Sven Ullrich
Der Tübinger Projektierer Baywa re hat in Spanien auf dem Dach einer landwirtschaftlichen Genossenschaft eine Solaranlage für den Eigenverbrauch gebaut. Die Anlage auf dem Gebäude der Pastores Grupo Cooperativo im nordostspanischen Saragossa wird pro Jahr 378 Megawattstunden sauberen Strom produzieren. Diesen hohen Stromertrag schafft die Anlage nicht nur aufgrund der guten Sonneneinstrahlung auf der iberischen Halbinseln. Vielmehr haben die Monteure von SUD Energies Renovables, die die Anlage aufgebaut haben, 960 Module mit der PERC-Technologie und einer Leistung von jeweils 300 Watt installiert.
Diese Module sind zwar etwas teurer. Doch da die Genossenschaft den gesamten Strom voraussichtlich selbst verbrauchen wird, amortisieren sich die Mehrkosten schnell. Immerhin spart die Pastores Grupo Cooperativo durch die Solaranlage voraussichtlich 700.000 Euro Stromkosten innerhalb der Lebenszeit der Anlage von 25 Jahren. Den kompletten Eigenverbrauch bekommt die Genossenschaft vor allem hin, weil sie ein Lebensmittelwerk betreibt, in dem viel Strom verbraucht wird. Die Anlage wurde im Rahmen einer europäischen Projekts realisiert, bei dem es darum geht, Genossenschaften im Agrar- und Ernährungssektor dabei zu unterstützen, ihren Energieverbrauch zu senken.
Anlagen speziell für Landwirtschaft entwickelt
Die Kooperative hat schon längere Zeit nach einer Lösung gesucht, den Stromverbrauch zu reduzieren. Nach einem Vortrag von Baywa re an der Polytechnischen Universität für Agrar- und Ernährungswirtschaft in Madrid war die Genossenschaft an die Planer des Tübinger Unternehmens herangetreten, eine solche Anlage zu konzipieren und zu realisieren. Drei Monate später war der Generator fertig zur Inbetriebnahme. „In enger Zusammenarbeit mit dem Projektkoordinator Agri-food Cooperative haben wir eine spezialisierte Photovoltaiklösung für landwirtschaftliche und lebensmittelverarbeitende Unternehmen in Spanien entworfen und entwickelt“, sagt Claus Bünermann, Geschäftsführer der spanischen Niederlassung von Baywa re. „Wir konnten sehr schnell zeigen, wie diese Unternehmen von der Photovoltaik profitieren können, indem sie bisher nicht genutzte Dachflächen zur Energieerzeugung nutzen und damit die Stromkosten deutlich senken.“
In der jetzt realisierten Anlage sieht er einen wichtigen Schritt für den gesamten spanischen Photovoltaikmarkt. Denn immer noch trauen sich die Industrie- und Gewerbeunternehmen in Spanien nicht, auf die Photovoltaik zu setzen, da die Netzbetreiber für die Einspeisung des Stroms riesige Hürden aufgebaut haben. Mit einem kompletten Eigenverbrauch ist das aber ohnehin nicht mehr notwendig. Zudem hatte die frühere konservative Regierung im Jahr 2015 einen Sonnensteuer beschlossen.
Sonnensteuer abgeschafft
Diese „impuesto al sol“ mussten alle Betreiber von Solaranlagen auf den selbst verbrauchten Strom bezahlen – zusätzlich zu den Netzgebühren, die alle Verbraucher bezahlen. Die Regierung begründete dies damit, dass die Eigenverbraucher weniger Strom vom Energieversorger beziehen, letztere aber dennoch das Netz finanzieren müssen. Wer seine Sonnensteuer nicht zahlte, dem drohten bis zu 60 Millionen Euro Geldbuße. Diese hätte sich verdoppelt, wenn ein Atomkraftwerk des Landes ein Leck hat.
Diese absurden Regelungen drohten nun zu fallen, da das EU-Parlament die Abschaffung aller Steuern und Abgaben auf selbst verbrauchten Ökostrom abschaffen will. Dem kam die neue spanische Minderheitsregierung und Führung der Sozialistischen Partei, die seit 1. Juni dieses Jahres im Amt ist, ist dem zuvor gekommen und hat die Sonnensteuer zunächst ausgesetzt. Damit will sie den Ausbau der erneuerbaren Energien in Spanien beschleunigen. Schließlich schwebt über Madrid immer noch das Damoklesschwert einer Klage aus Brüssel, wenn das Land seine Ziele beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht erreicht.