Der Solarmarkt in Südafrika steht in den Startlöchern. Die Regierung in Pretoria hat das Ziel ausgegeben, 17,8 Gigawatt Ökostromleistung bis 2030 zu errichten. Ein großer Teil davon soll mit Photovoltaik und mit konzentrierenden solarthermischen Kraftwerken (CSP) realisiert werden. In den vergangenen Jahren ist schon einiges an Erzeugungskapazitäten aufgebaut worden und weitere Anlagen folgen noch in diesem Jahr. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie des amerikanischen Marktforschungsinstituts New Energy Update.
500 Megawatt jährlich sind möglich
Zwar ist in Südafrika bisher nur in der Provinz Westkap eine Einspeisevergütung für Ökostromanlagen etabliert, doch die Regierung lockt mit einem Ausschreibungssystem. Die bisher drei abgeschlossenen Ausschreibungsrunden waren jedes mal mehrfach überzeichnet. Deshalb hat das Energieministerium in Pretoria im vergangenen Jahr eine vierte Ausschreibungsrunde eingeschoben, an der die Projekte teilnehmen konnten, die bisher in den Ausschreibungen verloren haben.
Das zeigt, dass der Bedarf an Photovoltaik-, solarthermischen und Windkraftanlagen riesig ist. Dieser wird auch noch weiter steigen. „Bis 2030 könnte sich der Energiebedarf in Südafrika auf rund 90 Gigawatt verdoppeln“, zitiert der Kölner Gestellhersteller Renusol das südafrikanische Energieministerium. Renusol hat das Potenzial entdeckt und sich mit Lumax Energy einen Partner vor Ort gesucht. „500 Megawatt pro Jahr sind möglich, wenn die Regierung die Solarstromerzeugung noch stärker unterstützt, zum Beispiel durch steuerliche Anreize oder durch eine Einspeisevergütung in allen Provinzen“, rechnet Frans-Willem Vermaak mit Blick auf die Entwicklung des Photovoltaikmarktes in Südafrika vor. Er ist als Business Developement Manager für das Großhandelsgeschäft bei Lumax Energy verantwortlich.
3,7 Gigawatt über Ausschreibungen realisieren
Über die Ausschreibungen sind bisher der meisten Photovoltaikprojekte realisiert worden. Das Energieministerium strebt damit an, über diese Verfahren den Bau von insgesamt 3,725 Gigawatt Ökostromerzeugungsleistung zu bauen. Davon sollen 1,45 Gigawatt auf die Photovoltaik und 200 Megawatt auf die Errichtung von CSP-Kraftwerken entfallen. Den größten Anteil soll mit 1,85 Megawatt die Onshore-Windkraft haben.
Von diesem Zubauziel hat das Energieministerium allein in der dritten Runde im April des vergangenen Jahres 1,2 Gigawatt ausgeschrieben. Davon haben Windenergieprojekte mit einer Gesamtleistung von 676 Megawatt Windenergie und Solarenergieprojekte mit einer Gesamtleistung von 415 Megawatt gewonnen. Diese Anlagen sollen noch bis November dieses Jahres ans Netz gehen. Das Volumen der zusätzlichen Ausschreibungsrunde im Juli des vergangenen Jahres betrug insgesamt 1,8 Gigawatt. Davon gewannen Onshore-Windprojekte mit einer Gesamtleistung von 650 Megawatt, Photovoltaikprojekte mit einer Gesamtleistung von 520 Megawatt.
Einheimische Komponenten zählen
Dabei spielt der gebotene Preis für die Kilowattstunde zwar die Hauptrolle. Doch in die Bewertung der einzelnen Projekte gingen mit einer Gewichtung von 30 Prozent auch die Unterstützung der einheimischen Wirtschaft ein. Neben den weit verbreiteten Local-Content-Regelungen, die die Nutzung einheimischer Komponenten in den Anlagen vorsehen, ging es auch um die Schaffung neuer Arbeitsplätze oder die Stärkung der Wirtschaftskraft der farbigen Bevölkerung.
Deshalb ist Renusol nicht das einzige europäische Unternehmen, das auf dem südafrikanischen Markt vertreten. Ist. Längst haben sich die Leistungselektroniker von SMA und ABB genauso etabliert wie Siemens oder Juwi. „Die internationalen Projektentwickler kommen meist aus den Vereinigten Staaten, Europa und China und sie erreichen eine riesige enorme Preissenkungsraten durch die Massenfertigung in Südafrika, weil die Hersteller erwarten, dass das Ausschreibungsvolumen auf 6,3 Gigawatt ausgeweitet wird“, erklärt die südafrikanische Wirtschaftsberaterin Celine Paton gegenüber New Energy Update. „Diese Unternehmen wissen, dass sie von den Bietern eher präferiert werden, wenn sie Büros in Südafrika haben, einheimische Arbeitskräfte in ihren Teams und einheimische Subunternehmer und Zulieferer beschäftigen.“ Vor allem für die europäischen Unternehmen ist Südafrika ein Ausweg, so lange die heimischen Märkte wegen der sperrigen regulatorischen Rahmenbedingungen schwächeln.
Anlagenpreise sinken rasant
Die in den Ausschreibungen erzielten Preissenkungen werden auch auf die anderen Marktsegmente in Südafrika durchschlagen. Denn vor allem Photovoltaikdachanlagen auf Privat- und Gewerbegebäude sind bisher noch wenige gebaut. Wenn die Kosten für die Anlagen aber weiter sinken, weil die Hersteller riesige Preissenkungen mit dem Bau von Solarkraftwerken realisieren, wird auch das Segment der Dachanlagen weiter Fahrt aufnehmen. So lagen die Preise für die Kilowattstunde Solarstrom in den ersten beiden Ausschreibungen noch weit über den Stromkosten in Südafrika. Doch in der dritten und in der Zusatzausschreibung im vergangenen Jahr sanken die Gestehungskosten weit unter die reinen Stromkosten. So ist Solarstrom inzwischen viel billiger als Strom aus dem Netz. Während in den Ausschreibungen Preise von 88,1 und 78,6 südafrikanische Cent (4,83 und 4,31 Eurocent) erzielt wurden, liegt der Strompreis – ohne Steuern und Abgaben – bereits bei 118 südafrikanische Cent (6,48 Eurocent).
Stromausfälle treiben den Photovoltaikmarkt
Dazu kommen noch die häufigen Stromausfälle, die vielen Unternehmen zu schaffen machen. Auf diese Weise schätzt das Energieministerium den Gesamtmarkt für Dach- und Gewerbeanlagen auf rund 22,5 Gigawatt bis 2030. „Schon jetzt investieren Hausbesitzer und Gewerbetreibende in Solarstrom“, berichtet Frans-Willem Vermaak von Lumax Energy. „Denn wir haben hier nicht nur jede Menge Sonne, sondern auch sehr viele geeignete Flächen für die Solarstromerzeugung und viele Menschen wollen sich unabhängig von den Stromausfällen machen, die es in Südafrika immer wieder gibt. Bei Stromengpässen werden manchmal ganze Vororte für mehrere Stunden vom Stromnetz abgekoppelt.“ Zudem ist Südafrika ein idealer Ausgangspunkt für den Markteintritt in anderen Ländern Afrikas. (Sven Ullrich)