Die Rallye auf dem britischen Photovoltaikmarkt hat begonnen. Die üppige Förderung für große Solarparks im Vereinigten Königreich wird zum 1. April auslaufen. Dann nimmt London die Anlagen mit einer Leistung von mehr als 50 Kilowatt – gleichgültig ob sie auf einem Dach oder auf einer freien Fläche errichtet wurden – aus der Förderung durch die Renewables Obligations herausnehmen. Das sind Quoten für die Lieferung regenerativen Stroms an die Kunden, die die britischen Energieversorger erfüllen müssen. Dazu kaufen sie entsprechende Zertifikate, die die Betreiber von Erneuerbare-Energien-Anlagen als Förderung bekommen. Der Preis reguliert sich dabei über einen Zertifikatehandel. Statt dessen sollen diese Anlagen eine Einspeisevergütung erhalten. Dabei unterscheidet das Energieministerium zwischen Freiflächen- und Dachanlagen. Damit strebt London zum einen die Regulierung des Zubaus auf einen Korridor zwischen 2,4 und vier Gigawatt bis 2020 an. Zum anderen will sie mit der Einschränkung des Zubaus auf der Basis von großen Solarparks die Entwicklung eines Marktes anstoßen, der sich vor allem auf die kleinen Dachanlagen und vor allem auf die gebäudeintegrierte Photovoltaik stützt. Die Einspeisevergütung und die Förderung über die Renewable Obligations soll aber eine vorher festgelegte Obergrenze nicht überschreiten.
Scheitelpunkt erreicht
Die Marktforscher von NPD Solarbuzz erwarten den Scheitelpunkt der Projektanmeldungen, die noch bis zum 1. April des kommenden Jahres Chancen auf eine Realisierung haben, mit der Solar Energy UK. Die britische Leitmesse der Solarbranche in Birmingham geht heute zu Ende. „Die Eingänge und Aktualisierungen auf unserer Deal-Tracker-Datenbank waren noch nie so umfangreich wie derzeit“, weiß Finlay Colville, Vizepräsident von NPD Solarbuzz und Leiter der Niederlassung im Vereinigten Königreich. „Die Zeiten in denen die wöchentliche Aktualisierung ausreicht, sind vorbei. Tägliche Neueingänge sind jetzt dir Norm, eine Woche scheint in der britischen Photovoltaikpolitik inzwischen eine schrecklich langer Zeitraum zu sein. Alle, die jetzt außerhalb des Planungsregisters der Regierung für die Renewable Options arbeiten, werden zum 1. April 2015 einen Schock erleben.“
Ausfallrisiko sinkt mit Projektfortschritt
Colville warnt Investoren davor, sich übereilt an Projekten zu beteiligen. „Die Entscheidung, welche Projekte eine reale Überlebenschance haben und welche einen Bieterprozess tatsächlich überleben, ist inzwischen eine riesige Herausforderung“, sagt er. „Wenn sich der Investor für das falsche Projekt entscheidet, liegen die Konsequenzen auf der Hand, wenn der Klippenrand verfehlt wird. Rechte an einem Projekt zu kaufen, das derzeit noch im Baustadium angekommen ist, kann nicht gut enden.“ Vor einer ähnlichen Herausforderung stehen auch die Lieferanten von Komponenten, die sich auf die Montage von Freiflächenanlagen konzentriert haben. „Sie müssen genau entscheiden, welche Projekte sie in ihren Auftragslisten und Lieferplänen behalten“, sagt Colville. Denn die Ausfallraten und die Risiken steigen mit jeder Woche, in der die Projekte in der Planung oder Ausführung nicht vorankommen. So geht Solarbuzz davon aus, dass nur ein von zehn Solarparks bis 2015 tatsächlich in Betrieb geht, wenn das Projekt insgesamt schon zu 20 Prozent realisiert ist. Die Ausfallrisiken sinken mit fortschreitender Realisierung. So hat immerhin ein von fünf Kraftwerken gute Chancen, tatsächlich ans Netz zu gehen, wenn das Projekt bereits zu 40 Prozent voran geschritten ist. Ist das Projekt schon zur Hälfte fertig, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass zwei von fünf Kraftwerken bis zum 1. April 2015 fertig werden.
Pipeline von Risikoprojekten bereinigt
Trotzdem bleiben die Möglichkeiten, sein Geld in einen britischen Solarpark zu investieren, noch umfangreich. Die Amerikaner haben die derzeitige Projektpipeline von risikobehafteten Projekten bereinigt und kommen immer noch auf eine Zahl von über 500 Solarparks, für die noch gute Aussichten bestehen, dass sie rechtzeitig ans Netz gehen. Herausgefallen sind Projekte, die ohnehin schon vom Entwickler zurückgezogen oder von den Genehmigungsbehörden abgelehnt wurden. Aber auch Projekte, gegen die bisher schon Einspruch eingelegt wurde, fallen ebenfalls aus der Datenbank der Amerikaner heraus, obwohl durchaus noch Chancen bestehen, dass diese ebenfalls fertiggestellt werden. „Ohnehin ist das Warten auf ein Ergebnis eines Einspruchverfahrens nicht der beste Ausgangspunkt für ein Projekt Mitte Oktober“, begründet Colville. „Projekte, die wir als zu hohes Risiko ansehen, haben wir ebenfalls von der Gesamtliste gestrichen.“ (Sven Ullrich)