wird. Aus Ingenieursicht bestehen die stahlbautechnischen Herausforderungen im aggressiven Element Salzwasser. Außerdem können sich Kolke bilden, also Vertiefungen, die Strudel hervorrufen. (jw/pi))