Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) hat die Zahlen für das Phänomen penibel zusammengetragen. Seit Janaur bis Ende August dieses Jahres speisten die deutschen Windenergie- und die Photovoltaikanlagen zusammen aufgrund eines bislang schwachen Windjahres 1,3 Milliarden Kilowattsthunden (kWh) und damit um 2,6 Prozent weniger in die Netze ein, als in den ersten acht Monaten des Vorjahres. Gerade die Windkraft und die Photovoltaik (PV) aber sind für die EEG-Umlage-Berechnung hauptsächlich relevant, weil die Einspeisevergütungen kraft des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) für diese Stromerzeuger deutlich über den Stromhandelspreisen liegen.
Doch statt dass die geringere Grünstrommenge der durch dei Übertragungsnetzbetreiber vergüteten Anlagen auch für Entspannung bei den Strompreisen sorgt, hat sie offenbar darauf keinen Effekt. Zugleich jedoch ist laut IWR der Strompreis für Industriekunden gemäß langfristigen bis mehrjährigen Terminkontrakten an der Strombörse auf ein historisches Zehn-Jahres-Tief gefallen.
Was sich paradox liest, ist laut IWR-Chef Norbert Allnoch zugleich einer von zwei Gründen für den weiteren Anstieg der EEG-Umlage. Die Umlage berechnet sich mittels der so genannten Differenzkosten zwischen den Handelspreisen an der europäischen Strombörse EEX und den EEG-Vergütungen. So sorgen immer tiefere EEX-Preise automatisch für höhere Kosten jeder Kilowattstunde Grünstrom. Hinzu kommen die längst von den Erneuerbare-Energien-Branchen und der politischen Opposition im Bundestag heftig kritisierten Ausnahmen für energieintensive Unternehmen in Deutschland. Diese sind von der EEG-Umlage befreit. Doch die Zahl der Umlage-Befreiungen wurden 2013 sogar noch erhöht. Somit verteilt sich die Umlagesumme auf immer weniger Schultern. 2013 dürfte die EEG-Umlage nach bisher kursierenden Zahlen um 20 Prozent von jetzt 5,3 auf dann über sechs Cent pro kWh anschwellen.
Drei Milliarden Euro umlagefinanzierter Gewinn
Nicht nur Allnoch kritisiert, dass Stromhändler die günstigen Stromeinkaufspreise an der Börse nicht an ihre Kunden weiterreichen. Zumal der Börsenstrompreis auch gerade dank der im Moment der Erzeugung kostenfrei hergestellten kWh aus den Grünstromanlagen so dramatisch sinkt. So haben sich die Spotmarktpreise beispielsweise seit 2008 auf unter vier Cent mehr als halbiert.
Alleine die Ausnahmen für die stromintensive Industrie, so bilanziert IWR-Mann Allnoch schließlich, belaufen sich im Jahr 2013 auf Mehrkosten in der EEG-Umlage für alle anderen Stromverbraucher von 4,3 Milliarden Euro. Hinzu kommen Milliarden-Euro-Summen, die von den Stromhändlern mittlerweile als Gewinn aus der Energiewende an der Strombörse gerne eingesackt werden. Rund drei Milliarden Euro werden so laut Allnoch bis Ende 2013 dank der gesunkenen Börsenstrompreise im Vergleich zum Jahr 2011 von diesen eingespart werden, ohne dass diese Gewinne an die Stromkunden durch eine Absenkung der Strompreise weiter gereicht wurden.
(Tilman Weber)