Die erste Hälfte des solaren Großprojektes in Blythe entsteht als Photovoltaikanlage. Der Projektentwickler Solar Millenium aus Erlangen will die ersten 500 Megawatt des Ein-Gigawatt-Kraftwerks in der kalifornischen Wüste nicht mehr als Parabolrinnenkraftwerk umsetzen. „Damit reagieren wir schnell und pragmatisch auf den Markt, der in Kalifornien momentan Photovoltaik begünstigt“, sagt Christoph Wolff, Vorstandsvorsitzender von Solar Millennium.
Die Grundlast ist gedeckt
Die USA braucht derzeit keine Kapazitäten bei der Grundlast, sondern muss vor allem die Spitzenlast in den Mittagsstunden abdecken. Dadurch honorieren die Stromabnehmer, der den Preis bestimmt und mit denen man als Stromproduzent einen Abnahmevertrag schließt, in den Tarifen besonders den Spitzenlaststrom. „Für den Vorteil der Speicherbarkeit und der Planbarkeit von Strom aus solarthermischen Kraftwerke gibt es hingegen noch keinen Bonus“, erklärt Susanne Krebs, Pressesprecherin von Solar Milennium.
Der zweite Grund für die Abkehr der Erlanger von Solarthermie ist der immense Preisverfall bei photovoltaischen Anlagen in den letzten zwei Jahren. „Als wir im Jahr 2009 angetreten sind, um dieses Projekt zu realisieren, waren die Preise für solarthermische Kraftwerke und Photovoltaik ungefähr auf dem gleichen Level, solarthermische Kraftwerke sogar noch etwas günstiger“, sagt Susanne Krebs. „Inzwischen sind die Preise für Materialien gestiegen, die man für ein Parabolrinnenkraftwerk braucht. In der gleichen Zeit sind die Preise für ein Photovoltaikkraftwerk aber extrem gefallen. Deshalb haben wir uns entschieden, den ersten Teil des Projekts in den USA als Photovoltaikkraftwerk zu realisieren.“ Ob sie dann die zweiten 500 Megawatt auch mit Photovoltaik oder als solarthermische Anlage bauen, bleibt noch offen. „Wir können noch nicht einschätzen, wie sich in den nächsten Jahren der Markt in den USA entwickelt“, so Susanne Krebs. „Wir sind aber sicher, dass in den USA auch der Grundlastbedarf gedeckt werden muss und da wird es auch Förderinstrumente geben. Man wird die Tarifstruktur entsprechend anpassen. Wenn sich Solarthermische Kraftwerke dann wieder rentieren, kann man weitere Projekte oder auch den weiteren Ausbau von Blythe auch mit Concentrating Solar Power gestalten.“
Keine Bürgschaft aus Washington
Allerdings stehen vor dem Bau von Blythe nun wieder neue Hürden. Zum einen müssen die Projektentwickler die Finanzierung wieder neu überdenken. Denn für den Bau des Parabolrinnenkraftwerkes hat das Department of Energy (DOE) eine Kreditbürgschaften gegeben. Unter diesen Voraussetzungen hätte Solar Millennium das Projekt auch realisieren können. Die Bürgschaft gilt für das Photovoltaikkraftwerk nicht. „Der Preisunterschied ist aber inzwischen schon so signifikant, dass wir hierfür die Bürgschaft gar nicht brauchen“, sagt die Pressesprecherin. Man teilt das große Projekt in einzelne Tranchen und finanziert diese Tranchen jeweils separat über den freien Bankenmarkt. Das ist für die Banken, die eine solche Tranche finanzieren, üblicher als ein großes Solarthermiekraftwerk.
Aber auch die Genehmigungen, die ja bisher auf der Basis eines Parabolrinnenkraftwerks ausgestellt waren, müssen wieder neu eingeholt werden. Da sieht man bei Solar Millennium aber keine Probleme. Susanne Krebs gibt sich da optimistisch: „Einige Genehmigungen braucht man neu, andere gelten noch, bei manchen Genehmigungen sind die gleichen Behörden zuständig und haben schon Unterlagen. Das Genehmigungsverfahren und auch der Bau der Anlage wird mit Photovoltaik sehr viel schneller gehen, so dass wir es durchaus für möglich halten, dass wir den ursprünglich geplanten Zeitpunkt für den Netzanschluss 2013 auch mit Photovoltaik halten können.“ (Sven Ullrich)