Die Produktion von Solarstrom ist im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 40 Prozent gestiegen. Insgesamt speisten die deutschen Solarstromanlagen 3,9 Milliarden Kilowattstunden in das Netz ein. Das entspricht dem Stromverbrauch von etwa vier Millionen Haushalten. Das berichtet der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar) in einer aktuellen Pressemitteilung. Dass die Produktion von Strom aus Photovoltaikanlagen in dieser Größenordnung ansteigen wird, ist aber kaum eine Überraschung, da sich auch der Zubau im letzten Jahr in diesen Dimensionen bewegte.
Bayern hat Ausbauziele längst überschritten
Insgesamt ist der Anteil von Solarstrom an der gesamten Stromversorgung in Deutschland in den letzten drei Jahren von einem auf vier Prozent angestiegen. Allerdings gibt es erhebliche regionale Unterschiede. So berichtet der Verteilnetzbetreiber Eon Bayern, dass der Anteil der erneuerbaren Energien im Freistaat bei etwa 40 Prozent liegt. Da in Bayern nur sehr wenige Windkraftanlagen am Netz sind, kommt der größte Teil davon aus Photovoltaikanlagen. Damit hat man dort schon jetzt die Zielmarke der Bundesregierung überschritten, bis 2020 gerade mal 35 Prozent des gesamten Strombedarfs aus erneuerbaren Energien zu decken. Auch wenn der Zubau im blau-weißen Freistaat im letzten Jahr im Vergleich zu 2010 um 28 Prozent zurück ging, speisen über 200.000 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 4,3 Gigawatt ihren Solarstrom allein in das Netz von Eon Bayern ein.
Positiver Ausblick für die Branche
Für Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des BSW-Solar, beruht der Erfolg der Photovoltaik vor allem darauf, dass es in den letzten drei Jahren gelungen ist, die Preise für schlüsselfertige Solarstromanlagen zu halbieren. So beträgt der aktuelle Endkundenpreis für eine Anlage mit einer Leistung bis 100 Kilowatt bei 1.969 Euro pro Kilowatt ohne Mehrwertsteuer. Im ersten Quartal des Jahres 2009 kostete das Kilowatt für die gleiche Anlage noch 3.922 Euro. Damit konnte die Branche die wiederholte Kürzung der Einspeisevergütung kompensieren und der weitere Ausbau der Photovoltaik in Deutschland wirkt sich kaum noch auf die Verbraucherstrompreise aus, betont Carsten Körnig. Die Preisreduktion ist laut Branchenverband neben Innovationen und Rationalisierungsmaßnahmen auch auf den Konkurrenzdruck zurückzuführen, der durch den verschärften Wettbewerb mit Herstellern aus Fernost in den letzten Jahren erheblich gewachsen ist. Vor allem die mit staatlicher Unterstützung ausgebauten Produktionskapazitäten in China machen den einheimischen Produzenten schwer zu schaffen.
Dennoch bleibt Körnig optimistisch, dass die deutsche Photovoltaikbranche auch weiterhin im internationalen Wettbewerb weiter bestehen kann, auch wenn es gerade für die Modulproduzenten eng wird. „In Deutschland sind viele hoch innovative Solarunternehmen beheimatet, die in ihren Marktsegmenten weiterhin zur internationalen Spitze zählen“, sagte Körnig heute in Berlin. „So können zum Beispiel der Photovoltaikmaschinenbau, Wechselrichterhersteller, Spezialglaslieferanten und Siliziumproduzenten hohe Exportanteile ausweisen. Im internationalen Maßstab einmalig ist die Photovoltaikforschungslandschaft mit ihren über 50 Instituten und Universitäten. Für erhebliche Wertschöpfung in Deutschland sorgen außerdem das Installationshandwerk, Projektierer und die Betreiber der Solarstromanlagen.“ Selbst für die derzeit arg gebeutelten Hersteller von Photovoltaikmodulen sieht er angesichts steigender Transportkostenanteile und wachsender Weltmärkte recht positiv in die Zukunft.
Förderpolitik verstetigen
Um die Erfolgsgeschichte der Photovoltaik weiter fortschreiben zu können, muss die Politik allerdings klar machen, dass sie das auch will. „Es ist höchste Zeit, dass die Bundesregierung die Zweifel zerstreut, dass es ihr mit der Energiewende wirklich ernst ist“, betont Carsten Körnig. Er kritisiert die unstete Förderpolitik der schwarz-gelben Koalition in Berlin, die schon jetzt erheblichen Schaden angerichtet hat. Körnig erinnert daran, dass in den letzten drei Jahren das Fördergesetz insgesamt schon vier Mal geändert wurde, auch wenn er die Hoffnung nicht aufgibt, dass die letzte Novelle noch im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat nachgebessert wird. Schließlich gibt es ja neben der Kosten- auch eine Nutzenseite. „Die bereits getätigten Investitionen in die Photovoltaiktechnologie können sich auch volkswirtschaftlich für Deutschland auszahlen, wenn Deutschland jetzt Flaggschiff bei der Energiewende bleibt und diese Führungsrolle verantwortungsvoll ausfüllt“, erklärt Carsten Körnig. (Sven Ullrich)