Nachdem die Modulpreise zum Ende des vergangenen Jahres ihren historischen Tiefpunkt erreicht haben, geht es seither wieder nach oben. Seit Januar sind die Module in allen Segmenten wieder teurer geworden. Die steigerungen liegen zwischen 6,1 und 8,8 Prozent – je nach Segment. Den steilsten Anstieg gibt es mit 12,5 Prozent bei den Niedrigpreismodulen. In dieses Segment zählen Paneele mit verminderter Leistung, B-Ware, Module aus Insolvenzen, gebrauchte Module oder Ware ohne oder mit eingeschränkter Garantie. Diese werden inzwischen für durchschnittlich 0,18 Cent pro Watt gehandelt, wie der Hamburger Betreiber des Onlinemodulmarktplatzes PV Xchange mitteilt. Das ist ein Cent mehr als noch im Mai dieses Jahres und drei Cent über dem bisherigen Tiefpreis.
Ein bis zwei Cent mehr pro Watt
Aber auch die anderen Segmente haben seit Mai nochmals zugelegt – mit Ausnahme der Standardmodule mit einer Leistung zwischen 275 und 330 Watt. Diese werden weiterhin für durchschnittlich 0,25 Cent pro Watt gehandelt. Die effizientere Module mit neuen Zelltechnologien wie PERC oder Rückseitenkontakt und einer Leistung von mehr als 335 Watt sind seit Mai um einen Cent pro Watt teurer geworden. Sie kosten inzwischen 0,34 Cent pro Watt. Noch einen Cent pro Watt mehr muss der Projektierer durchschnittlich für komplett schwarze Module bezahlen. Auch hier ist der Preis sei Mai um einen Cent gestiegen – seit Oktober 2020 sogar um vier Cent pro Watt.
Preiswerte Module auf dem Spotmarkt
Auch die Preise für bifaciale Module steigen weiter. Sie kosten inzwischen durchschnittlich 0,37 Cent pro Watt. Im Mai dieses Jahres musste der Projektierer noch zwei Cent weniger für das Watt Modulleistung bezahlen. „Aktuell sind Solarmodule über den internationalen Spotmarkt allerdings preiswerter zu bekommen, als direkt beim Hersteller – dieser bedient sich nämlich vorwiegend aus Überhängen und Rückläufern von nicht realisierbaren Projekten”, weiß Martin Schachinger, Geschäftsführer von PV Xchange.
Silizium kostet mehr
Er sieht kaum eine Chance, dass sich der Trend in den nächsten Monaten umkehren wird. „Während die Beschaffungskosten für Wechselrichter- und Energiespeicher noch weitestgehend stagnieren, explodieren die Preise für Solarmodule förmlich, aber auch für Unterkonstruktion und Installationsmaterial”, sagt er. „Dies ist unter anderem auf eine Vervielfachung der Siliziumpreise zurückzuführen. Seit Anfang des Jahres verdreifachten sich die Kosten für Polysilizium bereits, was einer kontinuierlichen Unterversorgung aufgrund des Kapazitätsmangels zu verdanken ist.” Hier spielt eine Havarie in einer Polysiliziumfabrik in der chinesischen Provinz Xinjang eine gewichtige Rolle. Denn dort werden etwa 40 Prozent des Weltbedarfs an Polysilizium produziert werden. „Deshalb sind sogar eine Verschärfung des Engpasses und damit eine weitere Preissteigerung zu erwarten”, sagt Schachinger.
Preis für Kupfer und Stahl steigt
Doch nicht nur das Silizium ist derzeit knapp und teuer, sondern auch Kupfer und Stahl – die beiden Hauptbestandteile von Kabeln und Montagesystemen für Photovoltaikanlagen – sind in den vergangenen Monaten begehrte Rohstoffe weltweit. „Nicht zuletzt wirken sich die mittlerweile horrenden Kosten für Warenlieferungen in einem globalisierten Markt negativ auf die Komponentenpreise aus – internationale Frachtpreise hatten sich innerhalb des letzten Jahres coronabedingt vervielfacht, auf mittlerweile das Sieben- oder Achtfache des ursprünglichen Wertes”, erklärt der PV-Xchange-Chef. „Bedauerlicherweise ist zu erwarten, dass sich daran in naher Zukunft nicht viel ändert.”
Hürden für den Ausbau beseitigen
Die steigenden Rohstoff- und Transportpreise verteuern alle Energieerzeugungsformen. Doch ist zu erwarten, dass sich die steigenden Preise besonders auf den Solarmarkt und den weltweiten Zubau niederschlagen. Immerhin können noch Projekte realisiert werden, für die die Modulpreise noch vor der aktuellen Preissteigerung ausgehandelt wurden. Doch Martin Schachinger geht davon aus, dass weitere geplante Großprojekte erst einmal auf Eis gelegt werden, bis sich die Situation wieder entspannt. Alternativ sieht er den schnellen Abbau von Marktbarrieren durch die Gesetzgeber als Mittel der Wahl, um dem befürchteten Rückgang des Zubaus zu begegnen. „Allerdings bedarf es auch größerer Ausschreibungsvolumina und eines unkomplizierten Zugangs zu den öffentlichen Auktionen, gerade auch für kleinere Player”, beschreibt Martin Schachinger eine weitere Möglichkeit, die Energiewende weiter voranzutreiben. (su)
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